Thema: Unterscheidung von Franco und Porto
bayern klassisch Am: 24.06.2023 08:36:37 Gelesen: 1528# 8@  
Liebe Freunde,

eine interessante Fragestellung und interessante Antworten bzw. Belege dazu.

Historisch gesehen kenne ich folgende Termini, die sich an den Primärquellen festmachen:

Franko: Gebühr, die der Absender bei der Postaufgabe entrichtet.

Porto: Gebühr, die der Empfänger bei der Postabgabe entrichtet.

Teilfranko: Gebühr, die der Absender bei der Postaufgabe entrichtet, wenn er nur einen Teil des Laufwegs frankieren kann bzw. muss.

Teilporto: Gebühr, die der Empfänger bei der Postabgabe entrichtet, wenn er nur für einen Teil des Laufwegs Gebühren zu entrichten hat.

Nachporto: Vom Absender bzw. der Aufgabepost zu niedrig frankierte Post, wobei dieser Fehler im Laufe des Transportwegs erkannt und der fehlende Betrag (mit und ohne Zuschläge) vom Empfänger bei der Briefabgabe nacherhoben wird.

Ob man dann die Zuschläge als "Strafporto" benennt, oder "Zuschlagsporto", "Ergänzungsporto" usw. ist eher nebensächlich bzw. einem späteren Terminologiewandel geschuldet.

In den 1860-er Jahren hat die Post allerdings in ihren Reglements, Veröffentlichungen und Ausführungsbestimmungen immer häufiger die beiden einander ausschließenden Begriffe "Franko" und "Porto" zusammengeworfen und nicht mehr unterschieden, obwohl eine Unterscheidung weiterhin sinnvoll gewesen wäre; am Ende redete auch die Post dann immer mehr, bzw. praktisch immer, nur noch von "Porto" und der Begriff "Franko" verschwand immer mehr.

Für meinen Teil möchte ich als Sammler und Postgeschichtler, dass man sich möglichst präzise an die damaligen Fachtermini hält, weil man sonst aneinander vorbei zu reden droht bzw. argumentiert und somit der forscherische Fortschritt erschwert wird.

Viele frühe Marken weisen daher auch zurecht den Begriff "Freimarke" auf, während später auch "Portomarke" erschien, die den Postlern, wie auch dem korrespondierenden Publikum sofort klar machten, worin der Unterschied bestand.

Oft, das am Rande, lese ich bei Ausstellungssammlungen, Katalog- und Auktionsbeschreibungen (auch Attesten) bei Briefen mit Portomarken, dass sie "frankiert" wurden; dies zeugt eher von einer geringen Denkbeschäftigung mit der Materie, die ich bei Phila-Profis wie Prüfern und Auktionatoren eigentlich nicht vermuten würde. Mit Portomarken kann und konnte man nichts frankieren, mit Freimarken schon, denn dafür waren und sind sie da.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Quelle: www.philaseiten.de
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