Thema: Vorausentwertungen Deutschland
Araneus Am: 29.03.2023 18:44:52 Gelesen: 27275# 206@  
@ DL8AAM [#205]

Hallo Thomas,

es ist leider so, wie du richtig feststellst, dass der Sprachgebrauch der Post „innerhalb des eigenen Hauses“ nicht immer konsequent und stimmig ist. Dabei muss man aber bedenken, dass es unterschiedliche Qualitäten von Texten bei der Deutschen Post gibt. Juristisch relevante Texte (z.B. AGBs, Leitfäden usw.) sind in der Regel inhaltlich und sprachlich präzise formuliert. Das gilt im hier angesprochenen Fall zum Beispiel für die Absenderstempelung, für die es klare Vorgaben gibt, vom Layout über die Positionierung usw. bis hin zur zugelassenen Tinte.

Dass im Alltag eines Briefzentrums es egal ist, auf welche Art die Vorausentwertung der Postwertzeichen bei Dialogpost stattgefunden hat, ist auch verständlich. Hier interessiert nur, dass der Absender die Sendungen ordnungsgemäß vorausentwertet einliefert, sodass keine unnötigen Arbeitsschritte notwendig werden (z.B. Stempeln). Dass hier alles zusammengefasst als „absendergestempelt“ betrachtet wird, ist nachvollziehbar. Es ist aber eher Alltagssprache als Fachsprache.

Anders ist es mit der Philatelie. Diese zeichnet sich in der Regel durch eine präzise (Fach-)Sprache aus. Leider funktioniert das bei der modernen Philatelie nicht immer, da Entwicklungen oft im Fluss sind und noch nicht abschließend bewertet werden können. Es sollte aber das Ziel der Philatelie bleiben, die untersuchten Objekte und Phänomene sinnvoll zu systematisieren und sprachlich zu differenzieren. Das ist im Dschungel neuartiger Begriffe nicht immer einfach, die Mühe sollte man sich aber machen. Klare Begrifflichkeiten sind für die Philatelie wichtiger als für die Deutsche Post.

Ganzsachensammler kennen seit langem die Ganzsachen mit Vorausentwertung. Diese Vorausentwertungen unterschieden sich früher optisch deutlich von den Absenderstempeln, sodass begrifflich keine Überschneidungen da waren. Nur, weil die postalischen Vorausentwertungen nun das gleiche Layout aufweisen wie die Absenderstempel, wird kein Ganzsachensammler jetzt sagen, es sammle Ganzsachen mit Absenderstempeln. Es bleiben Ganzsachen mit Vorausentwertungen und es ist Aufgabe der Philatelie, hier Unterscheidungskriterien zu entwickeln. Das könnte zum Beispiel die zehnstellige Seriennummer sein. (Ganzsachen mit Absenderstempelung dürfte es meines Erachtens gar nicht geben, da die AGB das nicht zulassen (siehe Zitat im Beitrag [#204]: „vom Bundesministerium für Finanzen herausgegebene Postwertzeichen mit dem Aufdruck „Deutschland““; Ganzsachen gehören meines Wissens nicht dazu).

Deiner Aussage „Die Frage, ob wir diese aber separat von den Kundennummern postfremder Vorausentwertern betrachten, benennen oder auflisten müssen, macht für mich keinen Sinn“ kann ich nicht zustimmen. Es geht doch nicht nur um die Auflistung von Nummern, es geht darum, unterschiedliche philatelistische Gegebenheiten zu erkennen, zu beschreiben, abzugrenzen, zu systematisieren und klar zu benennen.

Schöne Grüße
Franz-Josef
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/1001
https://www.philaseiten.de/beitrag/316226