Thema: Schiffspost und Schiffspoststempel
Fips002 Am: 28.03.2022 17:26:28 Gelesen: 197119# 807@  
Luftpostbrief vom Kapitän des Bulkcarrier MV "NORDMORITZ" aus New Orleans, 19.Dezember 2000 nach Görlitz.

Ein kurzer Ausschnitt aus dem Brief:

Die Nordmoritz befand sich auf Ballastreise (leeres Schiff) von Dünkirchen nach dem Mississippi und war bestimmt zum Laden vom 63300 metrische Tonnen Weizen im New Orleans Bereich für Port Said/Ägypten.

Auf dem ersten Flussankerplatz wurde das Schiff von der Einwanderungsbehörde und vom Bluewateragenten abgefertigt, ein starker westlicher Wind drückte gegen den Steuerbord-Hinterschiffsaufbau und drückte das Unterwasserschiff des Nordmoritzhecks gegen die Uferbank. Wir steckten quer zum Flussverlauf mit dem Heck im Schlick der Uferböschung. Tief ragte der Nordmoritzsteven in Richtung Flussmitte. Die passierenden Riesenschiffe, große, tiefabgeladene Bulkcarriere, Passagierschiffe, begegneten sich dann und hatten querab der Nordmoritz wenig Platz. Die gestrengen Kontrolleure von NCB (National Carco Büro) und USDA (US-Department of Agriculture) hatten die 7 Ladeluken ohne Beanstandung als bestens o.k. abgenommem und die notwendigen Ladezertifikate ausgestellt. Wir waren bereit für die Abfahrt. Doch das Ruder ließ sich nicht bewegen, saß fest im Grund. Der Schiffpropeller, sowie das Ruder in fester, wohl schlammiger Masse, konnte ohne sie zu beschädigen so nicht bewegt werden. Die Ankerketten zeigten nach achtern unter das Schiff. Einhieven bedeutete den Dampfer noch mehr in die Böschung hieven. Wir brauchten Schlepperhilfe. Der Lotse sprach per UKW-Telefonie mit zwei Flussabwärts fahrenden Schlepperkapitänen die drehten kurzerhand auf Nordmoritz zu. In rund 20 Minuten hatten sie das Heck in tiefes Wasser gedrückt. Ruder- und Propellerfunktionstest ergaben das alles o.k. war. Die Anker wurden eingehievt. Nordmoritz wechselte 2 Lotsen auf der 300 km Revierfahrt nach Baton Rouge. Ich e-mailte einen, die Sache beschreibenden Seeprotest zu den Hamburger und Limassol Reedereibüros. Oft machen sich entstandene Schäden erst später bemerkbar und dann fragt man sich warum keine Meldung gemacht wurde. Nach Restbeladung von 30000 to Weizen an der New Orleans Westwego Getreide Silopier liefen wir am 28.12.2000 zum Entladehafen Damietta/Ägypten aus.







Dieter
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/516
https://www.philaseiten.de/beitrag/291405