Thema: DDR-Kleinbögen: Druckbögen Leuchterspinnen - nur geringe Zahl bekannt
drmoeller_neuss Am: 21.12.2021 13:07:14 Gelesen: 7277# 13@  
Bei diesen Druckbögen dürfte es sich nicht um Makulatur handeln. In der DDR wurde alles verwertet, ohne Rücksicht auf den dafür benötigtem personellen Einsatz. Selbst die Verstärkungspappen der offiziellen Aussendungen der Briefmarkenversandstelle in Berlin wurden wieder eingesammelt. Der Empfänger sollte die Pappen einfach in den Briefkasten werfen, sie wurden dann als Postsache zur Versandstelle zurückgeschickt.

Interessant ist die Fragestellung, warum diese Bögen jetzt auf den Markt kommen und aus welcher Quelle. Möglicherweise sind SED-Größen damit bedacht worden, und die Erben versilbern jetzt den Schatz, nachdem Gras über die Sache gewachsen ist.

Ich halte es aber für wahrscheinlicher, dass diese Druckbögen von Anfang an für die "Devisengewinnung" abgezweigt wurden. Die berühmt berüchtigte KoKo unter den Fittichen von Devisen-Beschaffer Schalck-Golodkowski wusste genau, was sich im Westen versilbern liess. Dort gab es unter den Händlern auch Helfershelfer, denen die Herkunft der Ware egal war, solange der Rubel rollte. [1]

Für Briefmarken war der VEB Philatelie Wermsdorf zuständig. Das Unternehmen ist nach der Wende in die Deutsche Bundespost als Tocherbetrieb aufgegangen, aus einem "Ost-VEB" wurde ein "West-VEB".

Carsten Burkhardt könnte als zuständiger Prüfer einmal offiziell bei Giesecke & Devrient in Leipzig nachfragen, was es mit diesen Druckbögen auf sich hat. Vielleicht gibt es dafür noch einen Spezialauftrag in den Akten. Ich gehe aber nicht davon aus, dass aus der noch heute renommierten Wertpapierdruckerei diese Bögen einfach "verschwunden" sind.

Sammler sollten sich mit dem Erwerb ruhig Zeit lassen. Es ist derzeitig nicht abzusehen, wie viele Stücke vorhanden sind. Möglicherweise tauchen Zwischenpaarstege demnächst als "Katalogschlager" bei den einschlägigen Versandhändlern vom Bodensee und anderswo auf, genau wie die SS- und SA-Marken. Ich erinnere nur an die ungezähnten "Phasendrucke" der siebziger Jahre, die ich auch schon einmal aus der 1-Euro-Kiste gezogen habe. Wer weniger Geduld hat, bekommt diese geschnittenen "Raritäten" problemlos auf ebay ab zehn Euro aufwärts.

Die ganze Aktion wirft meiner Meinung nach ein schlechtes Licht auf den BPP. Dort wird der Bogen durch den Prüfer Heiko König BPP auf 30.000 EUR taxiert, um bei den Prüfgebühren ordentlich verdienen zu können.

Unter diesen Umständen sollte auf eine Prüfung durch einen BPP-Prüfer verzichtet werden. Unverfängliches Vergleichsmaterial ist Massenware und wie bereits Holger Rahn vom HPK-Shop geschrieben hatte, ist eine Fälschung sehr aufwendig, da die DDR hier ein kombiniertes Druckverfahren eingesetzt hatte. Bei dem Papier handelt es sich nicht um das übliche dicke, in der DDR produzierte Postwertzeichenpapier aus Königstein, sondern um Importpapier aus der Schweiz.

[1] https://www.spiegel.de/politik/wat-denn-lauter-hitler-koeppe-a-16222577-0002-0001-0000-000013491740?context=issue
 
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