Thema: (?) (284) Deutsches Reich: Portobestimmung von Belegen
saintex Am: 10.02.2023 01:38:47 Gelesen: 19793# 254@  
@ Fiete [#252]

Stefan hat zutreffend festgestellt, dass die portogerechte Frankatur auf dem gezeigten Luftpostbrief von Berlin nach Brasilien bei einem Gewicht bis 5 Gramm Anfang Februar 1935 1,80 RM betrug und sich wie folgt zusammensetzte: 0,25 RM Auslandsbrief bis 20 Gramm + 0,30 RM Auslands-R-Gebühr + 1,25 RM Luftpostzuschlag je 5 Gramm bei Beförderung mit der deutschen Luftpost.

Der Luftpostbrief ist vorderseitig mit einem Viererblock der MiNr 562 (Motiv: Forscher) frankiert, der mittig mit dem Handstempel des Postamtes Berlin C 2 vom 2.2.35. 11-12 entwertet ist. Der Handstempel trägt im unteren Bogensegment rechts den UB „L“ (der untere Querstrich des L endet auf der Nasenspitze des Forschers unter rechts). Rückseitig trägt der Luftpostbrief einen zeitgenössischen Ankunftstempel des Bestimmungsortes Bahia in Brasilien vom 7.2.1935. Abgangs- und Ankunftstempel und der besondere Bestätigungsstempel führen den Nachweis, dass der Brief tatsächlich auf dem Jubiläumsflug von der Lufthansa nach Brasilien befördert wurde.

Bei dem Postamt Berlin C 2 handelte es sich um das im Zentrum Berlins gelegene Hauptpostamt an dessen Luftpostschalter der Absender seinen Luftpostbrief nach Brasilien aufgegeben hat. Deshalb auch das L im Poststempel. Dann abr erscheint es mir ausgeschlossen, dass der Luftpostbrief zum Zeitpunkt der Aufgabe am Luftpostschalter des Postamtes Berlin C 2 mit 1 RM unterfrankiert war.

Nachdem nach meiner Kenntnis für die mit dem Jubiläumsflug ab Stuttgart am 3.2.1935 nach Südamerika beförderten Luftpost auch kein reduzierter Luftpostzuschlag galt, muss man nach meiner Ansicht von folgendem ausgehen:

Der Absender, der davon erfahren hatte, dass die auf dem Jubiläumsflug beförderte Luftpost einen besonderen Bestätigungsstempel erhält, wollte für seine Sammlung einen Flugpostbrief mit Sonderstempel beschaffen. Zu diesem Zweck adressierte er den Luftpostbrief an einen in Bahia/Brasilien wohnhaften Bekannten und frankierte den Brief auf der Vorderseite mit einem Viererblock der MiNr 562 und rückseitig – analog zur Vorderseite - (vermutlich) mit einem Viererblock der MiNr. 563 (Motiv: Künstler) zu 25 Rpf. und erhielt so das notwendige Porto von 1,80 RM. Der rückseitig angebrachte Viererblock ist dann später von einem Nachbesitzer abgelöst worden oder – da nicht ordnungsgemäß befestigt – von selber abgefallen. Da der fehlende Viererblock bei der Aufgabe des Briefes am Schalter am 2.2.1935 ebenfalls mittig entwertet wurde finden sich auch rückseitig keine Stempelspuren. So erklärt sich, dass ein Luftpostbrief, der nach den zeitgerechten Abgangs- und Ankunftstempeln von Berlin und Bahia mit dem Jubiläumsflug der Lufthansa nach Südamerika befördert wurde, heute mit 1 RM unterfrankiert ist.

Der Retour-Vermerk auf der Rückseite des Briefes hat dagegen entgegen der Meinung von Ralph mit der heute nicht mehr portogerechten Frankatur nichts zu tun.

saintex
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/4771
https://www.philaseiten.de/beitrag/313509