Zu den sicherlich sehr bekannten Ausgaben Ägyptens zählen die Briefmarken der Anfangszeit in den Zeichnungen Sphinx und Cheopspyramide. Die ersten Ausgaben erschienen 1867.

Prägend in Laufzeit, Verbreitung und Bekanntheit ist die dritte Zeichnung dieses Motivs, auch bekannt als die (nach dem britischen Briefmarkendrucker benannte) De la Rue-Ausgabe.

Insgesamt werden von der de la Rue-Zeichnung lediglich 21 Michel-Nrn. für den beachtlichen Zeitraum von 1879-1914 (also 35 Jahre) verzeichnet. Das werte ich als hohe Kontinuität in bewegter Zeit.

Es gibt wenige und geringe Farbvariationen, und es wird normales und (überwiegend ab 1902) gestrichenes Papier unterschieden.

Die Zeichnungen variieren im Rahmen (in dem die Ornamente und verwendeten Formen verändert werden), während das Kernbild (Sphinx vor Cheopspyramide) unverändert anzutreffen ist.



Währungssituation: von 1836-1887 galt im Land eine Mischung aus Gold- / Silberstandard. Von 1888 bis 1914 galt Goldstandard (1 EGP = 7,4375 Gramm Gold, über den Goldstandard gelingt übrigens eine Umrechnung in die deutsche Währung dieser Zeit: 1 EGP = 20,75 Mark)

• Vor 1888 mit türkischer Para-Unterteilung des Piasters (1 Pfund / EGP = 100 Piaster / 1 Piaster = 40 Para)

• 1888-1914 mit neuer ägyptischer Milliemes Unterteilung des Pfunds / Piasters (1 Pfund / EGP = 100 Piaster = 1.000 Milliemes)

Verwendung im Sudan: 1823 eroberte Ägypten den Nordsudan. Weitere Territorien folgten, bis das gesamte Gebiet des heutigen Sudan und Südsudan unter ägyptischer Kontrolle war. Ägyptische Marken waren bis zur Ausgabe eigener Marken für den Sudan in 1897 gültig. Allerdings hat die ägyptische Administration ab 1885 die Kontrolle über große Teile des Sudans (Mahdi-Aufstand) verloren. Die Mahdi-Anhänger konnten erst 1898 endgültig geschlagen werden. Sudan-Verwendungen ägyptischer Marken sollen gesucht sein.

Literatur: Peter Smith – Egypt: Stamps and Postal History – a Philatelic Treatise - 900 Seiten (übrigens im Bestand der philatelistischen Bücherei Hamburg)

Beispielhafte typische Stempel:

Rechts Typ VIII / links Typ IX (Spezifizierungen von Seymour Blomfield)



Historische Anmerkungen zu Ägypten während der Kurszeit:

• Ägypten war nominell Teil des Osmanischen Reiches. Es gab eine Tributpflicht gegenüber der Hohen Pforte / dem Osmanischen Reich.

• Tatsächlich befand sich Ägypten unter der Herrschaft der Dynastie Muhammad Ali. Diese kam durch den die Wirren des Frankreich-Feldzuges (1799-1803) gegen die Mamluken (Türkisch-Nordkaukasische Krieger-Kaste), deren Zusammenbruch und anschließende gewalttätigen Beseitigung durch den von der Hohen Pforte selbst entsandten Muhammad Ali (letztlich ein aus Kavala stammender, vermutlich albanischstämmiger Kriegsherr) an die Macht.

• Dynastie Muhammad Ali von 1805-1953

• Überaus aggressive Expansionspolitik (Griff nach der Macht durch Bürgerkrieg gegen das Osmanische Reich mit dem Ziel der Ausweitung des Herrschaftsgebietes auf Arabien – konnte nur durch Intervention Europäischer Mächte verhindert werden – Muhammad Alis Preis: Etablierung der vererbbaren Herrschaft seiner Familie über Ägypten)

• Konzentration der Herrschaft danach eben auf Ägypten mit dem hinzueroberten Sudan

• Das Regime hat konsequent den Import westlichen Wissens gefördert, den Baumwollanbau etabliert (damit Großgrundbesitz gefördert) und den Bau des Suez-Kanals betrieben.

• Suez-Kanal: Bau von 1859-1869 – Realisierung durch eine Kapitalgesellschaft unter erheblichen Einfluss französischer Aktionäre (und erstaunlicherweise gegen britischen Widerstand), Aktien-Anteil Ägyptens: 44%

• 1875: Versuch der Eroberung Abessiniens (Äthiopien) schlägt fehl

• 1876: Staatsbankrott – die Verschuldung Ägyptens hatte sich von 3 Mio. zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf 100 Mio. Pfund erhöht (wesentlich hierfür sollen wohl die Aufwendungen für den Bau des Suez-Kanals gewesen sein).

• Verkauf des 44%-Anteils an der Suez Kanal-Gesellschaft an Großbritannien für ca. 4 Mio. Pfund

• Etablierung einer internationalen Finanzaufsicht mit Abpressung von Konzessionen und Bildung paralleler Exekutive zur Durchsetzung von Gläubigerinteressen

• 50% der Staatseinnahmen gehen an die Auslandsgläubiger, hohe Abgabenlast, Vernachlässigung der Beamtenschaft und der Armee einschließlich Entlassungen

• 1879: Beginn nationaler Widerstand (getragen vom Ex-Offizier Urabi – Motto „Ägypten den Ägyptern“), Unruhen – Gewaltausbrüche gegen Europäer

• 1882: Ägyptisch-Britischer Krieg – Großbritannien schlägt die nationale Bewegung militärisch und übernimmt Ägypten defacto als Kolonialmacht ohne den formalen Status Ägyptens zu verändern

• 1885: Mahdi-Aufstand im Sudan, Kontrollverlust
• bis 1898: Krieg gegen die Mahdi-Bewegung, finaler militärischer Sieg 1898
• 1922: Ausrufung Königreich (im Zuge der Auflösung des Osmanischen Reichs) – am Kolonialstatus ändert sich erst einmal nichts

Dank für Informationen zu Ägypten an den Egypt Study Circle.

http://www.egyptstudycircle.org.uk