Thema: Österreich und der DÖPV Deutsch-Österreichische Postverein
bayern klassisch Am: 03.07.2022 13:38:06 Gelesen: 28782# 222@  
@ bignell [#221]

Lieber Harald,

ein barfrankierter Brief von Thurn und Taxis über Bayern nach Österreich - gar nicht sooo häufig, wie man denken könnte, denn die allermeisten tragen Marken, auch wenn das uns Sammler heute mehr erfreut, als eine schnöde Frankonotiz unten links in roter Tinte (wie es die Vorschrift war).

Ich würde aber nicht "ohne Frankatur" schreiben, eher ohne Markenfrankatur, weil frankiert war der Brief ja - der Absender legte 6 Kreuzer für die Recommandation und 9 Kreuzer für das Franko auf den Tisch - aber der Postler hatte die Wahl, jetzt einer 9 Kr. Marke aufzukleben, oder nicht. Hier hat er es nicht getan, obwohl es in Frankfurt am Main sicher genug Marken gab - die Gründe sind m. W. nicht eindeutig.

Da er verso keinen bayer. Transitstempel aufweist, dürfte er mit der Bahn über Aschaffenburg und Würzburg in einem verschlossenen Briefepaket versand worden sein, so dass erst die Abgabepost von seiner Existenz wissen konnte.

Im Falle eines Verlusts war der Brief danke der Eintragung im Recommandations-Manual von FFM mit 24 1/2 Gulden rheinisch versichert, damals 21 Gulden CM.

Aber er kam ja wohlbehalten an und ziert jetzt deine Sammlung (übrigens bedeutete rote Stempelfarbe bei Thurn und Taxis, wie auch in Österreich früher, dass der Brief frankiert worden war, während schwarze Stempelfarbe auf unfrankierte Post hindeutete). Recobriefe im Postverein durften nur frankiert aufgegeben werden - daher wirst du keinen Brief von Taxis unter Recommandation finden bis 31.12.1860 nach Österreich, der einen schwarzen Stempel aufweist. Anderfalls hättest du eine Oberrosine an Land gezogen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
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