Thema: Bund: Melden DPAG und BDPh massiv überhöhte Zuschlagsmarken-Auflagen ?
drmoeller_neuss Am: 22.12.2021 18:23:22 Gelesen: 3198# 9@  
@ 22028 [#2]

TeeKay greift auf im Netz verfügbare Quellen zurück, deren Seriosität außer Zweifel stehen sollte. Ich gehe davon aus, dass die Deutsche Post AG die Auflagenhöhen und die Stiftung Jugendmarke die Zuschlagseinnahmen korrekt angeben. Das ist kein dünnes Eis, und die Frage von TeeKay ist berechtigt, wie der Unterschied zwischen den aus der Auflage zu erwartenden Zuschlagserlösen und den tatsächlich vereinnahmten Zuschlägen zustande kommt.

Bei den Wohlfahrtsmarken lässt sich das noch erklären, da die Wohlfahrtsverbände für ihre eigene Post Zuschlagsmarken als "Werbung" verwenden, ohne den Zuschlag abführen zu müssen. Bisweilen wurden auch Zuschlagsmarken mit "Rabatt" verkauft, d.h. es wurde nicht der volle Zuschlag berechnet oder gar nicht, wenn der Käufer stattdessen eine Spende für die Gemeindekasse tätigte. Leider waren das keine Einzelfälle, und die Post hatte die an die Wohlfahrtsverbände ausgelieferten Bögen mit einer "Spezialzähnung" versehen, um diesem Treiben auf die Spur zu kommen. (siehe dazu die Neuerscheinung von Günther Schwarz, "WFZ Die Wohlfahrtszähnung", in Farbe, 1. Auflage [1])

Ich weiss nicht, ob die Post die Zuschläge in voller Höhe abführt oder die eigenen Vertriebskosten von den Erlösen abzieht. Das würde aber immer noch nicht die Differenz erklären.

Die gleiche Frage stellt sich bei der Zuschlagsmarke zum "Tag der Briefmarke" mit dem Nennwert von 155 + 55 (Michel-Katalognummer 3491 [2]). Bei einer Auflage von 2.1 Millionen [3] müssten die Zuschlagseinnahmen etwa 1.16 Millionen EUR betragen, tatsächlich berichtet die Stiftung Philatelie nur von Zuschlagseinnahmen in Höhe von 0.24 Millionen. Laut Stiftungsbericht waren es im Jahr 2020 61.936 EUR, und im Jahr 2019 181.554 EUR an Einnahmen. Hier wurde offensichtlich nur jede fünfte gedruckte Zuschlagsmarke an den Mann oder Frau gebracht.

Die Erlebnisteams Briefmarken haben in ihrem Vorrat noch viele ältere Ausgaben. So wurde der Dinosaurier-Block aus dem Jahr 2008 noch zehn Jahre später auf der Briefmarkenmesse Essen angeboten.

Trotzdem stellt sich die Frage, warum soviel über Bedarf gedruckt wird. Die Zuschlagsmarken werden fast nur von Sammlern gekauft und nicht an alle Postfilialen geliefert. Nur die Wohlfahrtsmarken werden von anderen Postkunden verlangt. Dafür werden die selbstklebenden Marken in den Markensets und den Rollen aufgelegt.

Wird die Deutsche Post AG vom Finanzministerium vertraglich verpflichtet, eine bestimmte Auflage zu drucken, auch wenn offensichtlich die Nachfrage durch Sammler viel geringer ist?

[1]https://www.philaseiten.de/philabuch/show/340
[2]https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ME=208241#M477
[3]https://www.bdph.de/fileadmin/Dateien/Downloadbereich/Orga/Auflagen_MH___FB_2005-2020.pdf
[4]https://www.philatelie-stiftung.de/wp-content/uploads/sites/16/2021/08/Rechenschaftsbericht-2020.pdf
[5]https://www.philatelie-stiftung.de/wp-content/uploads/sites/16/2020/06/Rechenschaftsbericht-2019.pdf
 
Quelle: www.philaseiten.de
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