Thema: Philatelistische Literatur: Zu teuer, zu billig ?
Cantus Am: 06.06.2022 02:02:10 Gelesen: 7775# 45@  
@ opti53 [#41]

Hallo Thomas,

ich pflege sehr viele verschiedene internationale, ganz überwiegend aber solche Sammelthemen, die nicht dem Mainstream folgen und zu einem großen Teil zur Ganzsachenphilatelie gehören. Da gibt es nicht viel Literatur und wenn dann doch einmal ein Katalog oder ein Handbuch erscheint, dann meist im mehrjährigen Abstand, oft erst nach einem Jahrzehnt, wenn überhaupt. Das mag bei den reinen Briefmarkensammlern anders sein, im Ganzsachenbereich ist das aber überwiegend so.

Wer sich wirklich mit Ganzsachen beschäftigt, also mit allem, was zwischen den vier Ecken vorder- und rückseitig zu sehen, zu vermessen und zu fühlen ist, der tut gut daran, zum Vergleich nicht nur einen Katalog, ein Handbuch oder einen einzigen Fachartikel zur Hand zu haben, sondern mehrere Werke, denn alles, was darin zur Beschreibung einer Ganzsache steht, geht auf den Erfahrungsschatz von Sammlern zurück. Da ist es sehr wohl möglich, dass in neuerer Literatur wesentliche Hinweise zu einer Ganzsache nur deshalb fehlen, weil dadurch das Gesamtwerk zu umfangreich geworden wäre, vielleicht auch, weil es wohl nur wenige Sammler gibt, die auf der Suche nach solchem Wissensmaterial sind. Deshalb ist es sinnvoll, mehrere Werke zur Hand zu haben, zunächst ein länderspezifisches Werk und dazu mindestens einen Weltkatalog. Und zusätzlich findet man in Fachzeitschriften oder Jubiläumsbänden renommierter Briefmarkensammlervereine oft zusätzlich wichtige Informationen, die an anderem Ort fehlen. Gleiches gilt für alte Auktionskataloge, da dort manchmal seltene Marken oder Belege beschrieben sind, die oft jahrzehntelang in Privatbesitz bleiben, bis irgendwelche Erben sie dann doch veräußern wollen.

Ich bin in der glücklichen Lage, von verschiedenen europäischen und außereuropäischen Ländern Ganzsachenkataloge zu besitzen, zusätzlich aber auch Welt-Ganzsachenkataloge von Higgins & Gage (1973, letzte Auflage), von Dr. Ascher (Nachdruck des Originalwerkes von etwa 1923) sowie auch zu meinen Hauptsammelgebieten die Originale des Dr. Ascher von damals, denn der Nachdruck ist oft in schlechter Abbildungsqualität, da machen die Originale mehr Freude. Darüber hinaus besitze ich alle Veröffentlichungen des Berliner Ganzsachensammlervereins, die nach dem Ende des 2.Weltkriegs erschienen sind, eine fast unerschöpfliche Quelle von Fachwissen, das nur bruchstückhaft in Fachkataloge eingeflossen ist.

Es mag sein, dass du nur Sammelgebiete pflegst, für die ein jährlicher Michelkatalog ausreicht, wer sich aber tiefer mit der Geschichte der Post und ihren Erzeugnissen beschäftigt und zwar oft schon beginnend in der Zeit, als es noch gar keine Briefmarken gab, der tut gut daran, auch ältere und alte Fachwerke philatelistischer Art sein Eigen zu nennen.

Viele Grüße
Ingo
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/6658
https://www.philaseiten.de/beitrag/295986