Thema: Wie wichtig ist es, dass ein Brief "portorichtig" ist - und für wen ist es das ?
Cantus Am: 16.03.2023 00:48:09 Gelesen: 760# 1@  
@ Christoph 1

Hallo Christoph,

du gehst irrtümlich wie auch so viele Andere immer davon aus, dass Absender von Briefen und ganz besonders Sammler stets auf Portogenauigkeit achten, doch das ist mitnichten so. Wichtig ist doch für viele nur, dass man schöne Marken auf einem gelaufenen Poststück hat, aber nicht, dass das unbedingt zur jeweils geltenden Portostufe passen muss. Hauptsache, der Umschlag sieht schön aus und die Frankatur reicht aus, um befördert zu werden, und wenn dann noch Einschreib- oder Eilbotenzettel draufkleben und sich so ein Bedarf an höherer Frankatur ergibt, dann umso besser.

Alles Andere ist unwichtig. Hier zum Beispiel war der Ganzsachenumschlag lediglich die Grundlage, um einen bunten Beleg zu erzeugen, mehr aber nicht. Ich selber habe mein ganzes Leben hindurch stets nur darauf geachtet, dass meine Post eine ausreichende Frankatur trägt, ob die aber zur Portogenauigkeit passt oder ob zu viel auf dem Umschlag klebt, das war mir immer völlig egal. Und was meine eigenen Sammlungen betrifft, da habe ich noch nie nachgerechnet, ob die Frankatur korrekt ist, denn das ist für mich kein Merkmal, wonach sich der Wert eines Beleges richtet. Ein schöner Satzbrief oder ein Brief mit selten anzutreffenden Zusammendrucken kann für mich erheblich wertvoller sein als eine vielleicht seltene Einfach- oder Mehrfachfrankatur, ganz egal, was Andere dazu denken.

Nur Eines ist mir wichtig: Alle Marken, Poststempel oder Wertstempel, die ursprünglich auf einem gelaufenen Beleg vorhanden waren, sollten nach Möglichkeit auch dann noch vorhanden sein, wenn ich den Beleg in eine meiner Sammlungen einfüge. Bei Ganzsachen ist das nicht so schwer, wenn man auf Spielereien wie Einschreiben verzichtet, denn alle amtlichen Ganzsachen werden für einen vorherbestimmten Verwendungszweck hergestellt und verkauft und wenn man sich daran orientiert, fällt es dem, dem es wichtig ist, auch nicht schwer, das bei Privatganzsachen entsprechend zu berücksichtigen.

Bei meinen österreichischen Privatganzsachen gab es z.B. eine Zeit, da galt für die normale Briefbeförderung im Inland eine Gebühr von 10 Heller, die Zusatzgebühr für Einschreiben oder Eilbrief aber 25 Heller. Also wurden vor allem im Bereich der Privatganzsachen von den Firmeninhabern reichlich Umschläge zu 10 + 25 Heller bestellt und für Einschreibsendungen oder Eilbriefe verwendet, also korrekt ihrer Bestimmung nach verwendet. Händler, die solche Belege anbieten, heben die Verwendung per Einschreiben immer besonders hervor, um einen höheren Preis zu rechtfertigen, das ist aber Unfug, denn diese Umschläge wurden lediglich bestimmungsgemäß verwendet. Ganz anders sieht das aber aus, wenn der Umschlag nicht bestimmungsgemäß, also z.B. nur als einfacher Brief verwendet wurde oder aber, wenn da das Wort Einschreiben drauf stünde, der Einschreibzettel aber fehlt, das würde in meinen Augen den Wert erheblich senken.

Für mich als Ganzsachensammler, aber nicht als Postgeschichtler, ist es also wichtig, dass eine Ganzsache so verwendet worden ist, wie das der oder die aufgedruckte/n Wertstempel hergeben, wenn aber mehr drauf klebt, ist es auch nicht weiter schlimm, denn die Ganzsache interessiert, nicht aber die Portostufe.

Wenn man es so beschreibt, wie du das getan hast, dann tritt die Ganzsache in den Hintergrund und ist nur noch irgendeine Unterlage, auf der irgendeine bunte Portozusammenstellung besprochen wird. Das kann man machen, hat dann aber mit einem Ganzsachenthema nichts mehr zu tun. Viel besser wäre es gewesen, wenn du näher auf die Gestaltung der Ganzsache und den Herausgabeanlass eingegangen wärest anstatt so viel zu den Portokosten zu schreiben, die doch überhaupt nichts mit der ursprünglichen Ganzsache zu tun haben.

Nichts für ungut, aber du ist eben kein Ganzsachensammler.

Viele Grüße
Ingo

[Redaktionell kopiert aus dem Thema "Ganzsachen Bund: Privatganzsachen Umschläge"
 
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