Thema: Das Grading von Briefmarken
TeeKay Am: 16.11.2023 20:45:38 Gelesen: 2693# 2@  
Grading ist ein Trend, den es außerhalb Deutschlands schon seit Jahren bei diversen Sammelprodukten gibt. In der Regel werden die Sammelstücke von einer gewinnorientierten Gradingorganisation nach selbst gewählten Kriterien nach dem Zustand bewertet, ausgedrückt in Prozent bzw. Punkten, und dann zusammen mit dem Gradingresultat in einer Plastikverpackung eingeschweißt.

Vorteile: Die Wahrscheinlichkeit, dass das Sammelstück noch in der Qualität vorliegt, die beim Grading bestand, ist höher, da eingeschweißt. Außerdem können auch total Uninformierte viel Geld ausgeben, da das Grading Sicherheit suggeriert. Ein BPP-Attest sagt nur was über die Echtheit aus, nicht ob Posthornsatz 1 besser ist als Posthornsatz 2. Ein Grading gibt vor, diese Information liefern zu können.

Nachteil: Das ist nur für Investoren geeignet, die das Zeug dann in den Tresor legen - denn die Gradingverpackung verhindert die Lagerung in einem Album.

Das Vorliegen prozentualer Zustandsbeschreibungen führte natürlich sehr schnell zu einem Run auf die best gegradeten Sammelstücke und zu einer Abwertung aller anderen - mit immensen Preisunterschieden. Bei Computerspielen können zwischen zwei Prozentpunkten mehrere hundert Dollar Unterschied liegen. Und natürlich ist das Grading subjektiv. Wer will sicherstellen, dass ein 95% Sammelstück wirklich schlechter ist als ein 96%-Stück? Interessiert aber keinen: Das mit 96% wird viel teurer sein.

Viele Sammler schauen heute nur auf das Attest oder schlimmer sogar nur auf den Signaturstempel, nicht auf das geprüfte Stück selbst. Mit dem Grading wird das ganze noch schlimmer, denn man kann die Marke nicht zur eigenen Prüfung aus der Verpackung entnehmen, ohne das Grading wertlos werden zu lassen. Und dabei stellt das Einschweißen nichtmal sicher, dass das Zeug unverändert bleibt - Stichwort Folienproblematik oder auch Sonneneinstrahlung.
 
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