Thema: (?) (1063/1072/1078) Bahnpostmarken und Bahnpoststempel
bayern klassisch Am: 30.04.2022 14:49:33 Gelesen: 222431# 934@  
@ H.G.W. [#931]

Hallo Horst,

wir dürfen eine Poststelle im Bahnhof nicht mit der Bahnpost verwechseln, die, simpel gesagt, in einem Waggon saß und Post transportierte bzw. bearbeitete.

Es gab schon in der Vormarkenzeit (VMZ) Poststellen in der Stadt, am Bahnhof und in den Zügen. Dabei unterscheiden wir die sog. Conducteurs, also Beamte, die mit den Poststücken mitreisten, z. B. von München nach Nürnberg, oder Bahnpostbeamte, die die Poststücke, die durch den Schlitz am Bahnpostwaggon eingeworfen wurden, auch bearbeiteten bzw. Briefkästen leerten, die nur für die Bahnpost bestimmte Poststücke enthielt.

Im übrigen wurde in den 1850er und 1860er Jahren (später habe ich keine Vorschriften darüber gefunden) dem Personal der Bahnposten, also denjenigen, die in den Zügen/Waggons saßen, strikt verboten, sich überhaupt im Bahnhofsgebäude aufzuhalten (!), oder gar sich in der Dienststelle eines Bahnhofs-Postamts aufzuhalten (z. B. im Winter um sich aufzuwärmen, Nahrung zu sich zu nehmen, auszutreten usw. usw.). Das war disziplinar strafbedroht. Man wollte also vermeiden, dass zwei unterschiedliche Postdienste sich mischten.

Etwas "off topic": Der Dienst im Zug/Waggon war für die Bahnpostler sehr anstrengend, weswegen diese auch mehr verdienten, aber auch viel früher starben, weil der Körper die Strapazen nicht sehr lange aushielt. Stundenlang in Zügen bei 40-50 Grad im Waggon im Hochsommer im geschlossenen Waggon warten zu müssen, war kein Zuckerschlecken und bei Tempo 80 im zugigen Waggon bei minus 30 Grad Dienst machen zu müssen, würde uns heute wohl auch gesundheitlich überfordern.

Selbstverständlich hatten auch die Bahnposten ganz andere Stempelgeräte, als die Bahnhofsposten, aber wenn man die nicht alle individuell kennt, kann man falsche Schlüsse ziehen und die beiden Postdienste vermischen, was man nicht tun sollte.

Ich hoffe, ich konnte ein wenig Klarheit schaffen, weil Umfassendes darüber in der Literatur zu finden schwierig sein dürfte.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
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