Thema: Handrollstempel, ungewöhnliche und seltene Beispiele
Stefan Am: 06.07.2023 21:35:14 Gelesen: 85480# 1796@  
@ Shinokuma [#1793]

Was mich in diesem Zusammenhang noch interessieren würde, ist die Frage, warum dieser Brief keine Briefmarke trägt, der von Jürgen in Thread [#1204] gezeigte hingegen schon. Vielleicht hat einer von Euch eine Erklärung dafür.

und

@ filunski [#1794]

Ich bin nun kein Privatpost-Spezialist aber ich denke die Briefmarke/Frankatur ist der Strichcode und der Einlieferer (DRK) lieferte wahrscheinlich die Briefe blanko bei Nordkurier ein und dort wurden sie postalisch weiter behandelt.

Vielleicht findet sich noch ein Privatpostkenner, der das genauer erklären kann?


Es existiert eine ganz banale Erklärung, weshalb die Sendung aus Beitrag [#1793] keine Briefmarke zur Frankatur trägt. Ein Großteil der Sendungen eines Postmitbewerbers sind briefmarkenlos, da es sich hier im Regelfall um Post von Vertragskunden handelt, welche üblicherweise erst im Nachhinein eine Rechnung über die angefallenen Portokosten erhalten. Sendungen, welche mit Briefmarken frankiert sind, weisen ein vorab bezahltes Porto auf. Dafür ist die Briefmarke auch da. Bei diesen Absendern handelt es sich dann üblicherweise um private Absender oder um gewerblich tätige Kleinstkunden, bei denen sich eine Abholung der Tagespost (eigentlich) nicht lohnt. Man darf nicht vergessen, dass auch die Briefmarken der Postmitbewerber generell der Umsatzsteuer unterliegen.

Nordkurier aus Neubrandenburg hatte zu jener Zeit maschinell mit Frankiergerät(en) frankiert - der Frankierfarbe nach mit einer Jetmail vom Hersteller Francotyp-Postalia ([1] und [2] in der Stempeldatenbank). Frankiergeräte lassen Sendungen lediglich bis zu einer gewissen Dicke durch. Was darüber hinaus geht, verstopft den Einzug der Frankieranlage. Zu dick geratene Sendungen und auch unebene Sendungen lassen sich nicht ohne weiteres frankieren (kennzeichnen), sofern man an dieser Stelle nicht zusätzlich mit Frankierstreifen arbeitet. Alternativ kann man auch einen Handroller verwenden um die Sendungen mit dem Namen des Briefdienstleisters und des Datums (Einlieferungsdatum oder geplantes Zustelldatum) zu versehen. Das Unternehmen Nordkurier ist m.W. eines der wenigen Postmitbewerber in Deutschland, welches über eigene Handrollstempel verfügt(e).

Bei der gezeigten Sendung handelte es sich um eine Sendung außerhalb des eigenen Briefzustellgebietes. Die Sendung wurde an den Zustellpartner PIN AG in Berlin gegeben. Der ersichtliche Strichcode stammt von einer Briefsortieranlage, Modell Criterion vom Hersteller BBH. Die einzelnen Criterions sind an den ersten zwei Ziffern des UPOC bestimmbar (hier die Briefsortieranlage 83). Normalerweise enthalten Frankierungen von PIN in Berlin weitere Angaben, u.a. das Firmenlogo von PIN, das Tagesdatum und den Zustellbezirk, Beispiele siehe in [3]. Diese Angaben fehlen hier. Ich gehe davon aus, dass die Sendung im ersten Lauf nicht maschinell sortierbar war und kein zweiter Sortierlauf erfolgte. Der Brief wurde dann manuell anhand der Empfängerangaben absortiert.

Gruß
Stefan

[1] https://www.philastempel.de/stempel/zeigen/134703
[2] https://www.philastempel.de/stempel/zeigen/134851
[3] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?PR=5367

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