Thema: Postgeschichte München
Postgeschichte München Am: 11.03.2022 21:12:25 Gelesen: 6009# 12@  
@ Postgeschichte München [#11]

A.2 Daten

Postamt Lokale:

• Bis 1725: in der Residenz oder Maxburg
• 1725 bis 1743: im Institut der englischen Fräulein Weinstr. 12
• 1743 bis 1759: Schwabingergasse, heute Residenzstr. 12
• 1759 bis 1770: Kaufingergasse Nr. 12, heute Kaufingerstr. 11 und 12
• Ab 1770: Rindermarkt Nr. 5 neben dem Poststall

Postamt Amtsinhaber, Posthalter sind angesehene Pesönlichkeiten, nur gebremst durch das Beschwerdebuch:
• 1664 bis 1695: Johann Jakob von Öxle
• 1695 bis 1725: Hanns Warmundt Aicher, zwischen 1701 und 1705 unter der Aufsicht von Graf von Haimhausen
• 1725 bis 1736: Franz Jakob Valentin von Öxle, Gesandter beim Reichstag in Regensburg, mit Amtsverwalter, Administrator Alexander Schueller ( bis 1759 )
• 1736 bis 1763: Anna Clara von Öxle, nach der Pensionierung von Schueller mit Franz Ludwig Sponsel ( 1759-1784) als Administrator.
• 1763 bis 1773: Ludovica Eleonore von Menshengen
• 1773 bis 1779: Clara ( oder Josefine ) von Menshengen
• 1779 bis 1802: Jacob Freiherr von Schneid, für Sponsel, der 1784in den Ruhestand tritt, kommt Carl Ludwig Hepp
• Ab 1802 Heinrich Joseph Freiherr von Pfetten, der 1. Postmeister, der nicht in Regensburg, sondern in München wohnt.

Poststall Lokale:
• Bis 1664 Enge Gasse ( Windenmacherstr. )
• 1664 bis 1678: Rindermarkt Nr. 5, ( Ruffini-Palais, Stelle Kustermann-Haus ), 40 Pferde
• 1725 bis 1743: Nähe Isartor, Tal Mariä Unserer lieben Frau Pfarr, ( Tal Nr. 31, tiefes Grundstück bis Marien/ Weinstr. Nr. 12 ? ), 15 Pferde
• 1742 bis1789: wieder Rindermarkt Nr. 5, Reichspostamt ist Mieter, Jahresmiete Poststall 500 fl,, 26 Pferde
• 1789 bis 1792: Fürstenfeldergasse Nr. 7, später Schüsselpassage genannt, Rückgebäude von Kaufingerstr. 9, Jahresmiete 400 fl, wegen Einsprüche von Konkurrenten verbietet die Reichspost das Be- und Aussteigen von Fahrgästen in der Kaufingerstr., da sich dort direkt der Eingang zur Gaststätte der Vermieterin befindet. Nur auf der Rückseite,, der Fürstenfelderstr. kann der Reiseverkehr abgewickelt werden.
• 1792 bis 1810: Fürstenfeldergasse Nr. 8, Nachbargebäude aus Platzgründen

Poststall Halter :
• 1651 bis 1673: Matthias Summerer, kurfürstlicher und kaiserlicher Postmeister
• 1673 bis 1678: Johann Christoph Prix, 1. Posthalter in München, Jahresgehalt für die Postritte: 380 fl. Stafettenritte werden extra bezahlt. Bei der leeren Rückfahrt zahlt er am Stadttor Einlassgeld ( Befreiung erfolgt erst 1708)
• 1678 bis 1735: Hannß ( oder Franz ) Christoph Prix, Sohn von Johann Christoph Prix, Posthalter, rentable Geschäftsführung, Prix war in den Münchner Aufstand verwickelt und entgeht nur mit Glück der Todesstrafe
• 1735 bis 1742: Witwe des Hannß Christoph Prix
• 1742 bis 1789: Franz Xaver Hieber, Hofkontrolleur und Posthalter. Wirtschaftliche Probleme. Jahreseinkommen 836 fl. Abzüglich 58 fl 36 Kr. Steuer. Hieber hat eine besondere Stellung am Fürstenhof.
• 1789 bis 1798: Siegmund von Kreybig, Posthalter. Kreybig verliert sein Vermögen. Es wird für ihn eine mildtätige Sammlung durchgeführt..
• 1792 bis 1805: Johann Louis Philipp Weiß
Postkurse/ Postritte:
• 24. oder 31.3.1664: München-Regensburg über Hohenkammer. Briefe und „Packl“ werden mit einem Begleitbrief in einem Felleisen transportiert. Umfang 1664: 2 Ordinari-Posten ( 25.6.1664 und 4.8.1664) und 1665: 73 Ordinari-Posten und 10 Extra-Stafetten. Recommandierte Briefe werden durch „#“ gekennzeichnet und sind üblich. Empfangsbescheinigungen sind selten und waren teuer. Einfaches Briefporto, entfernungsabhängig, 6 Kreuzer. Dieser 1. Kurs war eher ein Postritt. Postritte starteten:
• 1667 nach Bruck ( Fürstenfeldbruck ), Anzing und
• 1681 nach Wolfratshausen. Bis 1750 kommen Postritte nach Steinhöring, Unterbruck, Freising und Schwabhausen dazu und Extrapostritte nach Dachau, Eyersbrunn, Inning, Nymphenburg, Rosenheim, Schleißheim, Starnberg und Zinneberg. Diese Zielorte gelten nicht als Erweiterung der Münchner Postverbindungen.
• 1681 Start der Postkurse nach Augsburg und Salzburg
Postritte München - Prugg (Fürstenfeldbruck) und München - Steinhöring
• 1682 München - Innsbruck
• 1690/1 Postkurs München - Wien
• 1701 Postkurs München Regensburg über Landshut und 2. Postkurs München – Augsburg
Postritt München – Hohenkammer und Münche - Freising
• 1705 oder 1748 München – Freising und Landshut
• 1741 München – Augsburg, Kurs scheitert an der nicht vorhandenen Leistungsfähigkeit des Münchner Poststalls.
• 1747 München – Dresden als 1. Fahrpost
• 1748 2. Kurs München – Augsburg, Der Poststall München fährt bis Schwabhausen.
• 1748 2. Kurs München – Regensburg über Freising. Der Poststall München fährt bis Garching. ¾ Posten mit 2 Pferden, Kosten je Pferd und Fahrt: 30 Kr.Es gibt Beschwerden über die „Schnelligkeit“ der Arbeitsweise der Postbediensteten, die während der Post-Öffnungszeiten von 8.°° bis 17.°° „nach ihrer gewohnten Commodität leben“. Zur Überwachung des Reiseverkehrs wird in diesem Jahr angeordnet, dass niemand auf der Post befördert werden darf, der keinen vom kurfürstlichen Obristhofmeisteramt ausgestellten Erlaubnisschein vorweisen kann. Für die privaten Leihrössler begründete diese Maßnahme gute Geschäftserfolge, da dies für sie nicht galt.
• 1748 oder 1750 München – Salzburg über Ebersberg und Wasserburg. Der Münchner Poststall fährt 11/4 Posten bis Zorneding mit 2 Pferden für 50 Kr. je Pferd und Fahrt. Der 2. Kurs über Rosenheim erfolgt 4xwöchentlich. Der Poststall München fährt bis Peiß, 11/2 Posten für 57Kr.31/2 Pfennige je Pferd und Fahrt.
• 1758 oder 1784 München – Linz – Wien. Der Poststall München fährt bis Parsdorf. 1 Posten mit 2 Pferden : 38 Kr. 21/2 Pfennige.
• 1758 München - Innsbruck

Nach Abgang von Kreybigs 1795, war es nicht einmal möglich in München einen Anwärter für die Übernahme des Münchner Poststalls zu finden. Es mussten auswärtige Posthalter, der Fürstenfeldbrucker Posthalter Johann Louis Philipp Weiß zur Führung des Münchner Postsalls herangezogen werden.

München hat zu diesem Zeitpunkt ca. 35.000 Einwohner, die weitestgehend innerhalb des Mauerrings wohnen. Umlanddörfer sind: Schwabing, Haidhausen, Au, Sendling und Pasing. Föhring, zum Bischöflich Freising`schen Gebiet gehörig, ist Ausland. Weiß hat die Kosten für den Poststall festgehalten. Bei 28 Pferden und 12 Beschäftigten stehen 35 fl Ausgaben pro Tag 33,5 fl Einnahmen im Zeitraum von Mai bis Dezember gegenüber, d.h. es ergibt sich ein Verlust von täglich 1,5 fl.. Im einzelnen nennt er folgende durchschnittliche Tageskosten:
• Futter für Pferde (Hafer) 20 fl
• Dto. (Heu und Commisbrot) 5 fl 36 Kr.
• Lohn und Brot für 12 Personen 3 fl
• Schmied einschließlich Material 2 fl
• Sattler ebenfalls mit Material 1 fl
• Wagner 54 Kr.
• Sailer für Wagenschmieren 30 Kr.
• Brennstoffe, Holz, Licht, Putzzeug 1 fl
Scharfrichter, Kurkosten für Pferde 36 Kr.

Werden bei einem Kaufpreis von 132 fl Kosten für die Wiederbeschaffung von Pferden mit 7 fl und 1fl 20 Kr. Für die Abnutzung von Chaisen und Geschirr hinzugerechnet vergrößert sich der Tagesverlust auf 10 fl, ohne Anrechnung der eigenen Leistung des Posthalters. Der Posthalter ist Privatunternehmer.
Währung: 1 Pfund (Silber) = 8 Schilling = 240 Pfennige = 1 Gulden ( Florentiner Gulden = fl , da aus 1 Pfund Silber im Zuge der Zeit immer mehr Pfennige geprägt werden, ab 1506 auch in der herzoglichen Münze in München, kommt der „internationalen“ Münze, dem Florentiner Gulden, der 3,5 g Gold enthält, immer mehr Bedeutung zu ). Aus Tirol kommen die Kreuzer: 1 Kreuzer = 4 Pfennige; 60 Kreuzer = 1 fl.. Durchschnittliche Tageslöhne ( 1590 ): Hilfsarbeiter = 36 Pfennige, Geselle = 58 Pfennige, Meister = 77 Pfennige.

Reisekostenbeispiel einer Reise von München nach Frankfurt, Gesamtdauer 7 Tage , Gesamtkosten rd. 47 fl (J.G. Öxle 1651):
• München bis Aichach Postgeld für 4 Pferde 14 fl
• Dachau Trunk und Futter 1 fl 32 Kr.
• Trinkgeld für Postkutscher aus München 30 Kr.
• Aichach Nachtverzehr 5 fl 58 Kr.
• Postmeister Postgeld bis Nürnberg 6 fl
• Trinkgeld für Postillion 30 Kr.
• Verzehr in Nürnberg 5 fl 48 Kr.
• Trinkgeld Unterkunft Hausknecht und Küche je 10 Kr.
• Postmeister Postgeld bis Donauwerth 12 fl
• Trinkgeld Postillon 30 Kr.



Ende 1810 erhielt ganz Bayern, d.h. einschließlich Tirol und Vorarlberg, einen Generaltarif für die Briefpostbeförderung. Die Sendungen konnten franco oder freigemacht mit Porto zum Zielort aufgegeben werden. Die Taxgebühr richtete sich in „gerader Distanz“ nach den geographischen Meilen mit 10 Entfernungsstufen in 6 Meilenschritten und zuletzt 2 Stufen mit 10 Meilen. Das weitere Kriterium war das Gewicht. Ein einfacher Brief sollte ½ Loth = 8,75 Gramm schwer sein. Steigerungsstufen waren jeweils ein weiteres ½ Loth. Gerechnet wurde jeweils mit der angefangenen Gewichtsstufe. Ab einem Gewicht von 8 Loth erhöhten sich die weiteren Schritte um je 1 Loth. Neben Briefen wurden bei der Reitpost auch Schriftenpakete bis zu einem Pfund (560 Gramm) angenommen. Der niedrigste Tarif war 3 Kreuzer. Zur Erläuterung der Taxen wurde eine Übersicht herausgegeben.



Ausschnitt aus der „ Postkarte von Bayern, Württemberg und Baden nebst Theilen der angrenzenden Gebiete unter der Leitung der koeniglich bayerischen und fürstlich Thurn- und Taxis´schen Central-Poststellen bearbeitet. Herausgegeben von Franz Loehle k.b. Hofrath,Secretaire Ihrer Majestät der regierenden Königin von Bayern, Assessor der Generaladministration der kön. Bayerischen Posten. Orginal aus dem Jahr 1838, Bundespostmuseum Frankfurt, Nachdruck für Archiv für Postgeschichte in Bayern.

Aufgrund der Zunahme des Postverkehrs konnten die Boten, die die einzelnen Postrouten zwischen den Städten bedienten, die Sendungen schon bald nicht mehr selbst, den Adressaten übergeben. Sie übergaben sie städtischen Briefträgern, die für die Beförderung Bestellkreuzer kassierten. Das Jahreseinkommen des ersten Briefträgers in München, Georg Carl (1628-45) erreichte^1560 Kreuzer. Bei einem Kreuzer pro Beförderung trug er rd. 50 Briefe pro Woche aus. Steuerfrei war sein Einkommen aber nicht. Er musste 4 Kreuzer Steuer, rd. 0,4% des Einkommens, zahlen.


 
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