Thema: Altdeutschland Bayern: Portobestimmung von Belegen
bayern klassisch Am: 26.07.2023 12:15:00 Gelesen: 622# 10@  
@ Journalist [#9]

Hallo Jürgen,

War die Anerkennung der 5 Pfennig beim Strafporto eine Kulanzregelung oder gab es hier sogar entsprechende interne Anweisungen?

Schon in der Kreuzerzeit bis 1875 galt, dass bei unfrankierten Sendungen (ungültige Marke = unfrankierte Sendung) der Wert der Marke(n) anzurechnen war, wenn das Poststück in das Land geschickt wurde, in dem die bei der Aufgabe ungültige Marke emittiert wurde. Ich kann nicht genau sagen, wie lange es so gehandhabt wurde, weil ich die Pfennigzeit nicht sammle.

iInteressant ist für mich der Zusatzstempel "Porto Controle - Nürnberg". Da ich wie bekannt eher keine alten Belege sammle, eine Frage zu dem Zusatzstempel.
Gab es soetwas nur in Bayern und wenn ja von wann bis wann ungefähr oder auch in anderen Ländern ? Waren dies extra Postbeamte, die diese Kontrollen durchführten?(/i)

Aufgrund des in den 1870er und 1880er stets stark steigenden Postaufkommens wurde intern festgestellt, dass dem Staat viel Geld verloren ging, weil Sendungen unterfrankiert bzw. unfrankiert zugestellt wurden, ohne nachtaxiert worden zu sein. Daher wurden in den 1890er Jahren (meine ich) fachlich gut ausgebildete Beamte bei größeren Poststellen mit diesen Porto-Controll-Stempeln versehen, die die frankierten Poststücke überprüfen sollten. Stellten sie Unterfrankaturen fest, sollten sie als Zeichen ihrer Kontrolle ihren Stempel vorne abschlagen und die Taxnachberechnung = das Nachporto für den Empfänger vorn notieren.

Diese Porto-Controll-Stempel gab es aber schon in anderen Ländern lange vorher (Österreich z. B.) an Postorten, wo nicht nur viele Postaufgaben erfolgten, sondern auch wo die Post als Relaisstation (Transitpost) fungierte und man schnell die verklebten Franki überprüfen konnte, ohne im ganzen Land herum reisen zu müssen.

In Bayern endete die Porto-Controlle 1920 mit der Aufgabe der bayer. Staatspost. Ich meine aber, dass auch später im Dt. Reich noch Controllen stattfanden, aber das müssen andere beurteilen.

Vermutlich gab es solche Stempel nur in großen Orten?

Ja, an Orten mit nur geringem Postaufkommen hätte es sich kaum rentiert. Jeder dafür eingesetzte Beamte musste ja mehr an Nachporto einfordern, als seine Stelle mit seinem Gehalt kostete, also eine Sache ärarischen Denkens und Handelns der damaligen Staatsposten.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
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