Thema: Briefmarkenflut, Nutzungsrückgang, Sammlerschwund - Aussichten der Philatelie
Silesia-Archiv Am: 23.11.2021 19:46:14 Gelesen: 5609# 33@  
Hallo,

nun habe ich auch Zeit gefunden um meine Meinung zu dem Aufsatz von Dr. Gärtner zu schreiben. Ohne direkt auf den Inhalt einzugehen, möchte ich meine eigene Meinung darstellen.

Weihnachten 1968 bekam ich von meinen Eltern ein Briefmarkenalbum geschenkt und ebenso ein kleineres Album mit abgelösten Marken von meinem Onkel. Das war der Startschuss meiner Leidenschaft. Meine ersten Marken waren die Jugendmarken 1969 (Pferde) und die beiden Flugzeugwerte. Ab diesem Zeitpunkt gab mir mein Vater Hinweise wann neue Marken erscheinen und ermutigte mich Zusehens Marken zu sammeln, weil es ihm als Beamter der Deutschen Bundespost (u.a. auch im Schalterdienst) damals offiziell verboten war als Postler Briefmarken zu sammeln.

Als 1973 die Musikinstrumente erschienen, war ich von diesem Marken sehr begeistert. Vor dem Postamt standen zu damaligen Zeiten zwei fliegende Händler, die auch bereits fertige goldglitzernde Ersttagsbriefe (FDC) anboten. Da war die Stunde FDC's zu sammeln für mich geschlagen, selbst meiner Mutter gefielen die so sehr, dass sie auch welche haben wollte. Hinzu kam, dass ich in diesem Zeitraum mein Praktikum bei der Deutschen Bundespost machte und so u.a. den Ablauf des Briefwesens kennenlernte, vom Briefkastenleeren, über sortieren und selber abstempeln bis wieder sortieren und austragen lernte ich alle Bereiche auch den Schalter kennen. Dies steigerte mein Interesse am Briefmarkensammeln und ich fuhr mit meinem Vater zu einigen überregionalen Briefmarken-Tauschtagen in der Nähe. So lernte ich auch Marken anderer Länder kennen und es wurde immer interessanter für mich Marken zu sammeln, mein Taschengeld war schnell aufgebraucht.

1978 lernte ich durch meinem neuen Job einen für mich damals schon älteren Herrn kennen, der ein begeisterter Sammler war und noch heute ist. Unsere Freundschaft um das sammeln wurde immer intensiver zumal er genau wie meine Eltern aus Schlesien kam. Noch heute sind wir in engem Kontakt wenn es ums Sammeln geht. Bis vor der Pandemie fuhren wir gemeinsam auf Tauschtage und Briefmarkenmessen. Zudem besorgten wir uns damals im Postamt am Bonner Bundeshaus die Berliner Ausgaben. Meine Leidenschaft des Sammelns wurde wieder gesteigert.

Als Azoren und Madeira anfingen eigenständige Briefmarken herauszubringen, meinte ein weiterer ehemaliger Kollege und Sammler, das müsste man jetzt sammeln, das bringt mal Geld. Ich ließ mich überreden, stellte aber nach einem halben Jahr dieses Sammelgebiet ein.

Da ich ab 1980 beruflich sehr viel mit aller Welt zu tun hatte, sammelte ich nun auch diese gestempelten Marken, die ich dann auf Tauschtagen einlöste. Ab diesem Zeitraum beschränkte ich mein Sammeln auf deutsche Briefmarken postfrisch und gestempelt, sowie FDC. Durch den Besuch von Briefmarkenmessen interessierte ich mich immer mehr für echt gelaufene Briefe und nahm diese in mein Sammelgebiet mit auf.

Noch lange Jahre vor der Wende lernte ich, auch einmal persönlich, einen Tauschpartner aus der DDR kennen und wir tauschten die Neuerscheinungen beider Deutscher Staaten aus. Selbst Weihnachten gab es die üblichen gegenseitigen Päckchen. Direkt nach der Wende warf dieser jedoch aus einem mir unbekannten Grund das Handtuch und ich suchte mir umgehend einen Neuen Tauschpartner mit dem heute noch in gutem Kontakt stehe. Nun war mein Sammelgebiet Deutschland komplett.

Aus Interesse am Sammeln nahm ich irgendwann europäische Dauerserien hinzu, die mich ähnlich wie die deutsche Dauerserie der Blumenmarken begeistern.

Noch heute sammle ich alle deutschen Neuerscheinungen in allen Varianten und werde dies, auch wenn mir oft die Motive nicht gefallen, weiter tun. Von Marken der Privatpost, die moderne Label-Freimachung, etc. was es da alles gibt, bin ich kein Freund und werde ich auch nie sein.

Auch wenn es manchmal an den Geldbeutel geht, ich habe Spaß am Sammeln und bedauere, dass die heutige Post die so gut geführten Philatelie-Schalter aufgegeben hat.

Die Pandemie brachte mich durch den Homeoffice dazu, meine Sammlung neu zu ordnen und überzählige Marken und Belege abzustoßen.
Auch wenn die Post einem immer mehr Knüppel zwischen die Beine legt und das beschaffen neuer Marken und Belege immer mehr auf Schwierigkeiten stößt, werde ich weiter sammeln solange es mir möglich ist. (In Weiden erhalten ich leider nicht das was ich möchte.)

Allen anderen Philatelisten viel Spaß beim Sammeln,
beste Sammlergrüße
Michael
 
Quelle: www.philaseiten.de
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