Thema: Erfahrungen mit dem neuen Event Team Philatelie
Bendix Gruenlich Am: 31.10.2022 12:59:39 Gelesen: 5329# 18@  
Ja, als berufstätiger Mensch, da ist die Zeit oft bemessen. Deswegen habe ich den Wunsch nach einem Ausflug, die Abgabe irgendwelcher Erklärungen gegenüber ausländischen Behörden, das Bedürfnis die Briefmarkenbedarfsbestände endlich mal wieder auf Versandstellenniveau zu bringen und die Notwendigkeit auch mal Sport zu treiben zu einem Ereignis verbunden.

Der Publikation Stempel und Information der Post habe ich den Hinweis auf einen Sonderstempel in Iserlohn (das ist im Märkischen Kreis - westliches Sauerland, woll -, bekannt für seine Drahtziehereien und die Dechenhöhle) entnommen. Dort sollte ein Großtauschtag stattfinden und das Team Erlebnis Briefmarken sollte mit einem Sonderstempel vor Ort sein.

Also habe ich mich auf den Weg gemacht. Hin mit dem Zug, die Stadthalle in Lethmathe (Stadtteil Iserlohns) war nicht weit vom Bahnhof. Fahrrad abgeschlossen und hinein.

Das Ganze fand in zwei Räumen statt. Im Vorraum waren Vereinsvertreter und das Event Team Briefmarken. In der Halle waren jede Menge Tausch-/Händlerstände.

Der Tauschraum:

Zuerst bin ich in die Halle, Atmosphäre schnuppern, denn ist ewig her, dass ich mal in einem Tauschraum war. Ich schätze, es waren ca. 15 Anbieter da, Präsentation und Angebot waren professionell und erinnerten mich an ein kommerzielles Angebot auf einer Messe. Es gab jede Menge Raritäten (da fehlt euch z.B. Block 6 der SBZ in eurer Sammlung, davon hatte alleine ein Anbieter 7 Stück, für - ich glaube - EUR 60,-- dabei) – also alles was üblicherweise so fehlt, war dort zu finden. Alles ordentlich sortiert, ausgezeichnet und präsentiert. Aber auch alles für meinen Geschmack zu makellos, zu postfrisch, zu gut lesbar gestempelt - also von der Briefmarkenindustrie für Philatelisten gemacht.

Die Verkäufer habe ich als hoch konzentrierte, abschlussbereite Akteure wahrgenommen, entschlossen ihre Preise zu erzielen und ihr Ziel in Bietgefechten zu erreichen. Ich würde mich da nicht als schlecht vorbereiteter Narr hinsetzen.

Das Event Team Briefmarken

• Ich habe etwas Zeit gebraucht, bis ich verstanden habe, was angeboten wird. An dem Tisch angeschlagen waren die Sonderausgaben der Quartale II und III 2022 und auch nur die waren da, zusammen mit der aktuellen Freimarken-Serie, keine Blumen, und wenigen Ausgaben aus Quartal I. Es war eben kein Versandstellenangebot vorhanden. Also keine Ausgaben von 2019 – 2021 wie sie noch in der Vorratsliste der Versandstelle enthalten sind. Keine Blocks (wollte mir ein Dutzend Baden-Fehldruck Blocks auf Lager nehmen, Bordeaux-Brief hätte ich auch noch gerne gehabt – Fehlanzeige! Mann, das nervt – es wird wohl nicht ohne Versandstelle gehen, und die haben keinen leistungsfähigen Internet-Auftritt. Ich würde der Post raten einfach mal das System der Österreichischen Post, der Tschechischen oder der Polnischen zu kaufen, die kriegen das hin).

• Immerhin; eine Wohlfahrtsmarke gab es als Zusammendruck und drei Sonderganzsachenumschläge waren vorhanden - Angebote, die man in der normalen Filiale nicht vorfindet

• Das Personal war freundlich, verbindlich und gut motiviert seine Leistungen im Rahmen des Produktspektrums zu erbringen. Junge Burschen, Anfang 20, aber meinem Eindruck nach gut angelernt. Zu mehr Sanftheit beim Trennen würde ich vielleicht noch raten (einmal vor und zurück, dann von der Seite den Trennvorgang beginnen).

• Ein Sonderstempel war vor Ort verfügbar und wurde sauber angebracht.

• Bitter: Es sind keine Einschreiben möglich, nur normale Post. Das ist schon eine erhebliche Einschränkung, finde ich. Das ist doch eine wichtige Versandart, auch und gerade unter Sammlern. Ich weiß noch nicht, was ich davon halten soll, aber es dürfte nicht einen Einschreibbrief mit Iserlohner Sonderstempel geben. Oder lassen die in Weiden, die die Sonderstempel für Gefälligkeitszwecke vorhalten Einschreiben zu? (Ja, Gefälligkeit! = gemacht, das hassen wir Sammler ja angeblich so. Ich auch bzw. es ist nicht meine bevorzugte Ware. Entweder ich bin vor Ort oder ich bin es nicht, da bin ich Purist. Aber geht es ohne Gefälligkeitsangebot? Nicht, wenn man alles verfügbar haben will - aber dann ist es auch gefälligkeitsgestempelt, und dieses Material dominiert doch in den kommerziellen Auftritten und in Sammlungen.

• Ich habe dann noch folgendes aus Gesprächen mitgenommen:

- Es handelt sich nicht um Personal der Post, sondern einer Agentur aus Köln, die für die Post die Aufgabe wahrnimmt
- Das Personal wird aus studentischen Aushilfskräften rekrutiert.
- Die Post wird nach Köln mitgenommen, auf Portorichtigkeit durchgesehen und dann nach Weiden geleitet (oha, was das wohl für die Brieflaufzeiten bedeutet?)

Mein Fazit

- Guter Service, aber zu wenig Material und Dienste
- Ich würde es doch gleich ganz sein lassen (das dürfte letztlich auch das Ziel der Post sein).
- Ich kenne jetzt die Zahlen der Post für diesen Produktbereich nicht, aber für mich ist das kleinkarierte Geldgier (Einsparung von Sozialbeiträgen, Unterlaufen von Tarifverträgen, kein personalrechtlicher Ärger – um den Preis eines eingeschränkten Angebots)
- Für mich ist die Post immer ein logistischer Meisterleister. Dieses Niveau vermisse ich hier. Der Nutzen der Hin- und Herleiterei über lange Distanzen erschließt sich mir nicht. Hier fehlt es spürbar an Ambition ordentliche Postlaufzeiten zu erreichen (das ist für mich wenig verzeihlich: gute Leistungen wären möglich, aber man strengt sich zu wenig an).
- Alternativ kann man auch einen Briefkasten aufstellen, dessen Inhalt man am Ende der Veranstaltung nach Weiden sendet.
- Ich habe zuletzt in Solingen vor ca. drei Jahre mal eine Sonderfiliale der Post besucht. Die waren vom Team Ruhrgebiet - die haben alles das geboten (Riesenauswahl !), was ich in Iserlohn vermisst habe.

Also, viele Eindrücke, die ich teilen wollte. Da zum Beitrag zur Auflockerung immer eine Abbildung gut ist, zum Schluss was Visuelles (echt laufendes, an eine ausländische Behörde). Ich denke, beim Empfänger wird sich jemand freuen. Nicht nur die Post hat das Bestmögliche zu leisten, wir auch (und wir haben hier und jetzt auch noch was davon, mir jedenfalls schlägt das Herz höher).



So, mit dem Rad zurück durchs Mittelgebirge, 85 km, 1.320 Höhenmeter - nach einem so ereignisreichen Tag schläft es sich tief und erholsam.
 
Quelle: www.philaseiten.de
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