Thema: Auktionsbeschreibung: Stempel nicht prüfbar !
Cantus Am: 03.08.2010 19:55:44 Gelesen: 25055# 6@  
Hallo Stefan,

diese Aussage bedeutet zunächst nur das, was da steht:

Der Stempel ist nicht prüfbar.

Das kann mehrere Ursachen haben. Wenn eine Marke oder auch ein Poststück aus dem regulären Bedarf kommt, ist es oft so, dass die Abstempelung die Marke kaum getroffen hat oder aber der Stempel nur einen Teilabschlag aufweist oder verschmiert ist, weil der Postbeamte sich nun nicht bei jedem Poststück die Mühe gemacht hat, besonders sauber zu stempeln. Wer einmal beobachtet hat, wie per Hand in nur 10 Minuten dicke Stapel von Briefen gestempelt werden, pro Minute mindestens 10 Stück, dem ist schnell klar, dass saubere und aussagekräftige Stempel bei älteren Marken oder Poststücken eher die Ausnahme darstellen. Das hat auch damit zu tun, dass früher in manchen Postämtern immer möglichst sauber gestempelt wurde, in anderen dagegen so gut wie nie.

Bei moderneren Marken, also solchen aus etwa den letzten 60 Jahren, gibt und gab es in der Sammlerschaft bei vielen Anhängern die Ansicht, dass Marken nur über eine Ecke gestempelt werden sollten, um das Markenbild nicht zu verdecken. Nach dem Ablösen dieser Marken bleibt dann nur ein Stempelfragment auf der Marke, der Stempel ist also nicht prüfbar. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass das Poststück zwar korrekt mit einem Maschinenstempel entwertet wurde, die interessierende Marke aber nur die seitliche Welle abbekommen hat. Das ist zwar Bedarf, aber eben auch nicht prüfbar.

Ich denke, wer moderne Marken oder Belege sammelt, sollte versuchen, nur solche mit sauberen und weitgehend lesbaren Stempeln zusammenzutragen. Wer älteres Material ab etwa 1900 sammelt, sollte für sich selbst entscheiden, ob ihm Marken aus dem Bedarf genügen oder ob nur sauber gestempeltes Material in die Sammlung aufgenommen wird. Wer sich mit der Philatelie vor 1900 beschäftigt, sollte sich zunächst so viel Literatur beschaffen und Fachwissen aneignen, dass er nicht immer wieder auf fremde Einschätzungen angewiesen ist. Wie in Vergangenheit und Gegenwart immer wieder zu beobachten ist, sind auch Prüfer nur Menschen und können sich sehr wohl irren. Wie wertvoll ist es da doch, wenn man selber mit ausreichend Fachwissen an die Sache herangeht.

Ich würde bei der Aussage zur Nichtprüfbarkeit eines Stempels grundsätzlich nicht zunächst von einer Betrugsabsicht des Verkäufers oder Auktionators ausgehen, sondern das lediglich als Warnung an den potentiellen Käufer verstehen, dass dieser selbst entscheiden soll, ob das angebotene Stück mit der Beschreibung übereinstimmt und ihm seinen Gebotspreis wert ist.

Im Übrigen verstehe ich unter Auktion nicht Ebay, delcampe & Co., sondern niedergelassene Auktionshäuser mit fest angestelltem Fachpersonal, das angebotene Einzellose einer Auktion im Zweifel schon vor dem Auktionstermin einem zugelassenen Prüfer vorlegt. Wer da meint, er könne im Internet eben mal für wenig Geld ein Schnäppchen machen, ohne dabei gewisse Risiken einzugehen, ist nach meiner Meinung selber schuld, wenn er dabei hereinfällt; seltene und teure Ware sollte man auf diesem Wege nicht erwerben.

Viele Grüße
Ingo
 
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