Thema: Poststation 1.0: Post testet neue Automaten - gibt es dort Automaten(brief)marken?
Stefan Am: 19.04.2022 11:56:36 Gelesen: 31617# 240@  
@ drmoeller_neuss [#239]

Mich wundert das nicht. Betriebswirtschaftlich ist das ein Zuschussgeschäft für die Deutsche Post. Der Umsatz an Briefmarken beträgt pro Monat und Station etwa 400 EUR. Wenn man die Sammler abzieht, die für zusätzlichen Umsatz sorgen, dürfte es noch schlechter aussehen.

Ein interessanter Denkansatz, meinem Verständnis nach allerdings weniger zutreffend bzw. unzutreffend.

Das Kernanliegen der Poststationen sollte nicht der Verkauf von Briefmarken an einem Automaten sein sondern der sowieso bundesweit geplante Ausbau des Netzes von DHL-Packstationen für die Paketabholung und Paketannahme, speziell für Privatkunden und kleinerer Geschäftskunden. Ein Packstationsmodell umfasst nun zufällig auch einen Automaten, wo man Briefmarken kaufen kann und ein Briefkasten integriert ist (genannt "Poststation"). Sicherlich spielt bei der Konzeption der Poststation auch der Gedanke der gesetzlich auferlegten Grundversorgung (Deutsche Post AG) eine Rolle, um zukünftig im Einzelfall Lücken im Filialnetz mit der Aufstellung einer Poststation (oder Nachfolgemodell) stopfen zu können.

Auch für den Postkunden halten sich die Vorteile dieser Poststationen in Grenzen. Wer in der Lage ist, einen Automaten zu bedienen und bargeldlos mit Karte zu bezahlen, kann auch das "Handyporto" nutzen, das jetzt "Mobile Briefmarke" heisst. Dafür muss man noch nicht einmal zu einer bestimmten Poststation. Jeder Briefkasten nimmt mit "Mobilen Briefmarken" freigemachte Briefe an.

Die "Mobile Briefmarke" [1] setzt die Nutzung einer App auf einem Smartphone voraus. Die Poststation geht einen Schritt zurück und erwartet lediglich eine EC-Karte unabhängig vom technischen Verständnis für die Bedienung einer Software an einem Automaten (oder einer App). Dies erweitert den potentiellen Benutzerkreis auch um die Gruppen, welche kein Smartphone bedienen können oder wollen - dies unabhängig vom Alter.

Wie gross ist der Bedarf an Briefmarken aus Automaten wirklich?

Der Fokus sollte nicht darauf liegen, möglichst viel an Automatenmarken an den Poststationen zu verkaufen. Die Software der Poststation ist auch nicht auf Masse (dreistellige Anzahl an Briefmarken verschiedenster Nominalen) pro Bestellvorgang ausgelegt. Um verschiedene Nominalen unterschiedlicher Stückzahlen vor einem Bezahlvorgang zu ordern, muss man in dem Menü hin- und herspringen. Praxistests haben zusätzlich (unbeabsichtigt) gezeigt, dass der ATM-Drucker mit dem Druck einer hohen zweistelligen Anzahl an Automatenmarken überfordert werden kann und der Druckvorgang abgebrochen wird. Die Software der Poststation ist eher für Gelegenheitskäufe, d.h. den Kauf einer bzw. weniger Wertstufen in geringen Stückzahlen gedacht. Dazu passt auch die aktuelle Menüführung der Software, wo grundsätzlich erst einzeln jede benötigte Nominale ausgewählt werden muss, bevor die entsprechende Stückzahl per Klick auf Pfeil oben bzw. unten ausgewählt kann (Bsp.: bei 20 gewünschten ATM à 0,85 Euro muss nach der Produktauswahl anschließend 19x auf den Pfeil oben geklickt werden, um die gewünschte Stückzahl zu erreichen).

Denkbar wäre auch der Verkauf von "Mobilen Briefmarken" im Supermarkt. Hier würde der Code einfach auf den Kassenbon gedruckt.

Das erinnert mich an den Kauf von Guthaben für Prepaid-Telefonnummern im Supermarkt. Du kannst deinen Vorschlag gern bei DHL einreichen. ;-)

Gruß
Stefan

[1] https://www.deutschepost.de/de/m/mobile-briefmarke.html
 
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