Thema: (?) (99) USA: Pan Am Transatlantikflüge bis 1945
saintex Am: 22.08.2023 11:24:05 Gelesen: 7777# 48@  
@ Regis [#47]

Zu dem von Dir in Deinem Beitrag [#47] gezeigten Luftpostbrief habe ich eine interessante Ergänzung. Es handelt sich ebenfalls um eine mexikanische Zuleitung zur Beförderung auf der FAM 18 New York - Lissabon



Der Luftpostbrief wurde am 22.11.1939 in der mexikanischen Hafenstadt Veracruz aufgegeben und ist offensichtlich (vgl. Namensgleichheit) an die Heimatanschrift des Absenders in Hannover gerichtet. Wie sich aus den Absenderangaben auf der Rückseite des Luftpostbriefes ergibt, gehörte dieser zur Crew des Norddeutsche Lloyd Dampfers Columbus. Die Columbus – wie viele damals meinten – „das schönste Schiff des Norddeutschen Lloyd“ befand sich Ende August 1939 auf einer Kreuzfahrt durch die Karibik, an Bord mehrheitlich zahlungskräftige us-amerikanische Passagiere. Aufgrund einer entsprechenden Order der Reederei setzte der Kapitän der Columbus die Kreuzfahrtpassagiere aufgrund der drohenden Kriegsgefahr in Kuba an Land und verlegte nach Veracruz im neutralen Mexiko [1]

Nachdem dort Treibstoff und Proviant ergänzt worden waren, lief die Columbus am 14.12.1939 mit Ziel Deutschland wieder aus, in der Hoffnung, ihren britischen Verfolgern ausweichen zu können. Bereits am 19.12.1939 wurde die Columbus jedoch östlich von Kap Hetteras vor der us-amerikanischen Ostküste von dem britischen Zerstörer Hyperion entdeckt. Um die Kaperung der unbewaffnete Columbus durch das britische Kriegsschiff zu verhindern versenkte die Mannschaft der Columbus ihr Schiff selber nachdem sie es zuvor in Brand gesetzt hatte[2]

Die nachfolgende Aufnahme, die vom Bordfotografen der Columbus, Richard Fleischhut gefertigt wurde, zeigt das dramatische Geschehen am 19.12.1939



Im Vordergrund ein Rettungsboot mit Crewmitgliedern der Columbus, im Hintergrund der brennende Luxus-Liner[3]

Der Luftpostbrief ist mit $1.25 und damit portogerecht frankiert. Bei dem Luftposttarif für mexikanische Luftpost auf der FAM 18 handelte es sich um einen Kombi-Tarif (wie z.B. in den USA üblich), der Auslandsporto und Luftpostzuschlag zu einer einheitlichen Gebühr (combined fee) zusammenfasst und je 5 Gramm Gewicht zu bezahlen war. Die combined fee betrug 1939 zunächst $1.15/5 Gramm und stieg ab August 1939 auf $1.25/5 Gramm[4].

Rückseitig sind drei Verschlusszettel der Devisenkontrolle angebracht. Dies lässt darauf schließen, dass der Brief von der Auslandsbriefprüfstelle Berlin zensiert wurde, da diese bis Ende November 1939 zum Verschließen der zensierten Briefe die Verschlusszettel der Devisenkontrolle als Aushilfe für die normalen Zensur-Verschlussstreifen verwendete[5].

Wolfgang

Quellennachweise

[1]YouTube-Video „Die letzte Fahrt der Columbus“
[2]YouTube-Video Fn. 1
[3]Bildquelle: digit.wdr.de
[4]Sienra Alba, Victor A. Historia Postal y Catálogo del Correo Aéreo en México,México D.F., México 3. Aufl. 2011 Seiten 307, 316; Proud, Edward. B., Intercontinental Airmails Vol. 1 : Transatlantic and Pacific, Heathfield/GB 2. Aufl. 2015 Seite 139
[5]Riemer, Die Überwachung des Auslandsbriefverkehrs während des II. Weltkrieges durch deutsche Dienststellen, Düsseldorf 1979 Seite 24; Landsmann, Horst Die Zensur von Zivilpost in Deutschland im 2. Weltkrieg 2. Aufl. Norderstedt September 2019 Seite 53
 
Quelle: www.philaseiten.de
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