Thema: (?) (66) Oberschlesien - Marken, Prüfer und philatelistische Zukunft
Stefan Am: 30.12.2022 17:44:44 Gelesen: 10777# 85@  
@ EDMI [#84]

Mir fällt in der Tat auf dass bei den Attesten meist neben den Handstempel gestempelt wurde. Außerdem sind die Handstempelaufdrucke alles andere als perfekt und sauber abgeschlagen.

Die nachfolgenden Abbildungen von Originalen habe ich mir aus der Attestdatenbank "ausgeborgt" [1]:



Bei Originalen (Aufdrucktype I) befindet sich der Aufdruck "C.I.H.S." oftmals (nicht immer) in der Nähe des Landesnamens "DEUTSCHES REICH", bei den Germanias (Pfennigwerte) im unteren Drittel der Briefmarke. Meistens (auch nicht immer) wurde der Tagesstempel von Oppeln nahe bzw. neben dem Handstempelaufdruck abgeschlagen. Der Handstempelaufdruck selbst ist nicht immer sauber (nicht immer vollständig) abgeschlagen.

Fazit: Vollständig abgeschlagene (= klar lesbare) Handstempelaufdrucke zentrisch in der Mitte der Briefmarke sind eher unüblich. Vollstempel als Entwertung sind auch eher unüblich. Dies schließt Originale nicht aus, kommt allerdings eher selten vor. Zentrisch abgeschlagene Handstempelaufdrucke sowie Vollstempel (Oppeln *1i bzw. Oppeln *1k) sind eher bei Fälschungen (Aufdrucktype II) üblich - bei vorliegenden Briefstücken gern auch rückseitig ein Prüfstempel von Max Haertel aus Oppeln (i.d.R. rot, zweizweilig, ohne Rahmen). Die Stempelfarbe vom Handstempelaufdruck ist m.W. wasserfest und verfärbt nicht beim Ablösen der Briefmarke (vom Briefstück).

Generell wurde gegen Ende der Gültigkeit (18./19.02.1920) der Oppelner Notausgabe vergleichsweise viel Material für den Sammlermarkt produziert (Aufdrucktype I), sowohl ungebraucht als auch aufgeklebt & gestempelt auf Briefstück. Der Literatur nach wurde der CIHS-Handstempel (Aufdrucktype I) anschließend unter Zeugen vernichtet. Anschließend (nach Gültigkeitsende) begann die Produktion von vergleichsweise umfangreicheren Sammlerbeständen mit dem vor Ort in Oppeln lagernden Reservestempel (Aufdrucktype II), welche heute als Fälschung angesehen wird.

In der Interalliierten Kommission befand sich auch ein Angehöriger, welcher in Frankreich im philatelistischen Fachhandel tätig war und wusste, wie man mit Briefmarken Geld verdienen konnte.

Dem Vernehmen nach hat der Sohn vom Prüfer Max Haertel nach dem Tode des Vaters (1935) aus dem Nachlass stammend weiter Oppelner Notausgaben als echt signiert und attestiert (ohne Fachkenntnis). Es gibt hier also nichts, was es nicht gibt. ;-)

Gruß
Stefan

[1] https://www.briefmarken-atteste.de/atteste/suchen/ablage/284
 
Quelle: www.philaseiten.de
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