Thema: Deutsche Lokalausgaben 1945: Das Postreich Fredersdorf
Philipp Harder Am: 13.02.2022 15:14:32 Gelesen: 5177# 5@  
@ Holzwuermlein [#3]

Anmerkungen vom mir (Prüfer für Fredersdorf im BPP e.V.):

- Postmeister Massino hat im Juni 1945 mit den kleinen Etikettenmarken zu 5, 6, 8 und XII Pfg. dafür gesorgt, dass man Briefe wieder in die Briefkästen einwerfen konnte. Der früheste (echte) Brief mit Marken stammt vom 21. Juni.

- Die mit F.M überdruckten Hitlerkopfmarken gibt es ab 2. Juli 1945. Rudolf Bründlmayer (ein Sammler) hat sich später als Miterfinder der Überdruckmarken geoutet. Ob lose Überdruckmarken jemals am Schalter verkauft wurden, ist bis heute ungeklärt. Nur von den im November 1945 überdruckten Inflamarken wissen wir, dass ein Sammler dem Postamt Urmarken zum Überdrucken geschenkt hat.

- Im September 1945 wurden neben den kleinen gezähnten auch grössere Formate produziert. Zu Beginn hat man Wertziffern und F.M in gleicher Farbe gedruckt (z.B. Michelnummern Sp 205 - 208, 163 F I und 164 F). Etwas später hat man dann für die 5 und 6 Pfg. das F.M in violett und die Wertziffern in rosa gedruckt; bei 8 und XII Pfg. genau umgekehrt. Obige Karte vom 5.10. ist echt und zeigt die älteren, einfarbigen Etiketten mit F.M.

- Wieder etwas später hat man mit dem Bedrucken von gestanzten Etiketten begonnen und den Schaltersatz um die Wertstufe 30 Pfg. ergänzt: Sp 226 - 230.

- Ab 8.11.1945 kommen Marken mit kleinen Wertziffern vor: Sp 231 - 235, 246 - 250, 251 - 255. Parallel hat man immer wieder auch die alten grossen Wertziffern verwendet.

- Ab 24.11.1945 standen die Berliner Bärenmarken zur Verfügung.

- Ganzsachen muss man separat betrachten. Hier gibt es mit F.M überdruckte Karten der Hitlerkopfserien und mit losen Etiketten beklebte Feldpostkarten aus dem Bedarf.

Der originale Petschaftsstempel F.M blieb bei Massino. Sein Sohn hat ihn mir 1992 gezeigt und wir haben ein paar 5-Pfg. Marken Braunschweiger Löwe (Bund Mi.-Nr. 1448) damit überdruckt. Das wurde damals von mir in der MICHEL-Rundschau berichtet. Später wurde der originale F.M Stempel versteigert und wohl vom Postmuseum gekauft. Überprüft habe ich das nicht.

Neben dem originalen Petschaftsstempel hatte Massino ab November noch mindestens einen zweiten. Über dessen Verbleib weiss ich nichts.

Auflagezahlen haben Massino nie interessiert. Alle Angaben dazu basieren auf Hochrechnungen oder Schätzungen der jeweiligen Autoren.

Massino war kein Sammler, aber stolz auf seine Marken. Aus ganz Deutschland erreichten das Postamt schon während der Markenzeit immer mehr Bestellungen. Bis in den Winter 1945/1946 wurden noch Marken nachgedruckt und oft auch mit rückdatierten Stempeln entwertet. Einigen Sammlern war diese Spekulation zuwider. Sie haben sich bei der Zentralverwaltung in Berlin beschwert und damit war dann bald Schluss mit den Lokalmarken.

Ich werde in den nächsten 2 Jahren eine Homepage zu Fredersdorf ins Netz stellen. Bis es soweit ist, empfehle ich für den Einstieg die Loknot Rundbriefe #67 und #70 aus den Jahren 1991/92. Fredersdorfer Etikettenmarken wurden über Monate am Schalter verkauft und bedarfsmässig verwendet. Daneben gibt es "Machwerke", die nur einzelne Sammler bekamen. Zum Beispiel die Goldetiketten und XII-auf-8-Pfg. Provisorien, die alle auf Willi Engel zurück gehen.

Der teils ungeklärte Verbleib der Originalstempel stellt m.E. kein Problem dar. Ungestempelte Aufdruckmarken werden analog den Sächsischen Schwärzungen nicht geprüft. Die ovalen Notstempel nutzten sich schnell ab. Ungestempelte Etikettenmarken wurden anfangs nur von wenigen gesammelt, weil sie ohne Poststempel gar nicht wie Briefmarken aussehen.

Ergänzend dazu noch zwei Abbildungen von Bedarfsbelegen:


 
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