Thema: Deutsches Reich Belege mit der Volkssturmmarke vom Januar 1945
bernhard Am: 06.07.2022 22:22:22 Gelesen: 3791# 38@  
@ Stefan [#37]

Hallo Stefan,

danke für deinen Beitrag! Ich gehe nachfolgend mal auf deinen Post ein:

Die Ausgabe der Mi-Nr. 909-910 sowie zwei weiteren (schlussendlich zweifelsfrei unverausgabten) Exemplaren war explizit für den 30.01.1945 avisiert.

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung war bereits klar, dass es weder einen gemeinsamen Erstausgabetag für einzelne Marken, noch für die gesamte Briefmarkenausgabe geben wird. Auch ein Nicht-Erscheinen zum 30. Januar 1945, dem eigentlichen Ausgabeanlass, war bereits Fakt. Volkssturmmarke: Druckfreigabe 23.01.45, Druck am 30/31.01.45.

Die Briefmarken wurden in Wien gedruckt und sicherlich zentral in der Wertzeichenstelle der Reichsdruckerei in Berlin gelagert bevor eine Verteilung an diverse OPDen im Deutschen Reich erfolgte.

Dies war bis 1945 nicht der geplante Ablauf und wäre auch unlogisch. Von Druckerei zu Druckerei um von dort aus verteilt zu werden. In normalen Zeiten kam die Belieferung von der Wertzeichenverteilstelle Wien 46 nach Berlin zu den einzelnen Wertzeichenverteilämter für Berlin. Die anderen RPDn wurden separat beliefert. Nur im Fall der Mi. 909/10 möchte ich eine Lagerung in der Reichsdruckerei nicht ausschließen.

Der Verwendungsort Lorch sowie der Erhaltungszustand als Blankoabschlag suggeriert u.U. eine Beteiligung bzw. Verkauf durch den sehr bekannten Briefmarkenhandel Hermann E. Sieger GmbH mit Sitz in Lorch.

Eine direkte Belieferung an Sieger wird auch in anderen Foren gemutmasst. Konsul E.Sieger hatte als Leiter der Fachabteilung Briefmarken in der Wirtschaftsgruppe Einzelhandel gute Beziehungen zum RPM und auch zur Staatsdruckerei. Ich glaube aber nicht, dass er separat direkt von Wien aus beliefert wurde. Ausschließen kann ich es aber nicht.

Ist bekannt, ob ausschließlich von Berlin aus die Belieferung der OPDen mit neuen Briefmarken erfolgte oder dies auch von der Druckerei in Wien aus geschah?

Druckerzeugnisse von Berlin wurden von Berlin aus, welche von Wien wurden von da aus verteilt.

Mi-Nr. 908, Frühdatum LEIPZIG C1 c / REICHSMESSESTADT von Dienstag, den 30.01.1945

Müßte demgemäß rückdatiert gestempelt sein, da die Marken noch im Druck. Daran schlossen Schneiden, Zähnung, Verpackung, Transport und die vor Ort-Verteilung an.

Kann es sein, dass Sieger in Lorch von Berlin oder Wien aus vorab ein Kontingent an Briefmarken erhielt um Belege wie in Beitrag [#5] stempeln zu lassen? Rein spekulativ: wenn ja, warum dann lediglich die Volkssturm-Briefmarke und nicht zusätzlich auch die Ausgaben SA/SS?

Weil im Februar 1945 nur die Volkssturmmarke zur Verfügung stand und es zu keiner weiteren Belieferung nach Lorch mehr kam. Lorch wurde am 19.04.45 besetzt. Postverkehr von Wien nach Lorch in den Tagen zuvor vermutlich kaum noch möglich.

VG,
Bernhard
 
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