Thema: Bund: Poststationen 2.0 für Automatenmarken
Stefan Am: 04.06.2022 21:09:47 Gelesen: 48032# 1@  
Am Montag, den 23.05.2022 war es soweit: das seit dem 05.02.2021 andauernde Pilotprojekt [1] als Gemeinschaftsprojekt von Deutsche Post AG und DHL zur Novellierung der in die Jahre (bzw. Jahrzehnte) gekommenen Automaten zum Verkauf von Automatenmarken wurde - zumindest von außen betrachtet - von jetzt auf gleich eingestellt und sämtliche 19 (von ehemals 20) Poststationen abgeschaltet (vermutlich am 23.05.2022) und bei vielen Poststationen der eingebaute Briefkasten mit Klebeband zugeklebt.



Zugeklebter Briefkasten der alten Poststation, hier in Würselen am 02.06.2022

Für den Zeitraum vom 23.05.-15.06.2022 kündigt DHL auf der eigenen Internetseite eine Wiederinbetriebnahme sämtlicher 20 Standorte an und bittet die Kunden um Geduld [2].



Kundenhinweis von DHL

Zu Christi Himmelfahrt (Donnerstag, 26.05.2022) fiel auf, dass einer der abgeschaltet geglaubten Poststationen wieder lief - wenn auch nur kurzzeitig um sich dann wieder mit einer Fehlermeldung auf dem Display Richtung Auszeit zu verabschieden. Eine nähere Betrachtung der Poststation am Standort in der Rochusstr. 227-235 in Köln ergab dabei einen Relaunch der Software am Automaten und - oh Wunder - endlich auch die Möglichkeit zum Kauf von Einschreibemarken und endlich auch die Abholung von Paketen. Das Angebot des Automaten wurde mit der Überarbeitung der Software deutlich verfeinert und weiter ausdefiniert. Es werden sowohl Briefmarken (Automatenmarken) als auch Paketmarken sowie derzeit eine zusätzliche Leistung angeboten. Gemäß den FAQ in [2] ist eine weitere Ausdifferenzierung des Angebots geplant. Die Poststation 2.0 erklärt nun auch, weshalb sich nach außen hin (Endkundensichtweise) mit Ausnahme einzelner interner Softwareupdates seit Monaten im vorherigen Pilotprojekt/Pilotteilprojekt [1] nichts mehr getan hatte außer der verpflichtenden Anpassung der Portostufen zum 01.01.2022.



Poststation in der Rochusstraße in Köln unisono Packstation Nr. 705

Effektiv hat die neue Poststation insgesamt 49 verschiedene Produkte in Kombination mit verschiedenen Leistungsarten für den Bereich Brief im Angebot. Der Bereich Paket wurde noch nicht detailliert überprüft, es fehlen allerdings weiterhin Paketmarken für Auslandspakete.

a) Angebot im Briefsegment:

1. national:

- unversichert: 0,70; 0,85; 1,00; 1,60 und 2,75 Euro (5 Wertstufen)
- unversichert BüWa: 1,95 und 2,25 Euro (2 Wertstufen)
- unversichert PZA: 3,45 Euro (1 Wertstufe)
- Einschreiben-Einwurf in Kombination mit den Briefporti 0,70; 0,85; 1,00; 1,60 und 2,75 Euro (5 Wertstufen)
- Einschreiben-Übergabe in Kombination mit den Briefporti 0,70; 0,85; 1,00; 1,60 und 2,75 Euro (5 Wertstufen)
- Einschreiben-Eigenhändig in Kombination mit den Briefporti 0,70; 0,85; 1,00; 1,60 und 2,75 Euro (5 Wertstufen)
- Wertbrief-Bargeld in Kombination mit den Briefporti 0,85; 1,00; 1,60 und 2,75 Euro (4 Wertstufen)
- Wertbrief-Sachwert in Kombination mit den Briefporti 0,85; 1,00; 1,60 und 2,75 Euro (4 Wertstufen)
-> gesamt: 31 Wertstufen

2. international:

- unversichert: 0,95; 1,10; 1,70; 3,70; 7,00 und 17,00 Euro (6 Wertstufen)
- Einschreiben-Übergabe in Kombination mit den Briefporti 0,95; 1,10; 1,70; 3,70; 7,00 und 17,00 Euro (6 Wertstufen)
- Einschreiben-Eigenhändig in Kombination mit den Briefporti 0,95; 1,10; 1,70; 3,70; 7,00 und 17,00 Euro (6 Wertstufen)
-> gesamt: 18 Wertstufen

Ein Sammlerkollege hat sich hingesetzt und sämtliche Nominalen für Inland und Ausland zusammenaddiert. Die Summe beläuft sich seiner Rechnung nach auf 281,65 Euro - wohlgemerkt pro Poststation (Standort). Wollte man alle ATM jeweils einmal belegen, ergäbe sich ein Betrag von mehr als 5.600,00 Euro für alle 20 Standorte (gesamt 49 x 20 = 980 verschiedene Automatenmarken). Man merkt spätestens an dieser Stelle, dass diese Automatenmarke nicht zusätzlich für Sammelzwecke gedacht ist. Der Fokus liegt naturgemäß auf bedarfsorientierte Einzelkäufe von normalen Post- und Paketkunden.

Abschließend bietet die Poststation als zusätzliche Leistung ab sofort den Abholauftrag für Pakete an. Weitere zusätzliche Leistungen sind geplant (FAQ in [2]).



b) Gestaltung der Automatenmarke:

Die Gestaltung der Automatenmarken hat sich geändert. Im Vergleich zum Vorgänger ist diese linksbündig und nicht mehr rechtsbündig, dito wieder doppelt so hoch wie die letzte Fassung vom Vorgänger. Hier besteht ggf. noch Ausbaupotential zur Formatverkleinerung für nichteingeschriebene Sendungen (würde dann etwas Papier sparen und zeitlich einen Rollenwechsel und damit vorzeitigen kostenintensiven Personaleinsatz hinauszögern). Im Vergleich zum Vorgänger weist die neue Ausgabe der Poststation unabhängig vom ATM-Kauf nicht nur eine einzige Nummer auf, welche sich einem Standort zuweisen lässt. Jede der 49 angebotenen Nominalen je Standort beinhaltet einen eigenen Nummernkreis, beginnend mit A3 0100 XXXX. Dieser bleibt über Monatswechsel hin identisch.



Postzustellungsauftrag sowie Auslandssendung (1,10 Euro), Übergabeeinschreiben ins Ausland und Übergabeeinschreiben ins Ausland Eigenhändig

c) Gestaltung der Quittung:

Der Aufbau der Quittungen hat sich grundlegend geändert. Neuerdings taucht zusätzlich die Nummer der erworbenen Automatenmarke auch auf der Quittung auf. Man kann dies so interpretieren, dass diese Nummer, auf der Quittung deklariert als Sendungsnummer, tatsächlich als solche fungiert und die bisherige Leistungsart PRIO ohne zusätzliche Kosten ersetzt. Das im ursprünglichen Projekt [1] avisierte PRIO-Angebot konnte beim besten Willen nicht im Angebot der neuen Software gefunden werden. Für Einschreiben wird ein zweiter Zettel ausgedruckt, welcher einem Auflieferungsbeleg in einer Filiale der Deutschen Post AG ähnelt. Ob man frankierte Einschreiben ausschließlich in den Briefkasten einwerfen muss oder vorab (wie aufzuliefernde Pakete) durch den unterhalb vom großen Display vorhandenen Scanner einpiepsen kann, wurde noch nicht ausprobiert.



d) Bemerkungen zur neuen Software:

Die Software weist gegenüber dem Vorgänger eine erweiterte Bedienung im Menü auf. Bereits vorher musste sich der Endkunde vorab entscheiden, ob eine Automatenmarke für den nationalen oder internationalen Versand benötigt wird. Die verschiedenen Einschreiben als Leistungsart lassen sich auswählen, sobald die ursprüngliche Produktklasse (Briefportostufe) ausgewählt wurde. Bei Auslandssendungen muss zusätzlich vorab das Zielland ausgewählt werden.

Das Postprodukt "PZA" (Postzustellungsauftrag) wurde im Kapitel "Sonstige" versteckt und darf zwar von jedem Kunden gekauft, allerdings lediglich von einer kleinen Zielgruppe auch tatsächlich zum Versand benutzt werden. Ein Sammler könnte zwar ungelaufene Briefattrappen basteln, gelaufene Belege dürften allerdings schwer zu finden sein - zumindest aus der Anfangszeit.




Einzelne Hauptseiten zur Bestellung verschiedener Produkte der neuen Software der Poststation

e) Bemerkungen zur neuen Hardware:

Dem Vernehmen nach handelt es sich hier um neue Gehäuse für neue Poststationen bzw. wurde der Austausch der Module an mittlerweile zwei Standorten zufällig gesehen. Die alten Module wurden abgebaut und gegen neue Module ersetzt. Es ist derzeit unklar, ob auch die Hardware im Inneren des Automatenmoduls ausgetauscht wurde (Bsp. beide Drucker der Automatenmarke und Quittung). Das Druckverfahren wurde noch nicht überprüft. Bezüglich der Neuerungen fällt das EC-Karten-Terminal zur Bezahlung umgehend als Neuerung auf. In der Version Poststation 1.0 waren noch schnöde (handelsübliche) Blechknöpfe vorhanden, um die PIN der EC-Karte einzugeben. Die neue Version 2.0 weist einen Touchscreen auf. Die EC-Karte kann weiterhin aufgelegt (auf den Bildschirm, kontaktloses Bezahlen) oder alternativ in einen Kartenschlitz (am unteren Ende des Bildschirms) gesteckt werden. Ob der scheinbar auf der rechten Seite senkrecht vorhandene Seitenschlitz funktioniert, ist nicht bekannt bzw. wurde (noch) nicht ausprobiert.

Gegenüber der Version Poststation 1.0 ist auffällig, dass oberhalb des großen Bildschirms eine Kamera deutlich sichtbar angebracht ist, welche auch mit "Kamera" in deutscher Sprache beschriftet wurde. Der bereits auch vorher vorhandene Scanner zum Einlesen der Barcodes aufzuliefernder Pakete ist mit "Scanner" gekennzeichnet. Das mit "Drucker" beschriftete Ausgabefach der bestellten Produkte sowie Quittungen wurde ebenfalls runderneuert und im Fach selbst als kleine Senke dargestellt, so dass die frisch gezogenen Automatenmarken nicht mehr ohne Weiteres aus dem Ausgabefach auf die Straße herauspurzeln können. Wenn man als Käufer nicht aufgepasst hat, konnte man an windigen Tagen an den alten Poststationen den herausgefallenen Automatenmarken quer über den Parkplatz hinterherrennen, um diese wieder einzufangen (der Autor kennt dies aus eigener Erfahrung). Die seinerzeit ersten Käufe in Wachtberg (Mitte Februar 2021) waren vielfach "Bückware" gewesen (aufgrund des damals witterungsbedingt bei Minusgraden unpassenden Papiers wahlweise dann herausfallende ATM mit oder ohne Trägerfolie).



Neue & beschriftete Hardware der Poststation

f) Gedanken zur Katalogisierung:

Es bleibt abzuwarten, wie sich der Schwaneberger Verlag in punkto Katalogisierung verhalten wird. Es handelt sich bei dieser neuen Ausgabe mittlerweile um die dritte Automatenmarke, welche einen Matrixcode enthält, ZENTRAL an einem Automaten (und NICHT zuhause beim Absender) produziert wird und auf der Softwarearchitektur der Internetmarke basiert (was auch Sinn ergibt - warum ein ausgereiftes System neu erfinden und neu benennen?). Die erste Ausgabe mit Matrixcode aus dem Pilotprojekt im Köln-Bonner Raum von Dezember 2018 - Juni 2019 hielt (vollkommen zu recht) als ATM Mi-Nr. 10 den Einzug in den Michel-Katalog. Die Ausgabe aus dem nachfolgenden Pilotprojekt in NRW von Februar 2021 - Mai 2022 wird (bisher) nicht katalogisiert. Vom Grundsatz her handelt es sich bei dem jetzigen Versuch um die dritte digitale Automatenmarke.

g) Ein erstes Fazit:

Deutsche Post und DHL ist meinem Eindruck nach durchaus ein großer Wurf gelungen. Das Angebot für Otto-Normal-Kunde kann sich sehen lassen und deckt weite Teile des Leistungsspektrums einer kleinen Post(partner)filiale ab. In der ersten Pressemitteilung vom 16.02.2021 war großspurig von 90% Abdeckung des Leistungsangebotes einer Filiale die Rede [3], Zielsetzung der praktischen Umsetzung gemäß damaliger FAQ der Poststationsinternetseite von DHL bis Juni 2021. Mit der jetzigen Version der Poststation mag man durchaus in den Bereich dieser Zielvorstellung von 90% kommen. Nicht nur der Autor geht davon aus, dass mit dieser Version der Poststation als Poststation 2.0 - noch etwas verfeinert und der Betriebsablauf stabilisiert - zukünftig ein bundesweiter Rollout, d.h. Aufstellung derartiger Kisten nach Bedarf möglich sein wird.

Generell laufen die bisher getesteten Automaten der Poststationen aktuell recht instabil. Bei zu großer ATM-Stückzahl oder einem zu sehr durcheinander gewirbelten Warenkorb verabschiedet sich gern die Kommunikation zwischen EC-Kartenterminal und der Bediensoftware (Menü) des großen Displays und läuft irgendwann auf einen Fehler.



Fehlermeldung auf dem großen Display und auf dem rechten Foto zusätzlich auf dem kleinen Display nach dem Versuch einer EC-Kartenzahlung

Trotz Fehlermeldung auf dem Bildschirm bestünde die Möglichkeit, weiterhin Pakete abzuholen (per Klick auf das Männchen links unten in der Ecke). Es wird derzeit allerdings auf dem großen Display nicht explizit darauf hingewiesen. Der ein oder andere Endkunde mag bereits wieder genervt bzw. frustriert von dannen gezogen sein, weil die gewünschte Paketabholung aufgrund der überdeutlich platzierten Fehlermeldung nicht möglich schien.



Man beachte das kleine Männchen links unten auf dem Bildschirm



Aufforderung zum Scannen der Benachrichtigungskarte abzuholender Pakete

Ein passionierter Sammlerkollege hat sich aufgrund der vielen Fehlermeldungen mittlerweile eine neue Maßeinheit überlegt. Diese lautet "km/ATM" und verweist auf die durchschnittliche (rechnerisch ermittelte) Anzahl der gefahrenen Kilometer mit dem PKW, um eine einzige Automatenmarke für die eigene Sammlung erwerben zu können. Eine Auswertung seinerseits dieser Tage ergab die Zahl 4 km/ATM, d.h. 4 km Autofahrt um eine einzige ATM erwerben zu können (bei den aktuellen Spritpreisen - auweia...); der dafür notwendige Zeitaufwand bleibt unberücksichtigt.

h) Standorte:

Eine wichtige Sache zum Schluss für den interessierten Sammler: bei welchen Standorten lohnt eine Anfahrt? Bisher ist für die nachfolgenden Standorte eine Wiederinbetriebnahme nachgewiesen:

- 50827 Köln, Rochusstr. 227-235 - Frühdatum 26.05.2022 (Feiertag), mit Sicherheit spätestens am Tag zuvor in Betrieb gegangen
- 53343 Wachtberg, Holzemer Str. 7 - Frühdatum 30.05.2022 (sehr wahrscheinlich Ersttag)
- 50739 Köln, Escher Str. 88 - Ersttag 31.05.2022
- 53757 Sankt Augustin, Johann-Quadt-Str. 3 - Ersttag 02.06.2022
- 51427 Bergisch Gladbach, Frankenforster Str. 21-25 - Ersttag mutmaßlich 02.06.2022 nach 16:00 Uhr, Frühdatum belegt für 03.06.2022

Für die Rochusstraße in Köln sowie eventuell in Wachtberg wäre theoretisch ein Ersttag ab/nach dem 23.05.2022 denkbar. Portostufen für den unversicherten Versand (inkl. PZA) wurden sammlerseitig erstmals am 26.05.2022 gezogen, Einschreiben fielen sammlerseitig erstmals am 28.05.2022 auf (als die Kiste in Köln gerade wieder lief).

Die Mehrheit der 20 Standorte läuft noch nicht wieder (Stand 03.06.2022 abends). Eine versuchsweise Anfahrt ist bei den aktuellen Spritpreisen trotz staatlich angeordneter vorübergehender Senkung der Kraftstoffsteuer per 01.06.2022 von aktuell um die 2,00 Euro/Liter für Super (Benzin) nicht unbedingt empfehlenswert. Die anstehenden Pfingstfeiertage (05./06.06.2022) machen sich derzeit an der Zapfsäule negativ bemerkbar.

Soweit eine erste Übersicht für heute.

Gruß
Stefan

[1] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=15446&CP=0&F=1
[2] https://www.dhl.de/poststation
[3] https://www.dpdhl.com/de/presse/pressemitteilungen/2021/neuentwickelte-poststation.html
 
Quelle: www.philaseiten.de
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