Thema: Abenteuer auf der Reise – Auge in Auge mit der örtlichen Postverwaltung
Bendix Gruenlich Am: 03.07.2022 21:02:30 Gelesen: 6727# 24@  
Also auf zur nächsten Reise, warum nicht mal nach Österreich, für mich als Rheinländer nicht um die Ecke, aber kaum zu glauben, die Alpen kannte ich (mit 29 Jahren) noch nicht.

Also Anschauengehen.

Das Ganze fand 1998 statt und altgedienten Philatelisten sagt diese Jahreszahl etwas.

Großes warf seine Schatten voraus, nämlich die Euro-Einführung in 1999 (Geldzeichen gab es erst 2002, aber als Buchgeld wurde das schon 1999 eingeführt).

Der Schrecken für uns Sammler war ja seinerzeit die Frage, was wird aus unseren gehorteten ungebrauchten / postfrischen Beständen, und Österreichs Antwort war die Außerkurssetzung von ATS-nominierten-Marken in 2002.

Wer jetzt in Tränen ausbricht, braucht sich dessen nicht zu schämen, ein todtrauriges Ereignis. Ruhet in Frieden ihr vom 10.12.1947 bis 30.06.2002 gültigen Schilling-Marken. 18 Jahre später fiel mir für eine handvoll Euro eine Teilsammlung Österreich in die Hände, mit dabei mindestens 100 gefalzte, verschiedene Neue Schilling-Marken darunter die 1948er Wiederaufbau-Marken Wien und Salzburger Dom (wo wart ihr, als ich Euch gebraucht hätte). Fantastische Kunstwerke im Stichtiefdruck. Ach wie gern, würde ich Euch nutzen und auf meiner Post als Botschafter der Kultur und der eigenen Sache um die Welt senden. Aber ach - es ist vorbei.



Wenn ich das richtig erinnere, war dieses kommende Unglück 1998 bereits bekannt oder zumindest mit hoher Wahrscheinlichkeit zu befürchten. Also, alles musste raus.

So habe ich denn vor meiner Reise geschaut, was weg kann, ja, was weg musste. Das habe ich gefunden….

In Landeck ging ich aufs Amt und suchte um saubere Handstempelung nach, und das ist leider ganz schön schiefgegangen, denn die Christel von der Post hatte keinen guten Tag (und wie ich es erinnere, auch wenig Lust, ja ich hatte auch den Eindruck, dass sie mein Ansinnen gar nicht verstand - erst war es zu wenig Farbe, dann wurde einfach lieblos irgendwie nach dem Fassen neuer Farbe nachgestempelt und auch das war dann nicht lesbar). Schade, das ist aber nun einmal manchmal Postalltag. Nicht jeder Stempel gelingt, dann haben die Österreicher auch einiges an Stichdruckmarken, die nehmen die Entwertungen nicht so glasklar auf.



Und Neues wurde von der Reise nicht mitgebracht, die drohende Außerkurssetzung hat mein Herz hart werden lassen. Nichts mitbringen, das fällt mir eigentlich schwer, aber der Groll gegen die anstehende Enteignung (und den Entzug von tausenden wundervollen Motiven zur Frankaturgestaltung) wog schwerer. Ein Blick in die Katalognotierungen der 60er Jahre bei Bund für postfrisches Material hat für mich den Weg gewiesen. Mein Fazit: das bekommst Du nächstens deutlich günstiger, und das ist ja auch in einer Intensität wahr geworden, die ich damals nicht für möglich gehalten hätte.

Für uns Flachländer (wohne auf 40 Meter über dem Meeresspiegel) sind ja die Alpen etwas ganz Besonderes - ein tolles Panorama (zurück mit der Bahn über die phantastische Arlbergstrecke) - und das Wetter war auch der Hammer, im September war von Fön bis 20 cm Neuschnee alles dabei, und so sehe ich mich für die Verstempelung angemessen entschädigt.

Apropos „Christel von der Post“, ich kann gar nicht erklären, warum ich auf die Bezeichnung verfallen bin und weibliches Postpersonal grundsätzlich so bezeichne und. Also kurz das Internet befragt: das ist eine Figur aus einer Zeller-Operette und zwar einer Postlerin aus Tirol – na, das passt doch hervorragend - mehr Österreich geht nicht.

Für (Post-)Nostalgiker daher folgendes

https://www.youtube.com/watch?v=XG-5Ozo0c7I

(herrlich: im Liedtext macht man sich auch über Postlaufzeiten lustig…am besten begleitet mit einem Glas Sekt anschauen / anhören...oder das ganze Stück, da würde dann aber eine Flasche fällig werden, dazu empfehle ich die Durchsicht der Jahrgänge der 60er Jahre)

Na, dann sag ich für heute mal Servus.
 
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