Thema: Deutsches Reich Inflationsbelege
philast Am: 04.01.2022 18:00:49 Gelesen: 1105667# 9341@  
Hallo,

heute kann ich einen Beleg zeigen, der von Frankfurt 9 13.9.23 nach französich Indochina Phom-Penh über Saigon (Ankunftsstempel 19.10.23) gelaufen ist.
Der Brief wurde bar freigemacht (Taxe percue) mit 475.000 Mk, also einem Brief der 3. Gewichtsstufe (41-60g, 200.000+2*100.000 Mk) plus Einschreiben (75.000 Mk).

Der Brief wurde direkt beim Postamt der Devisenkontrollstelle Frankfurt vorgelegt, die den Inhalt sofort geprüft und zur weiteren Beförderung freigegeben hat.



Stellt sich nur die Frage, wie man in so einem kleinen Brief (12*8 cm) eine 41-60g schwere Masse unterbringt, damit dieser portogerecht wird.

Um sich diese Masse in Papier vorzustellen, stellt man sich am besten einen handelsüblichen Din A4 Bogen vor 80 g/qm, der wiegt 5 g pro Blatt, d.h. da muss man schon 8 Din A4 Blätter verwenden um 40g zu erhalten, jedes dieser Blätter dreimal falten, damit es in diesen Umschlag reinpasst, das bedeutet eine gesamt Dicke von 64 Lagen Papier die für diese Gewichtsstufe erforderlich wäre. Das klingt nicht plausibel.

Bei der Suche nach dem Absender Leo Hamburger [1], Scheffelstrasse, kann man herausfinden, dass dies ein bekannter Frankfurter Münzhändler und Auktionator war. Daher wäre es gut möglich, dass mit diesem Umschlag ein oder zwei kleinere Münzen versendet wurden, ev. montiert mit/in einer Pappe. Dazu würde auch die direkte Vorlage der Sendung bei der Devisenkontrollstelle passen, die bei der Ausfuhr dieser Ware ihren Segen geben musste.

Ein nicht alltäglicher Beleg aus der Hochinflationszeit.

Grüsse
philast

[1] Leo Hamburger (1846-1929) http://www.numismaticmall.com/numismaticmall-com/hamburger-leo
 
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