Thema: Deutsche Ortsstempel mit Unterscheidungsbuchstaben in Schreibschrift
Stefan Am: 28.09.2010 21:12:02 Gelesen: 158684# 5@  
@ Concordia CA [#87]

Ein in meinen Augen plausibler Grund wäre es, eine Verwechslung mit den römischen Ziffern "I" und "V" zu vermeiden, da bei manchen Schrifttypen die Buchstaben und Ziffern dafür nicht zu unterscheiden sind.

Ein möglicher Erklärungsversuch meinerseits: Bei den 12h-Handstempeln stand das "V" vor "vormittag", bis diese Uhrzeitangabe nach und nach durch die sukzessive Einführung von 24h-Stempeln ab 1927 in den Stempelgeräten verschwand. Im Jahr 1932, dem Zeitpunkt der Stempelung deiner Ganzsache, waren mit Sicherheit noch etliche Stempelgeräte mit der alten Uhrzeitangabe in Gebrauch. Wenn man deine Datumsangabe als Fließtext liest, könnte man theoretisch auch "29.3.32 / 20-21 / v[ormittags]" lesen. *g*

Einigen Stempelkatalogen zufolge gibt es Beispiele für die Verwendung von Schreibschrift für den Unterscheidungsbuchstaben "l".

Die Unterscheidungsbuchstaben "i" und "l" ähneln sich in der Druckschrift sehr. Bei verschmierten Handstempelabschlägen hätte es zu Verwechslungen kommen können. Wenn ich mich nicht ganz irre, konnte man im Einzelfall anhand des Unterscheidungsbuchstabens + Datums- und Uhrzeitangabe den stempelnden Schalterbeamten (bei größeren Postämtern mit mehreren Schaltern) bzw. Innendienstmitarbeiter (bei Verwendung als Innendiensthandstempel) identifizieren. Aus diesem Grund erfolgte die Wiedergabe des Unterscheidungsbuchstabens "l" in der Schreibschriftvariante "ℓ".

Gruß
Pete
 
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