Thema: DDR-Kleinbögen: Druckbögen Leuchterspinnen - nur geringe Zahl bekannt
drmoeller_neuss Am: 21.12.2021 18:37:25 Gelesen: 7109# 17@  
@ Carsten Burkhardt [#14]

Frage doch einmal bei Heiko König selbst nach. Vielleicht hat er noch weitere Informationen zur Herkunft dieser Bögen.

bei der Papiermühle vor der Vernichtung „gerettet“ : das ist das übliche Märchen. Ich bekomme das in Neuss hautnah mit, wenn die Kartonwerke mit 40-Tonnern beliefert werden. Da stochert niemand im Altpapier herum. Nachdem die Altpapierbunker einmal fast eine Woche lang gebrannt haben, bis die Feuerwehr den Brand endlich gelöscht hatte, ist das ganze sehr gut bewacht. Im übrigen würden die Bögen dann nicht so jungfräulich aussehen.

Was Wermsdorf anbetrifft, ist bei mir vor 5-6 Jahren ein ehemaliger Mitarbeiter aufgeschlagen mit Taschen voller DDR-Bögen. Er hätte dort nach der Wende an der Computer-Anlage zur Inventarisierung gearbeitet, und sie wären zeitweise finanziell klamm gewesen und ihm statt Geld Briefmarken aus ihren Beständen bezahlt.

Kompensationsgeschäfte wie im Mittelalter "Ware gegen Ware" waren in der DDR und kurz nach der Wende nichts ungewöhnliches. Die DDR war seit den siebziger Jahren eigentlich immer finanziell klamm. Das Wohnungsbauprogramm der DDR hatte die Leistungsfähigkeit des Staates bei weitem überschritten, so dass die DDR kurz vor der Pleite war.

Schalck-Golodkowskis KoKo passte eher zu einer Bananenrepublik als zu einem Industriestaat wie die DDR. Aber Devisen waren kostbar und jeder Weg war der DDR recht. Da wurden die Archive von Museen genauso leer geräumt wie "vergessene" Bankschliessfächer. Industriegüter würden als Tauschobjekte eingesetzt. Ghana bekam Eisenbahnwagen gegen Kaffeebohnen, Volkswagen für Autos ein schlüsselfertiges Observatorium (steht heute noch in Wolfsburg).

Umgekehrt hat die KoKo auch Feuerwehr gespielt, und Versorgungslücken in der DDR überbrückt. Da sind Stasi-Mitarbeiter in westdeutsche Baumärkte ausgeschwärmt, um Bohrhämmer zu kaufen, mit denen festgefrorene Braunkohle freigeklopft werden sollte. Im kleinen hat der Tausch auch gut funktioniert und wurde im gewissen Masse auch toleriert, weil die schlimmsten Versorgungsengpässe damit kaschiert wurden. Wenn es der Stasi zu bunt wurde, war ein Verfahren wegen Steuerhinterziehung oder ein Devisenvergehen fällig.

Mir hat es im Westen auch nicht geschadet, DDR-Briefmarken habe ich zum doppelten Preis an Sammler ohne DDR-Beziehungen verkauft, und DDR-Lehrbücher an Komilitonen. (die Lehrbücher der DDR waren sehr gut und auch im Westen Standardliteratur).

Ich gehe davon aus, dass die Druckbögen offiziell zur Devisenbeschaffung vorgesehen waren und jetzt Kraut über die Sache gewachsen ist bzw. eventuelle (Straf-)taten verjährt sind. Zur Gewinnmaximierung ist es sinnvoll, diese Bögen in kleinen Dosen in den philatelistischen Kreislauf einzuschleussen, besser als 1000 Stück auf einmal in einer Auktion zu verramschen.

Ich rate den Sammlern, erst einmal abzuwarten.
 
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