Thema: Österreich Ganzsachen Inserat Postkarten
Cantus Am: 05.10.2023 00:30:37 Gelesen: 618# 8@  
@ henrique [#7]

Hallo Henriqoe,

kein Wunder, dass du zu der von dir gezeigten Karte keine weitergehenden Informationen gefunden hast, denn das, was du gezeigt hast, ist keine Inseratpostkarte. Zum besseren Verständnis zitiere ich aus dem Handbuch von Mag. Franz Schneiderbauer:

Die Bezeichnung "Feldpost" ist in diesem Fall ein wenig irreführend. Sie konnte nicht anders gewählt werden, weil auch die diesbezüglichen Ganzsachen die Inschrift "K.U.K. FELDPOST" enthalten. Es handelt sich dabei um Folgendes: Im rückwärtigen Bereich der besetzten Gebiete wurde je nach militärischer Lage eine "Etappenpost" eingerichtet. Diese konnte auch für den privaten Verkehr benutzt werden, die Sendungen waren aber portopflichtig (was für den militärinternen Briefverkehr nie zutrifft). Die Feldpost der militärischen Einheiten war selbstverständlich portofrei. Für den Schriftverkehr von der Armee und Marine in die Heimat und umgekehrt standen Formulare ohne Wertaufdruck zur Verfügung.

Die von dir gezeigte Karte war in den Jahren 1916/17 in Verwendung, allerdings nur im Bereich der Etappenpost. Es gab sie als Doppelpostkarte, wobei der Frageteil oben eine I und der anhängende Antwortteil oben eine II trägt. Abgetrennte Karten, die also nur die I trugen, an denen aber nicht der Antwortteil mit der II dranhing, waren für sich alleine nicht frankaturgültig. Es gab zeitgleich auch fast identische Einzelkarten für den Versand mit der Etappenpost, diese trugen aber nicht die I oben auf der Anschriftseite.

Diese Karten trugen außer dem Wertstempel, dem Text Postkarte und den Adresslinien keine irgendwie gearteten Zudrucke, hatten also leere Rückseiten und auch die linke Spalte neben den Adresslinien war stets beim Verkauf leer.

Im Jahr 1918 wurden nach dem Ende des 1.Weltkriegs Restbestände der Karten als Makulatur verkauft; der aufgedruckte Wertstempel war also nicht mehr postgültig, denn das Etappenpostamt gab es ja auch nicht mehr. Diese Karten wurden dann von privater Seite, mehrheitlich von Briefmarkenhändlern mit privaten Zudrucken versehen und wurden als Formulare aufgebraucht, mussten also, wenn sie denn mit der Post befördert werden sollten, durch Aufkleben der passenden Briefmarken freigemacht werden.

Mir sind bisher nur ganz selten tatsächlich korrekt mit der Post beförderte Zudruckkarten zu Gesicht gekommen, die meisten Karten jedoch, so wie auch deine Karte, wurden von Briefmarkenhändlern mit Werbetexten bedruckt, wanderten dann aber wohl ungebraucht in die Alben der Sammler, denn ungebrauchte Karten mit Werbetexten, aber frankaturungültig, findet man immer wieder einmal im Handel, echt gelaufene dagegen kaum.

Noch ein Wort zu den Inseratpostkarten (Beiträge [#1] bis [#6]). Es handelt sich dabei ausschließlich um Privatganzsachen, nicht jedoch um irgendwelche amtlichen Urkarten, auf die dann nachträglich die Inserate aufgedruckt wurden. Es gibt allerdings im Bereich der Erstflüge Inseratpostkarten, die von Herrn Kosel mit zusätzliche flugpostbezogenen Zudrucken versehen worden sind, das waren in meinen Augen aber Spielereien, denn diese Erstflugkarten wurden fast ausschließlich so adressiert, dass sie wegen falscher Anschrift zum Absender, meistens zu dem Briefmarkenhändler Kosel, zurückbefördert werden mussten.

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass der von dir gezeigte Beleg zwar hübsch anzuschauen ist, aber weder eine Ganzsache noch eine Inseratpostkarte ist, sondern lediglich ein Stückchen Postkartenkarton mit aufgedrucktem Werbetext.

Abschließend noch der Hinweis, dass es zu den Inseratpostkarten eine Übersicht gibt, die mir vorliegt. Wenn ich sie eingescannt habe, werde ich sie hier veröffentlichen.

Viele Grüße
Ingo
 
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