Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 30.06.2023 14:47:56 Gelesen: 48769# 912@  
Liebe Freunde,

wer würde sich die Mühe machen, bei einem simplen 3 Kreuzer blau - Brief aus Kempten nach Kaufbeuren den Inhalt näher zu betrachten? Vermutlich niemand, zumal die Korrespondenz an Caspar Gerhauser ja jedem Bayernsammler hinlänglich geläufig ist und große Besonderheiten nicht zu erwarten sind. Oder?





Der am 16.2.1860 in Kempten aufgegebene Brief, der am Folgetag bei Gerhauser ankam, wurde nämlich ausweislich seines Inhalts schon am 11.2.1860 in Rosenheim verfasst von einer Maschinenfabrik dort, dessen Namen ich nicht lesen kann.

Entfernung Rosenheim nach Kaufbeuren = 112 km, also klar über 12 Meilen, somit hätte der Brief 6 Kreuzer Franko gekostet.

Entfernung Kempten nach Kaufbeuren = 29 km, also klar unter 12 Meilen, so dass die frankierten 3 Kr. korrekt waren und sich der Absender 3 Kr. gespart hatte.

Große Frage: War das ein Postbetrug? Nach heutiger Definition nein, weil der Brief zwar in Rosenheim schon verschlossen worden war, aber bei einer Postaufgabe in Bayern wohl legal war.

Dennoch wird es der bayer. Post ein kleiner Dorn im ärarischen Auge gewesen sein, auf 3 Kr. verzichten zu müssen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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