Thema: Altdeutschland Bayern Eingehende Briefe
bayern klassisch Am: 13.07.2023 10:27:47 Gelesen: 36161# 697@  
Liebe Freunde,

es versteht sich von selbst, dass seit dem Ende des DÖPV am 1.1.1868, bis auf die Lokalpost, Postaufgaben innerhalb der Vertragsstaaten keine Ersparnis mehr brachten, weil die Gewichte längst gleichgeschaltet waren und Entfernungen keine Rolle mehr spielten. Demnach wäre es nur logisch, dass es ab diesem Zeitpunkt keine Briefe oder Karten aus Ulm mit Postaufgabe in Neu-Ulm mehr geben sollte, vice versa natürlich auch nicht.



Aber der Teufel steckt im Detail, wie uns eine Karte aus Ulm vom 8.5.1875 nach Regensburg zeigt. Als Franko reichte der 1 Kreuzer Wertstempel, denn die Rückseite der Karte war komplett vorgedruckt, so dass sie in den Genuß des Drucksachenfrankos kam - ein gewöhnliche Postkarte hätte immerhin 2 Kr. gekostet, egal von wo aus eingeworfen.

Aber die Leder-Rohwaaren-Handlung A. Moos und Söhne in Ulm hatte offenbar so viele Kunden in Bayern, dass sie zwar Ulm, statt Neu-Ulm auf ihre Karten drucken konnte, die Postaufgabe aber im nahen Neu-Ulm erfolgte, wenn ein Vertreter dieser Firma avisiert wurde (sog. Handels- bzw. Vertreter-Avis). Am Folgetag kam die Karte in Regensburg an und der dortige Lederfärber Paur wird sie freudig gelesen haben.

Das ist die 2. Karte, die ich kenne und ich glaube nicht, dass es heute noch viele dieser Art geben wird.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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