Thema: (?) (66) Oberschlesien - Marken, Prüfer und philatelistische Zukunft
Stefan Am: 13.03.2022 16:05:22 Gelesen: 18447# 79@  
@ Silesia-Archiv [#56]

leider liegen auch mir nur diese beiden Briefstücke vor. Wer kann dazu etwas sagen? Warum wurden die Marken halbiert?

Briefstücke mit Halbierungen aus dem Abstimmungsgebiet Oberschlesien (1920-1922) sind die übliche Erhaltung. Die Stempelentwertungen OPPELN **b; *1i; *1k und *2* sowie LANDSBERG (OBERSCHL)b sind bei einer BPP-Prüfung üblichweise nicht belastbar, letztere sogar für das Jahr 1920 zweifelsfrei falsch (rückdatiert). Zumindest die Stempel OPPELN *1i und OPPELN *1k lagen der Interalliierten Kommission vor (Innendienststempel). Für Halbierungen der zweiten Dauerserie (Mi-Nr. 13-29, verausgabt ab Ende März 1920) lag i.d.R. keine Notwendigkeit für Halbierungen mehr vor (Bsp. Mi-Nr. 16).

Oberschlesien wurde zum 12.02.1920 unter Interalliierte Verwaltung gestellt, die ersten Briefmarken Oberschlesiens wurden am 20.02.1920 an den Postschaltern verkauft und die Briefmarken des Deutschen Reiches waren sofort ungültig. Gemäß den Angaben in der Fachliteratur setzte sofort ein großer Bedarf an Drucksachen ein, da für die anstehende Volksabstimmung (später festgelegt auf den 20.03.1921) zur zukünftigen Staatszugehörigkeit (Deutschland oder Polen) von verschiedenen politischen Seiten reichlichst geworben wurde. Man darf hier nicht vergessen, dass Oberschlesien seinerzeit wirtschaftlich als Ruhrgebiet des Ostens betrachtet wurde (Steinkohleabbau und -verarbeitung, Stahlproduktion). Die Festlegung des Abstimmungstermins hatte sich wiederholt verzögert, ursprünglich war laut Fachliteratur ein Termin im Jahr 1920 vorgesehen (zeitnah wie bei den drei anderen Abstimmungsgebieten).

Die Briefmarken zu 5 Pf. und 10 Pf. (sowie 50 Pf.) waren entsprechend sehr gefragt und der aufgrund des statistisch erfassten Bedarfs der OPD Oppeln des Jahres 1919 in Paris produzierte Bestand an Briefmarken der ersten Dauerserie Oberschlesiens (Mi-Nr. 1-9) für die ursprünglich geplante Abstimmungsphase zumindest bei einzelnen Wertstufen alsbald weitgehend aufgebraucht. Für Nominalen zu 2,5 Pf. und 3 Pf. bestand im Jahr 1919 noch weitgehend postalischer Bedarf, ab dem 01.10.1919 aufgrund der Portoerhöhung nicht mehr (dennoch wurde in Paris gedruckt und an Oppeln ausgeliefert). Ursprünglich waren für die erste Dauerserie (Mi-Nr. 1-9) auch Nominalen zu 25 Pf. und 30 Pf. geplant, welche auf dem Weg nach Oppeln verlorengegangen sein sollen.

Dadurch kam es im März 1920 zum Druck und Verausgabung der in einer Oppelner Druckerei produzierten Provisorien (Mi-Nr. 10-12), welche u.a. auch die Wertstufen zu 5 Pf. und 10 Pf. umfassten. Zur Überbrückung des Postwerzeichensmangels behalf man sich vereinzelt mit Halbierungen. Da das sammlerseitige Interesse an Abstimmungsmarken im Jahr 1920 sehr groß war (siehe auch Allenstein, Marienwerder, Schleswig usw.), wurde auch von interessierter Seite nachgeholfen und viel gemachtes Material auf den Markt geworfen, so u.a. die Halbierungen der Mi-Nr. 4 (10 Pf., halbiert 5 Pf. Nominale) und Mi-Nr. 6 (20 Pf., halbiert 10 Pf. Nominale).

Es kommen auch Halbierungen aus dem Abstimmungsgebiet vor, welche als echt geprüft werden können (BPP-Prüfung) [1][2].



Halbierungen der Mi-Nrn. 4 und 11 aus den Orten Oppeln (**c) und Kruppamühle vom 15.03. und 20.03.1920

Gruß
Stefan

[1] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ME=225961#M54 (Beitrag 54)
[2] https://www.briefmarken-atteste.de/atteste/zeigen/809

[Beiträge [#78] und [#79] redaktionell verschoben aus dem Thema "Halbierung von Marken"]
 
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