Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 04.07.2023 17:15:48 Gelesen: 47501# 924@  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen recommandirten Portobrief der Staats-Schulden-Tilgungs-Special-Cassa in München vom18.7.1839 an den Magistrat der Stadt Eichstätt.

Der Brief war ursprünglich unten links mit dem Vermerk: "R.S. Mit Urkunde" versehen worden, wodurch er bis 1 Pfund (560 g) portofrei bei der Briefpost wiegen durfte.



Dann aber strich man das alles ab und notierte darüber: "recommandirt", wünschte also die portopflichtige Absendung als Einschreiben.

Dafür zahlte man dann 4 Kreuzer in bar für die Einschreibung und ließ den Empfänger 15 Kreuzer Porto berappen.

München-Eichstätt = 88 km = 11,8 Meilen = 4 Kr. einfach, aber dann kämen wir bei höheren Gewichten immer nur auf gerade Zahlen.

Rechnete man aber einen Tick über 12 Meilen, dann wäre das einfache Porto schon 6 x und bei den notierten 15 Kreuzer lag der Brief in der 4. Gewichtsstufe (über 1,5 bis 2 Loth).

Aber nicht nur, dass man in die Spalte für Briefe über 12-18 Meilen gerutsch war, statt über 6-12 Meilen, nein, man hat auch die Reco-Nr. vergessen und das war richtig schlecht.

Im Inhalt lesen wir, dass man in München eine Urkunde über 500 Gulden von Eichstätt zwar erhalten hätte, diese aber zu unterschreiben vergessen worden war, wodurch sie rechtlich nicht gültig war, weswegen München diesen Brief mit anliegender, unvollständiger Urkunde zurück nach Eichstätt schickte, verbunden mit der Bitte, dies umgehend nachzuholen und diese dann erneut in Vorlage zu bringen.

Tja, so ist das eben - wenn mal was schief läuft, dann aber richtig.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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