Thema: Indien: Echt gelaufene Belege
Shinokuma Am: 28.01.2023 22:24:54 Gelesen: 10168# 106@  
@ drmoeller_neuss [#1]

Hallo Uli,

erst jetzt bin ich beim Scrollen durch diesen Thread auf Deinen Beitrag aus dem Jahr 2015 gestoßen, in dem Du einen schönen Seepost-Brief aus Indien gezeigt hattest. Dabei erinnerte mich daran, dass ich einen sehr ähnlichen Brief mein Eigen nenne, den ich nun ebenfalls hier zeigen möchte.



Der Werteindruck dieser Ganzsache ist der gleiche, nur bei meiner ist die Inschrift zusätzlich noch in schwarz aufgedruckt. Ich kann mir allerdings nicht erklären, warum. Leider ist auf dem Poststempel zwar das Datum 19.Jan.1893 zu erkennen, nicht aber der Name des Ortes. Und der Absender hat zwar auf der Rückseite das Versanddatum handschriftlich notiert, nicht aber seine Adresse.

Dafür sind auf der Rückseite 3 saubere Stempel abgeschlagen, die die Stationen des Briefs dokumentieren. Der erste ist aus Bombay vom 23.Jan.1893, der zweite vom Sea Post Office am 28.Jan.1893 und der Ankunftstempel aus Schleswig stammt vom 14.2.1893. Mithin war der Brief 26 Tage unterwegs, also 5 Tage länger als Deiner. Er ist aber auch 2 Jahre älter. Die Tour konnte offensichtlich in der Zeit etwas beschleunigt werden.

Was mich nun besonders interessierte, war der Grund für den vorderseitigen Vermerk "via Brindisi". Beim Googeln bin ich auf ein Buch mit dem Titel "Das neue Buch von der Weltpost" gestoßen, in dem es an einer Stelle heißt:

"Bei verspätetem Eintreffen der indischen Post in Brindisi (als Ein- und Ausschiffungshafen) wird dieselbe mit Extrazug aus Brindisi weiterbefördert".

Und dass man damals um Beschleunigung der Transportzeit bemüht war, zeigt der Buchbeitrag an einer weiteren Stelle, in der es heißt:

"Nach dem Vertrage der britischen Postverwaltung vom 1. Februar 1898 mit der Peninsular and Oriental Steam Navigation Cy. ... besorgt die ... Gesellschaft wöchentlich einmal die Post von Brindisi durch den Suez-Canal nach Bombay und zurück."

Was ich ebenfalls recherchiert habe, ist die recht feudale Anschrift der Adressatin, das Fräulein Tochter des Regierungssekretärs Höhl, Am Herrenstall in Schleswig.

Nachstehende Ansichtskarte aus der damaligen Zeit mag das bezeugen.



Nun wünsche ich abschließend noch einen schönen Sonntag.

Mit herzlichen Grüßen

Gunther

P.S.: Wir vermissen Dich auf den seit geraumer Zeit wieder stattfindenden Tauschtreffen in Essen-Steele.
 
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