Thema: Briefmarkenflut, Nutzungsrückgang, Sammlerschwund - Aussichten der Philatelie
opti53 Am: 21.11.2021 18:04:11 Gelesen: 7107# 8@  
Hallo,

vielleicht muss man bei dieser Diskussion ganz vorne anfangen. Schon von Anbeginn an konnte man die Menschheit in Sammler und Jäger einteilen. Daran hat sich eventuell nichts geändert. In [1] wird ausgeführt, dass 59% der Deutschen etwas sammeln. Das können Steine vom Urlaubs-Strand, CD's oder Bücher, aber auch Payback-Punkte sein. In dieser Befragung werden am Ende der Liste auch Briefmarken und Münzen genannt (mit nur 3% der Befragten). 26% geben an, dass das Sammeln sie glücklich macht. Für 13% ist der Wert der Sammelobjekte von Bedeutung (wobei der Anteil der Männer höher ist als der der Frauen).

Nun wird das gesammelt, was man kennt, bei dem es nicht aussichtslos ist, eine Sammlung zusammen zu bringen, und was Vorteile oder Anerkennung bringt.

In früheren Jahren waren Briefmarken allgegenwärtig. Heute gibt es zwar auch noch Briefpost, aber nur selten klebt eine Briefmarke darauf. Deswegen kennen viele (und vor allem jüngere Menschen) die Briefmarken nicht mehr so, wie es in unserer Jugend der Fall war. Es war weder früher noch heute aussichtslos, eine Briefmarkensammlung zusammenzustellen, ohne dass man sehr reich sein muss. Das ist bei Autos oder Kunst deutlich anders. Nur bringt das Sammeln von Briefmarken nicht mehr die gesellschaftliche Anerkennung, noch den wirtschaftlichen Gewinn. Freude kann das Sammeln von Briefmarken trotzdem machen, wenn man erst einmal den Zugang dazu gefunden hat.

Was bedeutet das für die Zukunft? Den Fortschritt der Technik kann man nicht aufhalten. Es wird deswegen immer weniger Briefmarken geben, denen die Menschen im Alltag begegnen. Aber es gibt andere Versendungsformen, die man sammeln könnte. Hier wäre dann auch eine Wertbestimmung oder Katalogisierung förderlich. Dann würde vielleicht so mancher wieder aufmerksamer auf seine Post schauen. Und dann interressiert er sich vielleicht wieder für die Versendungsformen von früher, als es noch Briefmarken gab. Überhaupt die sinkenden Werte unserer Sammelobjekte. Wie ich an anderer Stelle in diesem Forum schon ausgeführt habe, ist das nicht wirklich so, aber es wird nicht wahrgenommen.
Was noch fehlt, ist die Anerkennung. Man traut sich ja oft gar nicht mehr, sich als Briefmarkensammler zu outen. Hier kann man wenigstens in den Vereinen unter Gleichgesinnten positives Feedback bekommen. Noch besser wäre es, wenn der Briefmarkensammler beim Rest der Bevölkerung nicht mitleidig belächelt würde.

Es würde mich freuen, wenn diese Gedanken weitere Diskussionen erzeugen würden.

Viele Grüße

Thomas


[1]https://www.presseportal.de/pm/31465/3697666
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/16469
https://www.philaseiten.de/beitrag/281549