Thema: Altdeutschland Bayern Eingehende Briefe
bayern klassisch Am: 31.12.2021 12:22:54 Gelesen: 107909# 561@  
Liebe Freunde,

weil auch die Währungsgeschichte des 19. Jahrhunderts immer auch eine bedeutende Rolle für die Interpretation von Poststücken bietet und die entsprechenden Reduktionsverhältnisse kennen sollte, suchte ich einen Brief aus Württemberg nach Bayern in der Zeit vom 1.7.1875 bis z um 31.12.1875. Warum das?



Ganz einfach: Das Deutsche Reich stellte zum 1.1.1875 seine Währung von Groschen/Kreuzer auf Mark und Pfennig um.

Württemberg zog am 1.7.1875 nach, Baden war als Teil des Reichs währungsmäßig wie das Reich zu sehen.

Blieb noch Bayern, das seine Währung erst zum 1.1.1876 umstellte.

Aber Württemberg war sparsam und Vordrucke, hier: Ganzsachenkuvert zu 3x, waren nicht gültig in einer Währung, die es nicht mehr gab. Ergo waren entweder Vordrucke zu produzieren, die ab 1.7.1875 in der neuen Währung Pfennig den Kunden in die Hand gedruckt wurden, oder, sparsam wie es die Schwaben nun mal sind, noch alte Vordrucke mit neuem Werteindruck zu versehen, damit diesem Anspruch genüge getan werden konnte.

Hier zeige ich ein Ganzsachenkuvert aus Eislingen vom 10.9.1875 an Gustav Hopf in Bamberg, wo es am Folgetag ankam und der Stadtbriefträger B6 ihn zur Zustellung bekam.

Nun könnte man denken, dass 3x exakt 10 Pfennigen entsprachen - aber das ist ein Fehler. Tatsächlich entsprachen 3 Kreuzer nur 8 Pfennigen. Der Erwerber von diesen Ganzsachen hatte also 10 Pfg. ab 1.7.1875 zu berappen, zuvor hätte er nur 3x zu zahlen gehabt, wodurch sich sein Brief um 25% verteuert hatte.

Viele Ganzsachen im Aufbrauch mit Zudruck des neuen Wertstempels nach Bayern gibt es nicht, weil nur 6 Monate möglich.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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