Thema: Fälschungen zum Schaden der Post in Deutschland seit der Euroeinführung
Journalist Am: 17.07.2022 09:29:22 Gelesen: 39092# 160@  
@ Journalist [#14]

Hallo an alle,

in obigen Beitrag war ja auch schon mal die 2004 herausgegebene Briefmarke 55 Cent Wattenmeer als Fälschung genannt worden. In der philatelie 331 vom Januar 2005 wurde diese Fälschung dann kurz von Wolfgang Maassen und Wilhelm van Loo vorgestellt.

Nun habe ich nach langer Zeit der Suche hierzu ein linkes Eckrandpärchen zur Prüfung vorgelegt bekommen und kann nun daher hierzu auch ergänzende Bilder und weitere deutliche Details nennen, an denen man die Fälschung erkennen kann.

Zum Schluß werde ich aber noch etwas zur Geschichte der Fälschung erzählen, die sehr interessant ist.

Zuerst aber mal ein Scan mit 600 dpi - links die Fälschung - rechts daneben eine Originalmarke



Wie schon in der philatelie damals beschrieben, ist eines der auffälligsten Merkmale, die mangelhafte Zähnung der Fälschungen (Linienzähnung) statt Kammzähnung und anderes Zähnungsmaß. Besonders gut sichtbar ist dies in den Ecken der jeweiligen Marke, wie auch die folgenden USB-Mikroskopaufnahmen zeigen:



Während bei den echten Marken ein sauberer Eckzahn vorhanden ist, ist dies bei der Fälschung rechts mehr oder weniger nur ansatzweise zu erkennen, wie auch das folgende Vergleichsfoto zeigt:



Man kann hier aber auch sehr gut erkennen, das es deutliche Rasteruntersschiede bei den verschiedenen Farben (beispielsweise blau oder rot) gibt.

Wenn man aber keine Marke mit Rand für die Prüfung zur Verfügung hat, gibt es ein bisher nicht genanntes gutes Merkmal, das man mit einer guten Lupe auch erkennen kann:



Während bei den echten Marken der unterere Schriftzug Wattenmeer immer leicht in einer blauen Schraffur steht, wurde dies bei der Fälschung nicht berücksichtigt.

Erkennen kann man die Fälschung aber auch unter UV-Licht, den sie leuchtet gar nicht und es sind auch keine optischen Aufheller erkennbar.

Das leichteste Merkmal ist aber aus meiner Sicht zum einen die sehr unsaubere Eckzähnung und die fehlende blaue leichte Schraffur im unteren Bereich des Schriftzugs Wattenmeer.

Nun aber noch etwas zur Geschichte der Fälschung selbst:

Gefunden wurden von der Fälschung zwar nur wenige Exemplare, aber die Spur führte zu einem Hehler, der seine übergeordnete Quelle nannte. So fand man die Druckerei, die in Polen lag. Nach Einschaltung von Interpol und weiteren Ermittlungen wurde die Druckerei dann ausgehoben. Es war eine große Fälscherwerkstatt, die alles gefälscht hat, was Geld bringt, Steuerbanderolen für Zigaretten aber auch Briefmarken. Gefunden wurde dort noch der Hauptteil der gefälschten Briefmarken in einer Größenordnung von 800.000 Stück. Diese hatten die Fälscher noch nicht über Ebay und andere Kanäle vertreiben können.

Manche der Fälscher versuchen dies heute eher über andere Wege, als Ebay - denn dies hinterläßt Spuren. Als Beispiel sei hier die Profifälschung 95 Cent Marienplatz genannt. Diese wurde damals bei ihrer Entdeckung in einer Größenordnung von circa. 100.000 Stück angeboten, konnte aber nicht verkauft werden, da die Frankaturwarehändler hier rechtzeitig gewarnt werden konnten. Man hat diese Marken aber nicht vernichtet, sondern nur gelagert. Seit einigen Monaten versucht man nun wieder diese Ware über verschiedene unterschiedliche Vertriebswege doch noch an den leichtgläubigen Kunden zu verkaufen bzw. an solche Kunden, die bisher nie gehört haben, dass es auch gefälschte Briefmarken gibt.

Soweit für heute Neues aus der Fälscherküche,

viele Grüße Jürgen
 
Quelle: www.philaseiten.de
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