Thema: Poststation 1.0: Post testet neue Automaten - gibt es dort Automaten(brief)marken?
drmoeller_neuss Am: 18.04.2022 16:48:51 Gelesen: 31875# 239@  
@ Stefan [#238]

Es kommt daher bereits seit Monaten der Eindruck auf, als täte sich nichts Neues an den Poststationen. Das Konzept scheint seitens der Deutschen Post AG bzw. DHL irgendwie in eine Art Dornröschenschlaf gefallen zu sein.

Mich wundert das nicht. Betriebswirtschaftlich ist das ein Zuschussgeschäft für die Deutsche Post. Der Umsatz an Briefmarken beträgt pro Monat und Station etwa 400 EUR. Wenn man die Sammler abzieht, die für zusätzlichen Umsatz sorgen, dürfte es noch schlechter aussehen.

Setzen wir für einen Besuch eines Technikers mit Anfahrt 80 Euro an, darf der Techniker nicht häufiger als einmal in der Woche kommen. Dazu kommen die Investitionskosten für eine Poststation. Hier gehe ich von einem guten fünfstelligen Betrag aus. Außerdem braucht jede Station einen Internetanschluss und elektrischen Strom.

Es wäre billiger, die Post würde auf diese Briefmarkenstationen verzichten, und die Briefe umsonst annehmen. Das gleiche Problem hat auch die Telekom mit der gesetzlichen Auflage, eine bestimmte Anzahl an Münztelefonen vorzuhalten. Mir sagte einmal ein Techniker, es wäre billiger, das Geld würde in ein Loch in der Erde verschwinden, als das man es abholen würde. Manche dieser altmodischen Telefone machen nicht einmal einen Euro Umsatz pro Woche.

Auch für den Postkunden halten sich die Vorteile dieser Poststationen in Grenzen. Wer in der Lage ist, einen Automaten zu bedienen und bargeldlos mit Karte zu bezahlen, kann auch das "Handyporto" nutzen, das jetzt "Mobile Briefmarke" heisst. Dafür muss man noch nicht einmal zu einer bestimmten Poststation. Jeder Briefkasten nimmt mit "Mobilen Briefmarken" freigemachte Briefe an.

Wenn der Postkunde den Code sauber auf den Umschlag schreibt, kann er automatisch ausgelesen werden und beschert der Post keinen Zusatzaufwand.

Und für die Annahme und Ausgabe von Paketen sind Tankstellen und Kioske unschlagbar günstig, und begnügen sich mit etwa 50 Cent pro Paket [1]. Mein nächster Kiosk ist täglich von sechs Uhr bis abends 10 Uhr offen, und ausserhalb dieser Zeiten muss ich keine Pakete aufgeben.

Wie gross ist der Bedarf an Briefmarken aus Automaten wirklich? Ich erinnere mich an die alten Automaten in meiner Kindheit in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Einwurf 50 Pfennig, einmal an der Kurbel gedreht und es kam eine Briefmarke heraus. Die Dinger funktionierten im tiefsten Winter und an heissen Sommertagen und brauchten keinen Stromanschluss. Im Prinzip würde das mit den heutigen selbstklebenden Marken auf der Rolle genauso gut gehen. Die Ingenieure würden aber mit solchen rein mechanisch arbeitenden Maschinen arbeitslos.

Denkbar wäre auch der Verkauf von "Mobilen Briefmarken" im Supermarkt. Hier würde der Code einfach auf den Kassenbon gedruckt.

Fazit: In der Stadt sind die Poststationen überflüssig und auf dem Land rechnen sie sich nicht.

[1] https://www.handelsblatt.com/unternehmen/dienstleister/onlinehandel-paketshop-als-nebenverdienst-der-frust-der-kunden-laedt-sich-bei-mir-ab-/26621886.html
 
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