Thema: Deutsche Post: E-Postbrief
DL8AAM Am: 16.07.2010 15:23:38 Gelesen: 75790# 4@  
@ Sammler [#2]

Die Email-Adresse ist ja an sich erst mal nicht öffentlich.

Die Post schreibt, dass es ein Adressbuch aller Teilnehmer geben wird, wörtlich "Hat der Empfänger ... keinen elektronischen Briefkasten, druckt die Post ... stellt .. per Postboten zu". Ich verstehe es so, dass es sein wird (kann ?), dass die Post selbständig merkt Herr Meier in der Teststrasse 1 in Musterstadt hat bereit einen solchen elektronischen Briefkasten" und dass die E-POSTBRIEFE dann dort hin schickt.

Die Eintragung in das öffentliche Adressbuch steht "allen identifizierten Nutzern des E-POSTBRIEF Portals zur Verfügung". Auch wird im FAQ auf http://www.epost.de die Frage "Wie finde ich die Adressen anderer E-POSTBRIEF Nutzer?" folgend geantwortet "Adressen anderer E-POSTBRIEF Nutzer finden Sie im öffentlichen Adressverzeichnis. Dieses Verzeichnis ist in sich geschlossen und steht nur identifizierten Nutzern des E-POSTBRIEF Portals zur Verfügung".

Einer Veröffentlichung in diesem Adressbuch kann man bestimmt widersprechen ("Eintragung wenn Sie es wünschen"), aber die Post selbst sieht ja, ob der Empfänger bereits eine E-POSTBRIEF Adresse hat. Habe bisher keine Information gefunden, ob der Kunde es trotzdem vorgeben kann, dass der E-POSTBRIEF trotz vorhandener epost-Adresse per Postboten zugestellt wird oder ob die Post eben selbständig entscheidet "der ist bekannt, der bekommt es gleich immer ins elektronische Postfach".

Wenn ich als Kunde festlegen könnte, dass ich mich zwar registrieren kann, es aber erst einmal grundsätzlich nicht wünsche, dass sämtliche an mich gerichtete Briefe ausschließlich in elektronischer Form an mich geschickt bzw. umgeleitet werden, würde ich es auch machen. Habe aber keine Lust, täglich 3-4 Email accounts nach Post für mich zu durchsuchen. Zumal die Ablage eines E-POSTBRIEFES ins elektronische Postfach als fristbegründende Zustellung gelten soll, wie beim physischen Briefkasten am Haus. Zwei Wochen keine Emails gelesen und schon ist die Einspruchsfrist für den Strafzettel o. ä. abgelaufen.
Rechtsverbindlicher Schriftwechsel mit "Ämtern" wird den Kunden als eines der Hauptvorteile verkauft! Für wen?

Könnte mir trotzdem ein zwei sinnvolle Nutzungen vorstellen, z.B. war ich mit meiner Frau vor 4-5 Jahren für 6 Monate per Rucksack, mit Anhalter und ÖPNV kreuz-und-quer in Westafrika unterwegs. In einigen ländlichen Gegenden war es aber noch so gut wie unmöglich ein funktionsfähiges (vertrauenswürdiges) Postamt für Lebenszeichen zu finden. Handymasten stehen zwar überall rum (stundenlang auf abgelegensten Pisten durch die Wüste Ostmauretaniens gefahren, zwar weit und breit keine Orte zu sehen, dafür alle paar Kilometer ein Handymast > in der Wüste verirren geht nicht mehr), aber die Roaminggebühren. Ich erinnere mich da beispielsweise an ein kleinstes Dorfpostamt im tiefsten Hinterland Guinea-Bissaus, eine Briefmarke fand der Postler erst nach "Stunden", bräuchte er sonst ja nie. Er klebte dann die gefundene "jahrzehntealte" vergilbte, zerknickte und eingerissene Marke im Wert von (heute) "Millicents" mit Uhu auf den Umschlag, Stempel dazu und gut war es. Von portogerecht und Brieflaufzeiten möchte ich nicht sprechen (der Brief kam aber an). Im Prinzip war das Postamt nur dafür da, um staatliche Rentenschecks aus Portugal an ehemalige Mitarbeiter und Renter aus früheren portugisischen Kolonialzeiten zu verteilen. Aber es gab auch in den kleinsten Dörfern in aller Regel immer ein Internetcafe. Selbst die Hauptpost in der Hauptstadt Bissau-Stadt hatte KEINE Briefmarken mehr ("sind aus"), dafür (neben 5-6 Scheckausgabe und Einlöse-Schaltern) aber dutzende Internet-PCs für die Postkunden. Da wäre es sinnvoll einen E-POSTBRIEF online zu schreiben und den Eltern per Postboten zustellen zu lassen (weder meine noch meine Schwiegereltern haben einen PC, geschweige Internet). 55 Cent (plus vielleicht 1 € pro Stunde für das Internetcafe) für einen dreiseitigen S/W-Brief aus Bissau nach DL wäre ein akzeptabler Preis gewesen. Farbe kostet 10 Cent mehr, dann könnte man gleich 3-4 schöne Fotos mit einbinden, billiger als jede Postkarte! Mehr sinnvolle Einsätze (als dieses "aus dem Ausland per Brief nach Hause telefonieren") sehe ich für mich derzeit nicht, zumindest nichts was einen wirklich signifikanten Vorteil gegenüber den bisherigen Briefangeboten hätte.

Mit skeptischen E-Philagrüßen
Thomas
 
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