Thema: Abenteuer auf der Reise – Auge in Auge mit der örtlichen Postverwaltung
Bendix Gruenlich Am: 01.11.2022 20:10:23 Gelesen: 5742# 28@  
Ich bin ja vom Nordrhein. Gehe ich aus der Tür und wende mich nach Westen, dann sind es so fünf Kilometer, da ich stehe am Rhein, auf der rechten Rheinseite. Jetzt einfach nur kurz auf die Fließrichtung schauen und dem Fluss rheinabwärts folgen. Ich wohn genau auf der kurkölnischen / niederrheinischen Kulturgrenze. Dann geht’s 100 km stromabwärts durch die Landschaft des Niederrheins. Wenn der Fluss sich teilt, sind wir da - bei unseren Nachbarn, den Niederlanden.

Einst formell Teil des Deutschen Reiches wurde man 1648 - nachdem man dort 80 Jahre für die Unabhängigkeit von Spanien, dem seinerzeitigen tatsächlichen Territorialherrn, gekämpft hat, unabhängig. Es war letztlich ein Religions- / Kulturkrieg (Calvinisten vs. Katholiken – ethnische Spanier gegen Niederländer…und ums Geld gings natürlich auch).

Seitdem protestantisch geprägt, dabei wirtschaftlich, in Handel und Kultur bemerkenswert erfolgreich. Extrem wirtschaftsstark und wirtschaftskulturell irgendwo in der Mitte zwischen Briten und Deutschen anzusiedeln. Hervorragende Kaufleute!

Eigenes Land - eigene Kultur - eigene Briefmarken (wobei man sprachlich nicht wirklich weit auseinander liegt. Guckt Euch mal die Mitgliederkarte der Philaseiten an, dann wisst Ihr Bescheid - auch wo die Sprachgrenze in Belgien verläuft, kann man auch gut sehen).

Und bei den Briefmarken sind die Niederlande beim Design auffällig. Stets modern, mit grafisch (heraus-)fordernden Designs (Collagen und Abstraktem), da schaut man zwei oder dreimal hin und staunt.

1999 bin ich da getourt, unter anderem um Amsterdam zu sehen. Da das in die Phase der Euro-Einführung fiel, habe ich Dubletten und zweite Wahl aufgebraucht.



Das mag auf den ersten Blick unspektakulär wirken, aber folgendes:

• Die Sondermarke: Auf den ersten Blick erkannte ich eine historische Zeichnung und den beigen und roten Hintergrund. Nun, das hätte alles würdigen könne (irgendein historisches Ereignis). Dann habe ich den Ausgabeanlass gelesen. Aha, botanischer Garten in Leiden. Dann wunderte ich mich, Garten? Da hätte ich eigentlich Pflanzen erwartet. Und da erst erkannte ich: dass sind keine einfachen Hintergrundfarben, sondern die ganze Marke ist eine Tulpenblüte. Die erstreckt sich über die gesamte Marke einschließlich der Zähnung. Man hat hier also optisch getäuscht (die Herrschaften sind klein und die Tulpenblüte überrascht, weil Sie gegenüber den Herrschaften überdimensioniert ist. Auch besteht ein Garten aus Anlagen, Beeten und Bäumen, aber hier zitiert man nur die Blüte einer Pflanze, die im Frühjahr im Übrigen zu tausenden zu sehen ist. Dann ist das auch noch die Pflanze, die uns typisch für die Niederlande scheint). Also, das ist doch eine starke Grafik! Und so geht es mit vielen niederländischen Briefmarkendesigns.

• Zufrankiert wurde die Freimarkenserie Ziffern, die klassische Ergänzungsmarke

• Ferner sehen wir das Juliane-Design aus den 1950ern. Diese waren aber seit 1985 bereits ungültig. Da hab ich mir also seinerzeit die Beförderung erschlichen. Nun ja, die Welt ist schlecht. Das Todesurteil für den Beleg? Das wäre schade - zitiert wird nämlich auch noch das Porträt der Königin. Das zieht sich durch die Jahrzehnte und ist ganz typisch für Post aus den Niederlanden. Das versuche ich mal hiermit zu beweisen.



Ich behaupte, bei den meisten klingelt es – die Formate erkennt man sofort wieder, während sich die Designs modernisieren / erneuern. Und um diesen Wiedererkennungswert des Gebrauchsgegenstands Briefmarke geht es doch für alle Nutzer.

Wer jetzt nach diesen Ausführungen erschöpft ist und sich stärken muss, dem empfehle ich zum Schluss die lokale Spezialität Fritten-Special. Fritten mit Mayonnaise kriegt man natürlich auch hier im Rheinland. Das „speciale“ sind gehackte rohe weiße Zwiebeln dazu (ein bis zwei Esslöffel).

Nur Mut (zum Sammelgebiet und zur Mahlzeit)!
 
Quelle: www.philaseiten.de
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