Thema: Neues vom BPP - Bund philatelistischer Prüfer
Attila Am: 03.08.2023 02:24:32 Gelesen: 12619# 179@  
@ Ben 11 [#175]

Hallo Ben,

ich entschuldige mich im Voraus, wenn ich einen Fehler auf Deutsch mache. Es ist immer noch nicht einwandfrei.

Die Expertenfrage ist sehr komplex. Es gibt einige sehr komplizierte Teile, aber in 90 % der Fälle ist es einfach. Um diese zu entscheiden, reicht eine grundlegende oder etwas höhere Qualifikation im Bereich Drucktechnik aus. Dieses Wissensmaterial kann in 2*8 Stunden erworben werden. Die Ausbildungszeit ist bereits länger. Durch sorgfältiges Üben können Sie in nur wenigen Monaten das erforderliche persönliche Niveau erreichen. Dann müssen Sie nur noch einen Experten beauftragen, wenn es sich um Gegenstände handelt, die sehr gefährlich sind oder besondere Kenntnisse erfordern.

Wichtig ist, dass es sich bei der Expertenarbeit neben Fachwissen in erster Linie um eine VERTRAULICHE ANFRAGE handelt!

Das Erkennen von Nachgummi kann mit 99% Sicherheit nahezu perfekt in einer Stunde erlernt werden.

In der Sammleredition wird das Thema streng aus der Richtung der Briefmarke angegangen. Das ist eine schwierige Lösung. Es ist viel einfacher, sich aus der Richtung von Kinderspielzeug und Küchenphänomenen zu nähern. In erster Linie ist es natürlich drucktechnisch, klebtechnisch und einfach physikalisch sinnvoll.

Wenn es in Ordnung ist, gebe ich Ihnen eine kurze Beschreibung. Das habe ich im Philateliekurs bei geselligen Zusammenkünften von Sammlern immer gesagt.

1. Nehmen Sie ein sauberes Blatt Papier und etwas Speiseöl. Geben Sie 4-5 Tropfen des Öls auf eine glatte Plastikfolie oder einen glatten Teller. Im Beispiel wird Öl das Gummimaterial sein.

2. Reißen Sie ein paar 2*5 cm lange Streifen vom Papier ab. Die gewünschte Seite des Papiers wird abgeschnitten, die anderen beiden Seiten werden abgerissen.

3. Reiben Sie die zerrissene Seite des Papiers einige Minuten lang mit der Papierkante mit dem Öl ein. Machen Sie dasselbe mit der geschnittenen Pldala an der Seite.

Ergebnis: Auf der gerissenen Seite nehmen die gerissenen Papierfasern das Öl nahezu auf. Auf der Schnittseite geschieht dies deutlich langsamer.

Erklärung: Das Ende der gerissenen Fasern verhält sich wie das Ende einer trockenen Bürste. Die gebrochenen Fasern verlaufen aufgrund der Oberflächenspannung (Physik) zwischen den Fasern. Zerschnittene Papierfasern hingegen verhalten sich so, als würde man das stumpfe Ende eines Bleistifts ins Wasser stecken. Die Flüssigkeit langsamer einfüllen.

Beim Auflegen des Gummis auf einen Stempel mit abgerissenen Zähnen wird das Gummimaterial zwischen den Fasern an den abgebrochenen Zahnspitzen aufgenommen und trocknet dort. Beim Auftragen der Gummierung auf die gesamte Rundung kommt es zu keiner Bindung, die Papierfasern bleiben an der Oberfläche intakt, das Material der Gummierung trocknet also an der Oberfläche. Nach dem Trocknen wird das Papier leicht durchscheinend und glasig, insbesondere an den Zahnspitzen. Bei längeren, aber domestizierten Papierfasern ist die gesamte Faser von gummiertem Material umgeben. Wie ein elektrischer Draht, die Kunststoffisolierung. Beim Ursprung, bei der Oberflächengummierung, berührt nur ein kleiner Teil der Faser das Gummi, bevor es reißt. Es gelangt nicht in den inneren Teil des Papiers. Daher macht Nachgummi die Papierfaser nach dem Trocknen spröder, härter und steifer. Der Originalgummi verursacht dies nicht.
Ergebnis: An den Zahnspitzen brechen die Wurzeln leichter ab. Die Fasern von Nachgummistempeln an der Zahnspitze sind kürzer und gerader.

Zweites wichtiges Zeichen:

Der gesamte Briefmarkenbogen wird vor der Perforation gummiert. Dadurch kann kein Gummi in der Perforation zurückbleiben. Bei Nachgummi erscheint das dünne Gummimaterial als kleine dünne Wiese. Es ähnelt den Schwimmhäuten zwischen den Zehen der Gänsefüße einer Ente. Wenn also an der Zahnspitze eine Verglasung vorliegt und sich im Inneren des Lochs eine Membran befindet, dann handelt es sich um 100 % Nachgummi.

Drittes Zeichen:

Die Dicke und das Material des Nachbummi weichen immer vom Original ab. Viele, viele Originale und Nachgummistücke muss man mit einer Mikrometer messen. Nachgummi ist fast immer dicker. Der Grund dafür ist, dass es in der Regel von Hand mit einem feinen Pinsel (Fehhaar, Eichhörnchenhaar) hergestellt wird. Normalerweise zeigt eine einfache UV-A/C-Lampe (Banknoteninspektion) auch eine andere Farbe als die beiden Gummis.

Es gibt Sonderfälle, die jedoch nur in 1 % der Fälle eine erfahrene Fachpraxis und besondere Kenntnisse der Klebetechnik erfordern.

Wenn Sie das oben Gesagte ein wenig praktizieren und Ihre Aufmerksamkeit auf andere Bereiche im Leben richten, wird eine Menge Arbeit auf Sie zukommen.

Ich hänge ein Bild an. Es zeigt die Verglasung, die Schwimmmembran und die gebrochene Faser. Daneben steht ein echter. (L: Echt, R: Falschung)



Grüße
Attila
 
Quelle: www.philaseiten.de
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