Thema: 19 % Einfuhrumsatzsteuer für Einfuhren ab 5,23 Euro seit 1.7.2021
Vernian Am: 03.07.2022 18:09:36 Gelesen: 12315# 93@  
@ 22028 [#90]

Wie auch immer. Tatsache, wie hier immer wieder zu lesen und von Ralph beschrieben: Die Ausführenden vereinfachen aus Aufwandgründen (oder sogar nach Vorgabe durch übergeordnete Stellen???) die Besteuerung auf 19%, selbst wenn es nur 7% sein dürften, und die Anzahl der Einsprüche dürfte minimal sein, ebenfalls wie ausgeführt aus Aufwandsgründen.

@ alle

Ich persönlich könnte ja noch mit den 19 % Besteuerung auch bei niederwertigen Einfuhren mich arrangieren - aber dass ich quasi gezwungen werde der Post 6.- € Bearbeitungsgebühr pro Sendung zu entrichten, was in vielen Fällen aus den 19 % für Vater Staat bis zu oder gar noch mehr wie 100 % Kostenerhöhung für den Empfänger verursacht, dass finde ich eigentlich unzumutbar. Eine derartige Preistreiberei, genauso wie bei den jüngeren Regelungen bei Versand von "Waren" ins Ausland und den gerade erneut angehobenen DHL-Preisen dafür, sind doch ebenfalls mit ein Grund für eine beständig anwachsende Unzufriedenheit in der Bevölkerung. Natürlich wird alles immer teurer, den letzten Ereignissen noch in zunehmenden Maße geschuldet.

Wenn ich als Privatperson ein Taschenbuch von 350 Gramm Gewicht, welches ich für 10.-€ im Handel erwerbe, um es als Geschenk ins Ausland zu senden, sagen wir mal in die Schweiz, nur als Päckchen "M" für 17,99 € Porto in der Filiale versenden kann, weil ein Taschenbuch als "Ware" gilt (oder, sofern ich Online versiert bin, was aber ja gerade viele Ältere immer noch nicht sind, als Päckchen XS für 8,99 € Onlinefrankatur), statt als Großbrief für 3,70 € Porto, dann stimmen doch die Relationen da vorne und hinten nicht. Wenn dann auch noch der Empfänger in der Schweiz wie bei uns Zoll auf Warenwert und Porto plus Bearbeitungsgebühr entrichten sollen müsste (weiß jemand wie das in der Schweiz ist ?), dann würden nun ja 10.- € + 17,99 € = 27,99 € x 19 % = 5,32 € + 6.- € Gebühr hinzu kommen und mein Buchgeschenk am Ende eine "Wertschöpfung" von 10.- € auf 39,31 € erfahren. Die 19% auf den hier geschilderten Erfahungswerten basierend und nicht 7 % angesetzt wie eigentlich korrekt wäre .

Oder anders und einfacher gesagt: Statt für mein Buchgeschenk an Tante Erna in der Schweiz 13,70 € und damit 37% über Buchpreis aufzuwenden, wenn ich das Büchlein als Großbrief versenden könnte, wären im ungünstigsten Fall fast 40.-€ und damit das Vierfache oder Buchpreis plus 300 % anzusetzen. Und wohnt Tante Erna in Australien ist alles nochmals teurer weil das Porto höher ist.

Das Otto Normalbürger bei derartigen Preisentwicklungen, die ja alle erst in den letzten wenigen Jahren etabliert wurden, nebst allerlei anderen Dingen, massiv unzufriedener wird ist da doch nun wirklich nicht mehr verwunderlich.

A propos Buchversand ins Ausland: Der französische Staat subventioniert weiterhin den Versand französischsprachiger Bücher im Sinne von "Förderung und Verbreitung französischen Sprachguts im Ausland" massiv, so dass die extrem kostengünstige Versandoption "Livres et Brochures" (Bücher und Broschüren) ins Ausland weiterhin besteht, wie bei uns früher die Büchersendung ins Ausland. Sogar kostengünstiger als im französischen Inland,. da sollte man sich bei uns mal ein Beispiel nehmen.

Ich habe zuletzt als DHL-Geschäftskunde Warenpost International genutzt und damit diese hohen Portokosten im Buchversand vermieden und nahe Briefpreisniveau nutzen können. Aber damit ist es jetzt auch vorbei, denn nun wird von DHL gefordert ich solle mindestens 200 Sendungen im Jahr per DHL versenden um das nutzen zu können - das schaffe ich nicht, meine "Geschäftstätigkeit" mit dem Ausland ist so umfangreich dann doch nicht.

Natürlich kann man immer argumentieren, dass die Versandbestimmungen für Waren und die EUSt-Erhebung / Zoll ja auch zu unserem Gunsten eingeführt wurde, Stichwort Billig-Importversand aus Fernost usw, auch hier oftmals genannt und angesprochen. Ist ja auch alles nicht verkehrt, nur ist man m.E. da im Zusammenspiel mit digitalisierter Vereinfachung um ein Vielfaches über das Ziel hinausgeschossen.

Es kann einfach nicht als normal unbd richtig anzusehen sein, wenn Privatpersonen für kleinteilige und niederwertige Dinge bei Geschenkversand ins Ausland (oder Erhalt von dort) ein Vielfaches des Beschaffungswertes für den Versand / Erhalt aufwenden müssen. M.E. müsste diese EUSt-Erhebung erst bei höheren Werten ansetzen oder eben stärker differenziert werden, genauso wie die Regelungen und damit Kosten für den "Warenversand". Bspw. alles, was in Gewicht und Abmessungen noch als Maxibrief versendet werden kann und weniger wie 50.-€ Warenwert hat müsste da ausgeschlossen werden. Oder eben bspw. der Versand von Privat an Büchern, Zeitschriften usw., Sammlerartikeln (Briefmarken, Münzen, Bierdeckeln, Kronkorken). Auch wenn selten befolgt, der Buchversand aus Frankreich ins Ausland schreibt eigentlich eine durchsichtige Verpackung vor, damit jeder auf den ersten Blick erkennen kann "ja, es ist ein Buch". Warum sollte so etwas nicht auch bei uns möglich sein?

Wir sind doch inzwischen an dem Punkt, dass Privatpersonen nichts mehr ins Ausland versenden außer mal eine Postkarte oder einen Brief, weil die Kosten so hoch und die Bestimmungen so ausufernd geworden sind. Ich habe einen Bekannten in Südkorea, der hat sich letztens beklagt, dass ihm deshalb niemand mehr Bücher oder Zeitschriften sendet und er das eine mal im Jahr, das er nach Deutschland kommt, auf dem Rückflug immer Übergepäck hat weil er dann die ganzen an seiner deutschen Wohnanschrift gesammelten Postzusendungen mitnehmen muss, abgesehen davon, dass es schöner ist übers Jahr verteilt man was neues zu lesen an die Hand zu bekommen als einmal im Jahr alles auf einmal.

Ich entschuldige mich vom eigentlichen Thema teilweise etwas sehr ausufernd abgewichen zu sein, aber diese Dinge hängen eben alle zusammen: EUSt / Zoll / Warenversandregelungen Ausland / Porto bzw. Beförderungskosten.

Best

Vernian
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/15886
https://www.philaseiten.de/beitrag/297656