Thema: Einschreiben und Tagesstempel mit unterschiedlichen Ortsangaben
mumpipuck Am: 17.07.2022 03:20:41 Gelesen: 4519# 29@  
@ mumpipuck [#26]

Ich möchte hier vier Belege vorstellen, die zeigen, wie die Handhabung in der DDR bzw. im VGO (Vertriebsgebiet Ost) war. Nach meiner Erinnerung haben das auch einige Leitpostämter in der alten Bundesrepublik genauso gehandhabt. Allerdings ohne die nachfolgend dargestellten abweichenden Postleitzahlen.

Die für die Poststellen zuständigen Leitpostämter hatten in der DDR eine auf "0" endende Postleitzahl. Die zugehörigen Poststellen (Unterschied Poststelle I und II gab es seit Anfang der 1960er nicht mehr) hatten die sonst gleiche Postleitzahl, aber auf "1" endend. Die Poststellen wurden mit R-Zetteln ausgestattet, die auf das Leitpostamt lauteten, aber die auf "1" endende Postleitzahl trugen. Insofern ist klar zu erkennen, ob der R-Brief auf dem Postamt ("0" am Ende) oder einer angeschlossenen Poststelle ("1" am Ende) aufgegeben worden ist. Ich habe dieses Procedere selbst noch 1990 in einigen Poststellen gesehen. Einfache Belege von den Poststellen sind dagegen nicht identifizierbar.

Beispiel 1:



R-Brief, aufgegeben auf der Poststelle 17406 Stolpe des Postamts 17406 Usedom am 01.06.1995. Mit der deutschlandweiten Einführung der 5-stelligen Postleitzahlen am 01.07.1993 entfiel die vorstehend dargestellte Handhabung der DDR-Postleitzahlen. Sie ist hier aber noch erkennbar, da fast zwei Jahre später auf der Poststelle noch ein alter transparenter R-Zettel aus DDR-Zeiten verwendet "2251 Usedom r" verwendet wurde. Der Name der Poststelle und die neue Postleitzahl wurden handschriftlich darüber vermerkt. Stolpe ist laut Ortsverzeichnis 1991 tatsächlich eine Poststelle. Kein Wunder, dass die 1000er Rolle R-Zettel noch nicht aufgebraucht war. Das Postamt Usedom hatte bis 30.06.1993 die Postleitzahl 2250. 1995 hatte es natürlich einen neuen Tagesstempel "17406 USEDOM c".

Beispiel 2:



R-Brief , aufgegeben auf der Poststelle 2421 Niendorf (lt. Ortsverzeichnis 1991 und an der auf "1" endenden Postleitzahl identifizierbar) am 08.04.1993. Der R-Zettel lautet auf "2421 Grevesmühlen". Das Leitpostamt Grevesmühlen hatte die Postleitzahl 2420. Dieser Beleg zeigt zwei Besonderheiten:

a) Die Poststelle verfügt über einen Tagesstempel "2421 Niendorf a". Normalerweise hatten die Poststellen seit 1964 in der DDR keine Tagesstempel, sodern nur Gummistempel, die aber nicht auf den Belegen abgeschlagen wurden und ebenfalls auf das Leitpostamt mit einer zusätzlichen laufenden Nummer der Poststelle lauteten (s. Beispiele 3 und 4). Auf Antrag konnte bei besonderem Bedarf aber ein Tagesstempel zugeteilt werden.

b) Der R-Zettel ist ein Rautenzettel nach dem Muster der Deutschen Bundespost im Vertriebsgebiet West, aber mit der alten DDR-Postleitzahl von Grevesmühlen für die Poststellen. Er wurde also 1990 oder später gedruckt und zeigt mit der lfd. Nummer 417 das für eine Poststelle relativ hohe Postaufkommen.

Beispiel 3 und 4:



Hierbei handelt es sich um zwei Belege, die die "normale" Handhabung belegen. Beide R-Briefe wurden von mir auf zwei Poststellen des Leitpostamts 2820 Hagenow am 20.07.1990 aufgegeben. Das für die Poststellen zuständige Postamt "Hagenow-Land" hieß "2820 Hagenow 2" zur Unterscheidung vom Hauptpostamt "2820 Hagenow 1". Beide tragen R-Zettel mit der Bezeichnung "2821 Hagenow 2 a". Aber schon das unterschiedliche Design zeigt, dass sie von unterschiedlichen Rollen stammen. Jede Poststelle hatte ihre eigene. Das zeigen auch die Einlieferungsbelege, die die jeweilige Nummer tragen, die ja nicht bekannt gewesen wäre, wenn die R-Zettel erst in Hagenow aufgebracht worden wären. Neben der Tatsache, dass ich das selber gesehen habe. :-) Aus den Belegen ist nur zu erkennen, dass sie von einer Poststelle kommen (Postleitzahl 2821 auf dem R-Zettel und Entwertung in 2820 Hagenow 2), aber nicht von welcher. Auf den Einlieferungsbelegen sind hingegen die Gummistempel der Poststellen Nr. 46 bzw. 42 von Hagenow 2 zu sehen. Leider sind von den meisten Postämtern die Zuordnungen der Nummern zu den Poststellen nicht bekannt. Diese weiß ich natürlich, da ich dort gewesen bin. Es sind die Poststellen in Schadeland (46) und Lassahn (42).

Zum Schluss noch eine einfache Karte, um zu zeigen, wie Belege ohne Zusatzleistungen von den Poststellen aussahen. Sie trägt den Stempel von Hagenow 2 "2820 HAGENOW 2 g", also kommt sie mit hoher Wahrscheinlichkeit von einer Poststelle. Die Ansicht ist jedenfalls von Lassahn.



Herzliche Grüße
Burkhard
 
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