Thema: Briefmarkenflut, Nutzungsrückgang, Sammlerschwund - Aussichten der Philatelie
filunski Am: 21.11.2021 22:53:57 Gelesen: 6782# 16@  
Hallo zusammen,

ja sicherlich eine interessante Analyse, aber auch m.E. zu sehr auf die organisierte und althergebrachte Philatelie bezogen. Auch nur von dieser liegen ja (unzuverlässige ;-)) Zahlen vor.

Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter als Christoph [#12] und behaupte die Zahl der nicht im BDPh (und oft auch sonst nirgendwo) organisierten Sammler und Philatelisten aller Couleur ist viel größer als die der BDPh Mitglieder. Darunter gibt es durchaus auch jüngere Sammler für die eine BDPh oder überhaupt althergebrachte Vereinsmitgliedschaft überhaupt nicht erstrebenswert ist oder auch nur erwägt wird. Mir ist dies, nicht nur ob der starren von "erstarrten" und antiquierten Landesverbänden dominierten BDPh Szene durchaus verständlich. Wäre ich nicht wegen meiner verschiedenen ArGe-Mitgliedschaften und auch Vorstandsposten "gezwungen" im BDPh Mitglied zu sein, ich wäre es wahrscheinlich auch nicht (auch wenn diese Worte von meiner Person jetzt vielleicht bei so manchem alten BDPh-Funktionär Stirnrunzeln auslösen mögen ;-)).

Diese "unorganisierten" Leute hat die organisierte Philatelie, allen voran bei uns in Deutschland der BDPh, schon lange nicht mehr erreicht und wird deshalb im Laufe der kommenden Jahre wegen steten und demnächst immer schneller fortschreitenden Mitgliederschwunds immer mehr Richtung Nirgendwo verschwinden.

Zur sogenannten und von Manchen so empfundenen "Markenflut". Davon kann bei uns in Deutschland nicht die Rede sein, das Ausgabeprogramm, auch wenn es wie immer nicht allen und jedem gefällt (war auch schon vor 50 Jahren so), ist durchaus noch maßvoll und erträglich. Zumindest ich, auch ein Bund postfrisch Abo Bezieher (obwohl ich postfrisch überhaupt nicht sammle) freue mich jeden Monat auf die Neuausgaben, selbst dann, wenn mir persönlich nicht jede Marke gefällt. Solange die DPAG, für die im Übrigen Sammler und Philatelisten, zumindest in den oberen Etagen der DPAG, eher ein lästiges Anhängsel darstellen, damit immer noch Gewinn machen kann (die Markenausgaben kosten ja in der Herstellung nicht annähernd das was als Nominale drauf gedruckt ist) wird dieser Pfad noch weiter beschritten.

Es sind auch lange nicht nur Sammler die Neuausgaben kaufen und verwenden. Gerade die praktischen selbstklebenden Marken auf den Folienblättern werden gerne gekauft und als Frankatur verwendet. Sogar von kleinen und mittleren Betrieben, Kanzleien etc. für die sich oft die Anschaffung einer Frankiermaschine nicht lohnt. Selbst viele mir bekannte Postagenturen (im Einzelhandel) frankieren munter und gerne auch mit den nassklebenden Neuausgaben. Das "philatelistenunfreundliche" Gehabe und Gebären (nur noch Labelfrankatur, keine Marken mehr am Schalter) habe ich zumindest bisher nur bei den Postbanken erlebt (auch dort nicht immer und überall). Viele Sammler meinen bis heute noch, wenn sie zu ihrem "alten Postamt" gehen, müsste das noch so sein wie vor 30 Jahren. Diese ehemaligen Hauptpostämter sind schon lange keine Post ämter mehr, sondern heute Postbanken und werden längst von der Deutschen Bank betreut (und zunehmend immer mehr aufgelöst). Die vermeintlichen "Postler" darin sind Bankangestellte (legen da oft großen Wert darauf) und denen ist auch oft alles was mit Post zu tun hat (insbesondere Briefmarken) lästig und sie kommen dem entsprechend widerwillig nach. Auch das wird sich im Laufe der nächsten Jahre erledigen, wenn die letzte heute noch bestehende Postbank abgewickelt ist und alle Postaufgaben nur noch von den Agenturen, egal ob im Einzelhandel oder wie auch heute schon wieder zunehmend, von der DPAG selbst betrieben aus Containern heraus oder kleinen angemieteten Räumlichkeiten, erledigt werden. Noch hat die DPAG den Auftrag der flächendeckenden Postversorgung der gesamten Bevölkerung. Meine Erfahrungen mit diesen Postagenturen sind zum größten Teil durchaus positiv, steht und fällt mit den dort beschäftigten Personen. Aber auch dort fühle ich mich als Philatelist mit oft "exotischen" Sonderwünschen durchaus gut aufgehoben. Es hilft da aber auch sehr, freundlich und humorvoll aufzutreten und nicht dem Klischee des muffligen, alten "Briefmarkensammlers" zu entsprechen. Manchmal hilft es auch den dort beschäftigten Damen ein paar nette Worte zu machen und im Anschluss eine positive online Bewertung abzugeben.

Ich sehe das Ende der Philatelie noch lange nicht gekommen, nur eben die Erscheinungsform wird sich zunehmend verändern und man tut gut daran sich daran anzupassen, sich damit zu arrangieren und nicht den "guten alten Zeiten" hinterher zu jammern. ;-)

Viele Grüße,
Peter
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/16469
https://www.philaseiten.de/beitrag/281594