Thema: Abenteuer auf der Reise – Auge in Auge mit der örtlichen Postverwaltung
Bendix Gruenlich Am: 13.02.2022 11:45:04 Gelesen: 7751# 18@  
Nach der Reise ist ja bekanntlich vor der Reise, hat doch Sepp Herberger so oder so ähnlich gesagt.

Aber wo könnte man da hinfahren? Da unterscheiden wie doch einmal drei Typen

1. Den, der immer woanders hinfahren muss. Entweder weil das eine Konsumerwartung ist oder weil ihn die Ruhelosigkeit (sei es aus Neugier, Eroberungswillen oder Todessehnsucht) von Kulturkreis zu Kulturkreis treibt. Solche Typen begegnen uns Sammlern in der Gestalt unbelehrbarer Alle-Welt-Sammler.

2. Dann gibt es den, der zwar das eigene Land verlässt und auch mal den Urlaubsort wechselt, aber immer in einen bestimmten Kulturkreis fährt, z.B. nach Frankreich, das bekanntlich groß ist - weil er Französisch spricht - oder in die Alpen, weil da immer gut Klettern ist. Das wäre der Typ Deutschland-Sammler zuzüglich eines spezifischen anderen Sammelgebiets.

3. Typ drei pendelt immer zwischen seinem Heimatort und dem traditionellen Urlaubsort (Wohnort Köln, Urlaub Gran Canaria - oder in extremer Ausprägung, wie mir kürzlich begegnet, Urlaub 30 Jahre lang immer an einem bestimmten Ort an der Nordsee.

Das liest sich vielleicht erst einmal trivial, kann aber durchaus Konflikte bergen:

• Typ 1 wird von Typ 3 für nicht ernstnehmbar, labil, per se verdächtig und letztlich auch gefährlich gehalten (weil er die Ordnung bedroht und den Horizont sprengt).

• Typ 2 ist der des limitierten, gut übersehbaren, weil ihn nicht überfordernden, Risikos.

• Typ 3 zeichnet sich in seiner Extremform durch eine überreinliche (keine Eckstücke, Versandstellenstempel)-Sammlung Deutschland unter Vordrucken aus. Etwas anderes käme auch nicht ins Haus, weil das nicht verstanden werden würde.

Wenn diese Typen interagieren, dann kommt es häufig zum Ausbruch von Wortscharmützeln entlang dieser Konfliktlinien - auch hier regelmäßig im Forum zu lesen. Das ist menschlich und gehört zu einer guten Diskussion.

So, wie kam ich noch darauf. Ach ja, ich ordne mich eher Typ 1 zu, aber nachdem ich im letzten Beitrag über Dänemark hergezogen bin (langweiligstes Land der Welt), wo bin ich da im nächsten Jahr hingefahren ?



Allerdings nur mit dem Ziel umgehend wieder nach Schweden überzusetzen. Ein Besuch der Post in Helsingör war allerdings wieder möglich, wo ich vorstehende farbfrohe Auswahl treffen konnte.

Wo da jetzt der Abenteuerfaktor ist? Nun:
• Wann seid Ihr zum letzten Mal zum Briefmarkenkaufen 780 km gefahren (das ist die Distanz vom Rheinland nach Helsingör)?

• ...in einer nächtlichen Zugfahrt - irgendein Nachtzug von Düsseldorf nach Hamburg, der irgendwann um Mitternacht losfuhr. Die Gestalten, die sich um diese Zeiten rumtreiben, sind schon einmalig und eine Bedrohung für jede bürgerliche Existenz. Das Rattern des Zuges durch die Nacht. Übernächtigt Umsteigen in Hamburg, mit der Eisenbahn und der Eisenbahnfähre über die Vogelfluglinie über See nach Kopenhagen. Wieder in einer anderen Großstadt orientieren, umsteigen.

• Bei solchen Aktionen muss man einfach auf dem Quivive sein.

Vogelfluglinie? 1963 eingeweiht. Das ist eine Verkehrsverbindung seinerzeit auch mit Eisenbahnfähre (also der Zug kam in die Fähre) über Fehmarn nach Dänemark bzw. von Dänemark nach Deutschland. Mit der Eisenbahn kann man heute nicht mehr fahren, die Verbindung ist eingestellt worden. Fährverkehr gibt es natürlich noch, aber auf Personen und nicht-schienengebundene Fahrzeuge beschränkt.

Zur Einweihung gab es übrigens seitens Westdeutschlands und Dänemarks Sonderausgaben. Ich habe ja an den dänischen Ausgaben das letzte Mal Kritik geäußert (zu bescheiden, unspektakulär). Aber bitte, urteilt selbst...



Na? Wie auch immer Euer Urteil ausgefallen ist (bildet Euch doch einfach selbst Eure Meinung und habt Freude an der einen oder anderen Gestaltung oder an beiden), ich wollte noch kurz erwähnen, dass die dänische Marke von Meister Slania gestochen wurde.

Mir gefallen beide

• Die deutsche Marke ist informativer, hier kommt schneller rüber was gemeint wird. Deutlich vielfarbiger und frischer. Thema und Vogelflugmotiv meiner Meinung gut verknüpft.

• Die dänische Marke ist ein erhabener Stichtiefdruck in grün und weiß. Man muss schon genauer hinschauen, um zu erkennen, was gemeint ist (oben Eisenbahn, in der Mitte eine Reifenspur = Straßenverkehr, der Fluss wohl für das Element Wasser und die See. Die Marke ist ornamentaler (und dafür habe ich eine Schwäche).

Michelwert ca. EUR 0,60 und damit unwürdig besprochen zu werden? Ich denke doch, die beiden Marken haben uns für 10 Minuten gut unterhalten. Ich rate davon ab, zu versuchen Kultur in Geldeinheiten zu messen.

Auch immer wieder faszinierend: Festzustellen, dass man die Infrastruktur, die hier auf Briefmarke gewürdigt wurde, auch einmal selbst benutzt hat.
 
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