Thema: Abenteuer auf der Reise – Auge in Auge mit der örtlichen Postverwaltung
Bendix Gruenlich Am: 31.05.2023 23:35:31 Gelesen: 3953# 39@  
Zeit ein neues Kapitel aufzuschlagen.



Genau, die Lusiaden, ein Heldengedicht (das aber die seefahrerischeren Erfolge Portugals verherrlicht, weniger meinen Aufenthalt).

Portugal hat mich einmal 1989 überaus freundlich empfangen, anlässlich eines kleinen Aufenthalts an der Algarve.

Dazu gehört – na klar – immer auch ein Besuch des lokalen Postamts, seinerzeit in Portimao. Dies war ein echter Höhepunkt. Man kam in die Post hinein und da befand sich doch tatsächlich zur linken ein ca. zwei Meter langer Sammlerschalter mit einer überaus bunten Auslage von Portugal, Madeira und Azoren-Ausgaben. Die Verkäuferin, eine propere, kleine ältere lusitanische Dame war vor Ort und Herrin dieses kleinen Standes. Links hinter ihr befand sich ein jahrzehntealter dunkler Geldschrank, und der war voller Sonderausgaben. Rasch war ich als Interessent wahrgenommen und meine Augen gingen gierig über die gezeigten Bestände: eine Vielzahl von Blöcken, viele Sondermarken in der für Portugal typischen Würdigung eines Themas mittels eines Satzes bestehend aus vier bis sechs Marken in einem Design, gerne ergänzt um einen Block mit einem Höchstwert. Ich wählte dies und das aus und die Dame nahm genau wahr, was ich aussuchte und fand im Tresor weitere passende Ausgaben oder Formen (z.B. Heftchen statt Einzelmarken). Die Ausgaben der Jahre 1986-1989 waren vorrätig. Geld war damals bei mir sehr knapp, aber für die für mich damals hohe Summe von DEM 50 / PTE 5.000 hab ich Material mitgenommen. Und sagte nicht der Michel aus der Stadtbücherei, die aktuellen Marken Portugals seinen unbeschränkt frankaturgültig?

Hier eine damals typische Ausgabe, in Markenheftchenform – oben und unten geschnitten und mit einer deutlich geringeren Auflage (60.000) als die voll gezähnten (600.000).



Ich habe das nie vergessen – wurde auch sonst freundlich aufgenommen, und habe für Portugal eine Sympathie entwickelt, die bis heute nicht abgekühlt ist.

Also, 2001 fand ich mich (nach einer privaten Baumaßnahme, die ich früher als geplant und unter Budget abschließen konnte) gut gelaunt, mit einem angemessenen Budget versehen und 10 Tagen unverbrauchten Urlaubs.

Kurz entschlossen habe ich einen Flug nach Faro gebucht, ein paar Sachen gepackt und los gings.

Allerdings Portugal-Sammler werden wissen, was mich für ein Schock erwartete, als ich in den dann aktuellen Michel schaute, bevor ich ein paar Briefmarken aus den 1989-Einkauf in mein Gepäck stecken wollte (um sie zu verbrauchen – die Euro-Einführung nahte). Die Briefmarken werden nämlich regelmäßig in unregelmäßigen Intervallen von drei bis acht Jahren für ungültig erklärt - egal, ob Freimarke oder Sondermarke. Oha, ein ziemlicher Schock, ich kam zu spät.

Auf meiner Rundreise kam ich auch an Portimao vorbei und besuchte die Post, aber der Verkaufsstand, an dem ich seinerzeit bestens bedient wurde, existierte zu meinem großen Bedauern nicht mehr.

Von Lagos sandte ich folgenden Kartengruß nach Hause.



Die Postlerin in Lagos (übrigens ein hübsches Ding und agil - wieder mal der Beweis, dass Briefmarkensammeln ein sinnliches Hobby ist) nahm meine Karte zur Abstempelung entgegen und fragte mich, warum ich denn so viele Marken verklebt hätte (worüber wir Sammler natürlich nur schmunzeln können, denn eine Buntfrankatur macht einfach Freude) und griff dann beherzt zum Stempel, der dann fast reliefartig und gut lesbar abgeschlagen wurde. Gute Arbeit - das korrespondiert schön mit Position der Frankatur, finde ich.

Zwei spannende Details

• Die Freimarken erwarb ich vor Ort, meiner Erinnerung nach in Portimao. Offizielle Gültigkeit noch drei Tage – kaum zu glauben, zumal zur neuesten Freimarkenserie Vögel noch gar keine Kleinstnominalen herausgekommen waren. Ich vermutete, die Marken wurden über ihre Gültigkeit hinaus akzeptiert wenn nicht gar verkauft worden sein (wer zur Praxis der portugiesischen Post diesbezüglich etwas beitragen kann, der tue das gerne)
• Der Stempel: der Ort wird nur in Klammern angegeben – der Schwerpunkt liegt auf der Angabe „Portas de Portugal“, also auf einer Funktion, nicht auf den Ort (Lagos, eigentlich ein Hauptort an der Algarve)
 
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