Thema: Österreich: Amtliche Ganzsachenpostkarten mit privatem Textzudruck
Cantus Am: 04.11.2010 23:22:31 Gelesen: 25327# 5@  
Hallo Stefan,

Zudrucke auf der Adressseite gab es bei österreichischen Ganzsachenpostkarten der ersten zwei Jahrzehnte fast nie; das ist erst eine Erfindung der Moderne. Lediglich Zudrucke, die den Adressaten oder, in späteren Jahren, den Absender der Postsendung bezeichnen, sind ab und zu auf den Karten zu finden. Der rückseitige Zudruck ist auch logisch, denn es sollte damit ja nicht irgendein Sammlerinteresse befriedigt werden, sondern die bedruckten Karten dienten der Arbeitserleichterung beim Versenden von Werbung oder anderer Geschäftspost. Und rückseitig bieten diese Karten zum Bedrucken ausreichend Platz, der vorderseitig wegen der Gestaltung der Adressseite nicht vorhanden ist.

So haben es im Übrigen die Franzosen und die Schweizer damals auch gehalten. Der vorderseitige, zumeist Absenderzudruck war bei den Briten und in den USA besonders weit verbreitet, oftmals allerdings ohne zusätzliche Werbeinformationen. Das reizt mich jedoch nicht so sehr, zumal ich Ganzsachen der USA noch nie gesammelt habe. Im Übrigen wirst du bemerkt haben, dass viele der gezeigten Kartenvorderseiten eher mangelhaft gestempelt sind. Das war leider oft der Fall, ist hier aber völlig unerheblich, da ich ja nicht schöne Ganzsachenkarten zeigen will, sondern das Wesentliche ist der Zudruck, die Vorderseite wird nur der Vollständigkeit halber mit abgedruckt.

Es macht auch keinen Sinn, hier auf Feinheiten der Ganzsachenpostkarten einzugehen. Bis etwa 1897 weisen die österreichischen Ganzsachenpostkarten eine große Zahl von Varietäten auf, das zu zeigen und zu erläutern wäre hier aber der falsche Platz, das hätte eher musealen Charakter. Daher zeige ich weiterhin Zudrucke, die ich als interessant ansehe, sei es, weil da Wörter verwendet werden, die heute kaum noch jemand kennt, sei es, weil es einen Blick in eine schon recht weit zurückliegende Zeit mit - aus heutiger Sicht - teilweise recht merkwürdigen Sitten und Gebräuchen offenbart oder sei es, weil aus den Zudrucken interessante Details des damaligen Handels und sonstigen Gewerbes herausgelesen werden können.

Ich beginne heute mit Zudrucken auf der Karte Mi. P 14. Diese Kartenausgabe (hier in nur deutscher Sprache), die es auch in deutsch-böhmischer, deutsch-ruthenischer und deutsch-slovenischer Sprache gibt, erschien im Oktober 1872. Im Gegensatz zu den vorausgegangenen Ausgaben weist die Kartenrückseite nun keinerlei Vordruck mehr auf, ist also völlig leer und kann deshalb besonders gut für allerlei private Zudrucke genutzt werden. Wegen der im Original leeren Rückseite verzichte ich hier auch darauf, ein amtliches Original der P 14 zu zeigen.

Die heute gezeigten Karten sind ein erster Eindruck, weitere Zudrucke auf der P 14 werden noch folgen.











































Ich hoffe, ich überfrachte dieses Thema nicht dadurch, dass ich meist so lange Serien zeige, aber bei diesem Thema gibt es so unglaublich viel Material, dass es wenig Sinn macht, nur eine oder zwei Karten pro Beitrag abzubilden.

So viel für heute, nun muss ich erst einmal wieder die Zeit finden für's Scannen und Formatieren.

Viele Grüße
Ingo
 
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