Guten Morgen!

Heute eine Ansichtskarte aus der Nazi-Zeit, über die es eine schöne Geschichte gibt.

Von oben nach unten:

In der Kantine der Gauschule in der Wennigser Mark (ein Ortsteil Wennigsens) waren die Ansichtskarten ausverkauft. Der Kalfaktor bestellte den Wennigser Fotograf Louis Wüllner, der auf das Flachdach einer Unterkunftsbaracke für die polnischen Fremdarbeiterinnen kletterte und das vorliegende Foto "schoss". Der Kalfaktor bestellt davon unbesehen 50 Ansichtskarten. Diese wurden wieder in der Kantine zum Verkauf angeboten und waren ruckzuck verkauft.

Zwecks einer neuen Fotografie wurde der Fotograf wieder bestellt. Der gleiche Standort für den Fotografen wurde gewählt und ihm bescheinigt, dass die Gauschüler alle diese Karte haben wollten. Ein hochrangiger NSDAP-Mensch aber fand, dass auf der AK zuviele Menschen zu sehen sein, die auch noch alle neugierig "nach oben" schauten. Das solle gefälligst geändert werden, das Grundmotiv aber erhalten bleiben mit einer geänderten Beschriftung. Louis Wüller nahm die 1. Fotografie, behandelte sie entsprechend und ließ 3 Beteiligte "verschwinden". Auch diese Karte wurde verkauft und es ist leider nicht bekannt, wie hoch die Stückzahl war.

Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde der Nebenerwerb des Kantinenwirts verboten und auch der Fotograf blieb auf seinen Karten sitzen. Nach dem Kriegsende suchte der Fotograf eine Verwendung für die noch übrig geblieben AK's. Statt Retusche nahm er einen schwarzen Marker und aus dem "Gauschulungslager Berhard Rust" wurde das "Altersheim Wennigser Mark".



Diese Geschichte hat der Sohn Friedrich des Fotografen Louis Wüllner aufgeschrieben und ich habe sie von dessen Enkel bekommen.

MfG >Franz<