Thema: Weltausstellung Helvetia 2022 vom 18. bis 22. Mai 2022 in Lugano
bayern klassisch Am: 15.07.2022 16:23:28 Gelesen: 12491# 55@  
@ Heinz 7 [#54]

Lieber Heinz,

der Sinn von Ausstellungen ist es unter anderem Werbung zu machen für sein Sammelgebiet. Möchte man das nicht, bleibt man zu Hause, spart sich viel Zeit und Geld und sammelt privat vor sich hin, gegen das nichts spricht.

Aber wenn jemand ausstellt, hat er sich den Regularien zu stellen - und die sagen aus, dass das Gezeigte adäquat beschrieben werden soll; adäquat heißt für mich nicht, dass er bei einer Zürich 4 oder Zürich 6 schreibt "Zürich 4" oder "Zürich 6". Das meinte ich, als ich schrieb, dass das ein 6jähiger Bub sieht, weil er da das kleine Einmaleins kennt.

Die Beschreibung wird durch den Titel der Sammlung bestimmt - auf was will der Aussteller mit seiner Sammlung hinaus? Auf seltene Marken? Dann gibt man das Emmissionsdatum an, die Auflage, Restbestände, Frankaturmöglichkeiten (was konnte man mit der Nominale von 4 oder 6 Rappen frankieren?) usw. Das ist ein weites Feld. Aber davon lese ich nichts.

Oder man orientiert sich primär an den (wunderbaren!) Stempeln - waren das alte Stempel, die es lange vor den Marken gab, oder wurden diese Stempel angeschafft, um die Marken zu entwerten, welche Farben kommen wann vor, welche Gründe gab es, diese in Rot (oder einer anderen Farbe) zu verwenden. Welche Stempelkissen wurden angeschafft, wie lange waren diese Stempel im Einsatz (Briefpost, Fahrpost, Formulare im Innendienst usw.).

Auch davon ist nichts zu lesen und ich komme wieder auf den 6-jährigen zurück.

Eine Sammlung wird nicht "besser", indem teure, populäre und/oder seltene Marken und Belege gezeigt werden. Eine Sammlung ist gut, wenn sie ihren Zweck erfüllt - Schönes zeigen, Seltenes zeigen, Besonderheiten zeigen, Postgeschichte zeigen, Stempel zeigen und vor allem: Erklären, Hintergrundwissen teilen, den Betrachter fesseln, ihn im positiven Sinn süchtig machen, ihn für sein Sammelgebiet zu begeistern, ihm Hilfe zu geben durch geeignete Primär- und Sekundärquellenangaben und Beschreibungen.

Davon findet hier, sorry wenn ich negativ klinge, nichts statt. Ich sehe eher bei den losen Marken eine Null-Information und bei dem Briefstück eine ganz geringe Neigung nach Informationen; dass es, wenn es so ist, weniger als 10 Belege aus dem 1. Monat geben soll, ist doch eine so sektionale Information, dass sie praktisch keine Rolle spielt, wenn es um das Wesentliche geht. Und das Wesentliche wurde weggelassen, wie oben schon bemerkt.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Aussteller, den ich nicht kenne, damit Werbung für unser Hobby betreibt. Da wir ja leider in einem Bereich hobbymäßig unterwegs sind, bei dem die Anzahl der Liebhaber wöchentlich geringer wird, ist solch ein Blatt nicht geeignet, neue Leute an unser Hobby zu binden. Wenn ich - diese Metapher sei mir hier erlaubt - einem Hund einen alten Knochen hinwerfe, wird der ihn fressen. Einen Freund fürs Leben gewinne ich aber damit nicht.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
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