Thema: Postgeschichte München
Postgeschichte München Am: 30.03.2022 16:52:25 Gelesen: 5193# 57@  
@ Postgeschichte München [#56]

Den Punkt "Daten" unterschlage ich zunächst und auch die Belege möchte ich erst nach den Stempeln einbringen, weil Reihenfolge und Erklärungen m. E. erst mit Hilfe des Stempelteils verstanden werden können. Also:

B4.a Stempel der Bayrischen Königlichen Post in der Vorphilatalie-Zeit von 1808 bis 1848?

Der 1. März 1808 gilt als Geburtstag der Königlich Bayerischen Staatspost. Mit diesem Datum wurde durch Königliche Verordnung die Führung der Geschäfte des Postwesens in Bayern in staatliche Regie übernommen. Was aber war Bayern damals? Welche Gebiete, die heute zu Bayern gehören, waren auch schon 1808 bayrisch? Bayern erstreckte sich 1808 bis zum Gardasee. Tirol und Vorarlberg waren bayrisch, Franken nicht oder nur zum geringen Teil.

Bei der Übernahme der Post in bayrische Staatsregie blieben die bis dahin verwendeten Stempel der Reichspost weiter in Gebrauch. Neue Stempel behielten die geradlinige Anordnung des Ortsnamens, bei größeren Postanstalten darunter Tag, Monat in Buchstaben und volle Jahreszahl. Die Briefe wurden bei ihrer Aufgabe auf der Adressseite gestempelt. Solange in einem Ort nur 1 Postamt existiert, reicht der Ortsname als eindeutige Kennzeichnung aus. Bestehen jedoch in einem Ort mehrere Postämter, bedarf es zusätzlicher Bezeichnungen, um die Ämter eindeutig zu benennen und unterscheiden zu können.



B4.a.1 Zweizeiliger Rayonstempel „R.4.MÜNCHEN./Datum“, Schrift Antiqua
1808 – 1824?
a) Schriftlänge 1./2. Zeile 34/ 36 mm, Schrifthöhe 3 mm
b) Schriftlänge 1./ 2. Zeile 37/ 39 mm, Schrifthöhe 4 mm
c) Schriftlänge 43 mm, Schrifthöhe 5 mm

Die Rayoneinteilungen dienten zur Portoverrechnung, waren also Verrechnungszonen, die auf der Sendung angegeben werden mussten. Die Rayonbereiche wurden vom Rhein beginnend nach Osten gezählt. Die aufzusetzenden Rayonstempel waren Zusatzstempel, In Bayern wurden ohne Eile neue Ortsstempel eingeführt, bei denen Ortsname und die Rayonbezeichnung eine Einheit bildeten. In Bayern waren solche Stempel von etwa 1802 bis ca. 1822 in Verwendung.
Am 16.5.1821 kam es zu einem Postvertrag mit Frankreich, mit Gültigkeit ab dem 1.1.1822. In diesem Vertrag wurde auch die Kennzeichnung der Briefe festgelegt, um die vereinfachte, wechselseitige Gebührenverrechnung durchführen zu können.
Es wurde zu diesem Zweck eine neue Rayonfestlegung eingeführt, die mit den Grenzen der alten Rayons nichts zu tun hatten. Nach dieser Vereinbarung wurden die C.B.R.-Stempel mit Rayonbezeichnung von 1-5 verwendet und die Postorte nach der neuen Rayongrenzziehung eingeteilt. Um Verwechslungen vorzubeugen, wurden die alten, oft nicht mehr zutreffenden Rayonbezeichnungen aus den Ortsstempeln entfernt. Man spricht dann vom gekürzten, aptierten Rayonstempeln.



B4.a.2 Aptierter Rayonstempel „ …MÜNCHEN / Datum“, 1822 – 1826?
Schriftlänge 1. / 2. Zeile 32 / 39 mm, Schrifthöhe 3 mm



B4.a.3 Zweizeiliger Antiquastempel „MÜNCHEN / Datum“ (ohne Stundenangabe)
1826 – 1843?
a) Schriftlänge/-höhe 34/4 mm
a) „ 36/4 mm
b) „ 40/5 mm
d) „ 42/5 mm

Die Fahrpost war, genau wie die Briefpost, ein eigener, selbstständiger Bereich der Post, zuständig für den Transport von Paketen, Wertsachen und Geld. Dazu kam noch das Postvorschusswesen. Der Transport von Paketen durch die Post erfolgte gemäß den Gewichts- und Maßvereinbarungen. Schweres, sperriges und gefährliches Gut konnte nicht bei der Post, sondern musste beim Fuhrmann aufgeliefert werden. Der Fuhrmann war die Vorläufereinrichtung der heutigen Speditionen. Schon um 1800 ging man dazu über eigene Fahrpoststempel einzuführen. Die Stempel waren durch eigenwillige Formgebungen so gehalten, dass im Stempelbild Raum für Fahrposteintragungen war. Formgebunden waren sie nicht. Sie sind, verglichen mit den Stempeln der Briefpost, sehr vielgestaltig.



B4.a.4 1. Fahrpoststempel für Paket- und Wertsachenverkehr, großer Antiqua-Einzeiler „MÜNCHEN“, 1833 – 1844?



Schriftlänge/-Höhe 41/ 6 mm

B4.a.5 Fahrpoststempel, zweizeilig im Rechteckrahmen mit Datum und Uhrzeit „MÜNCHEN / Tag.Monat. Jahr, vormittags = arabische -, nachmittags = römische Ziffern, Schrift Antiqua, 1841 –?

Die zweizeiligen Rayonstempel und die späteren Zweizeiler verfügten über eine Datumsleiste, so dass die Bayerische Post auf mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung mit Datumsstempeln zurückblicken konnte, als sie Anfang 1832 eine Verordnung in Kraft setzte, wonach der Aufgabestempel auch das Aufgabedatum zeigen sollte. Allerdings waren als Datumsangabe nur Tag und Monat vorgesehen. Die oben erwähnten Vorläufer hatten seit ca. 20 Jahren auch die Jahresangabe im Datum.
Wie dem auch sei, mit der Verordnung und durch gewonnene Erfahrungen kam es zu einer vollkommen neuen Stempeltype, einem Einkreisstempel mit 18 mm Durchmesser, dem sogenannten Fingerhutstempel. Im Kreis waren bogenförmig der Ortsname und in der Kreismitte in Bruchform das Datum angebracht. Die Schrift bestand aus Antiqua-Versalien. Veränderung in Kreisform war ein Ergebnis der Erfahrung. Bei den damals in Gebrauch befindlichen Fauststempeln (Fäustel) kam es vor, dass bei längeren Ortsnamen die Anfangs- und Endbuchstaben nur mangelhaft abgeschlagen waren. Beim Fingerhutstempel konzentrierte man den Stempeltext in einem Kreis von 18 mm, so dass der Stempelkopf genau im Bereich des Hauptdrucks des Fäustels lag. Die Abschläge wurden klarer; vorausgesetzt der Stempel war gereinigt und plan auf der Sendung abgeschlagen. Optisch war der Stempel wunderbar, aber er hatte auch seine Nachteile. Durch die kleine Stempelfläche war der Verschmutzungsgrad höher, vor allem bei Stempeln mit langen Ortsnamen, bei denen die Buchstaben enger geschnitten waren. Diese Stempel waren sehr oft auch in gereinigten Zustand schwer zu lesen. Von 1833 bis etwa 1835 wurden 118 bayrische Postorte mit Fingerhutstempeln ausgerüstet. So auch für die Postexpedition der Vorstadt Au.

Etwa 1822 wurden für die großen Postorte auch zweizeilige Stempel geschnitten. In der ersten Zeile befand sich der Ortsname in Antiqua, in der zweiten Zeile die Datumsleiste mit Tages-, Monats- und Jahresangabe. Noch bestand keine Vorschrift für eine Datumsangabe im Stempel, obwohl man bereits bei den zweizeiligen Rayonstempeln gute Erfahrungen damit gemacht hatte. Diese Type wurde noch in Markenzeit bis etwa 1855/56 verwendet. Vorphilatelistisch sind diese Stempel in erster Linie in schwarz.



B4.a.6 Zweizeiliger Briefpoststempel mit Stundenangabe, wie Nr. 3.1.8 aber ohne Rahmen, 1822 – 1856
a) Schriftlänge / - Höhe 34 / 4 und 3,5 mm
b) „ 34 / 2 und 4 mm
c) „ 37 / 2 und 4 mm
d) „ 37 / 4 und 4 mm
e) „ 40 / 3 und 4mm
f) „ 40 / 5 und 3,5 mm
g) „ 42 / 6 und 3,5 mm

Die Nachteile des 18 mm Einkreisstempels (Fingerhutstempels) in Bezug auf seine Lesbarkeit bei enggeschnittenen Ortsnamen war ausschlaggebend dafür, dass bereits 1835 eine neue Grundtype eingeführt wurde, der Halbkreisstempel. Dieser Stempel verdrängte den Fingerhutstempel zwar nicht sofort, aber doch zunehmend mehr und mehr und war, die Markenzeit mit einbezogen, auch länger in Gebrauch.
Der Halbkreisstempel hatte eine Breite von 30 bis 33 mm und eine Bogenhöhe von ca. 18 mm. Für die bogenförmig geschnittene Ortsbezeichnung war reichlich Platz. Die Notwendigkeit die Schrift sehr eng zu halten bestand nicht. Sie wurde dadurch besser lesbar und verschmutzte nicht so schnell. In der vorphilatelistischen Zeit können die Halbkreisstempel in zwei Typen eingeteilt werden, in die Stempel ohne und mit Stundenangabe. Die Schrift der Stempel war Antiqua in großen Buchstaben. Das Datum, Tages- und Monatsangabe erfolgte in Bruchform. Winkler teilt die Halbkreisstempel ohne Stundenangabe wiederum in zwei Typen ein, eine niedere und eine höhere Form. Die Abgrenzung ist durch Messen nicht immer eindeutig. Auch die Zeit der Einführung der Halbkreisstempel, - 1835 die niedere und 1840 die höhere Form -, ist nur bedingt ein Unterscheidungsmerkmal. Sie wurden teilweise nebeneinander verwendet.



B4.a.7 Halbkreisstempel „ Bahnh. München „, Schrift Antiqua
1835-

Die letzte Stempelform, die während der vorphilatelistischen Zeit in Bayern eingeführt wurde, war der Zweikreisstempel. Ab November 1848 wird diese Stempeltype bei den bayerischen Oberpostämtern Augsburg, München, Nürnberg, Regensburg und Würzburg eingesetzt. Sie erhielt die Bezeichnung "Oberpostamtsstempel".

Die Stempeltype wurde in einem Durchmesser von 22 mm hergestellt. Die Schrift ist Antiqua in großen Buchstaben. Im Innenkreis befindet sich das Datum mit gekürzter Monatsangabe und ausgeschriebener Jahreszahl. Zwischen den beiden Kreisen ist oben die Ortsangabe und unten die Stundenangabe. Links und rechts zwischen Orts- und Stundenangabe befindet sich eine Rautenverzierung. Der Oberpostamtsstempel war in vorphilatelistischer Zeit nur knapp ein Jahr in Verwendung, dann erfolgte die Einführung der Postwertzeichen und damit die Hauptverwendungszeit des Stempels eigentlich nur in verwaltungstechnischen Angelegenheiten bis Anfang der 70er Jahre.



B4.a.8 Zweikreisstempel mit vor dem Ortsnamen angeordneten 2 Zierfeldern, 1848 – 1858?
Durchmesser Außenkreis 22 mm
Durchmesser Innenkreis 13 mm
 
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